ches alles angenommen wurde. Meine Mutter konnte es wohl merken, daß man in diesem Hause Absichten auf sie hatte, noch aber war hierüber nichts gesprochen worden, sie wollte einen Antrag abwarten, um ihn mit Geringschätzung zurück zu weisen. Dieses würde ihr Spaß gemacht haben, um sich nicht darum zu bringen, war sie im Bei- sein der Reitmannischen Familie mit dem Lieute- nant etwas zurückhaltend, und that dagegen freund- lich mit dem Sohn desselben. Sein Vater ward dadurch auch würklich verführt, das Glück seines Sohnes für gewiß zu halten, und hatte mit diesem manchen Zank über die Kälte, welche er für Madam Schnitzer in seinem Herzen bemerkte.
Die Verstellung der letzten in Anschung die- ses jungen Mannes hörte aber gänzlich auf, als sie die Hoffnung faßte, sich mit einem der großen Häu- ser aus der Gegend zu alliiren. Sie war nun nicht mehr Meisterinn des Stolzes, der da in ihr tobte, er machte sie überhaupt unbiegsamer und gröber ge- gen alles, was nicht Graf oder Baron war, als jemals, und wenn Flatterfeld, wie wir gesehen ha- ben, um vieles weniger geachtet war, so übte sie gegen Reitmann die ausgezeichnetste Verachtung aus. Eben so kalt ward sie gegen seine Eltern, ihr Besuch wurde einigemal abgewiesen, und Ein-
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ches alles angenommen wurde. Meine Mutter konnte es wohl merken, daß man in dieſem Hauſe Abſichten auf ſie hatte, noch aber war hieruͤber nichts geſprochen worden, ſie wollte einen Antrag abwarten, um ihn mit Geringſchaͤtzung zuruͤck zu weiſen. Dieſes wuͤrde ihr Spaß gemacht haben, um ſich nicht darum zu bringen, war ſie im Bei- ſein der Reitmanniſchen Familie mit dem Lieute- nant etwas zuruͤckhaltend, und that dagegen freund- lich mit dem Sohn deſſelben. Sein Vater ward dadurch auch wuͤrklich verfuͤhrt, das Gluͤck ſeines Sohnes fuͤr gewiß zu halten, und hatte mit dieſem manchen Zank uͤber die Kaͤlte, welche er fuͤr Madam Schnitzer in ſeinem Herzen bemerkte.
Die Verſtellung der letzten in Anſchung die- ſes jungen Mannes hoͤrte aber gaͤnzlich auf, als ſie die Hoffnung faßte, ſich mit einem der großen Haͤu- ſer aus der Gegend zu alliiren. Sie war nun nicht mehr Meiſterinn des Stolzes, der da in ihr tobte, er machte ſie uͤberhaupt unbiegſamer und groͤber ge- gen alles, was nicht Graf oder Baron war, als jemals, und wenn Flatterfeld, wie wir geſehen ha- ben, um vieles weniger geachtet war, ſo uͤbte ſie gegen Reitmann die ausgezeichnetſte Verachtung aus. Eben ſo kalt ward ſie gegen ſeine Eltern, ihr Beſuch wurde einigemal abgewieſen, und Ein-
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ches alles angenommen wurde. Meine Mutter
konnte es wohl merken, daß man in dieſem Hauſe
Abſichten auf ſie hatte, noch aber war hieruͤber
nichts geſprochen worden, ſie wollte einen Antrag
abwarten, um ihn mit Geringſchaͤtzung zuruͤck zu
weiſen. Dieſes wuͤrde ihr Spaß gemacht haben,
um ſich nicht darum zu bringen, war ſie im Bei-
ſein der Reitmanniſchen Familie mit dem Lieute-
nant etwas zuruͤckhaltend, und that dagegen freund-
lich mit dem Sohn deſſelben. Sein Vater ward
dadurch auch wuͤrklich verfuͤhrt, das Gluͤck ſeines
Sohnes fuͤr gewiß zu halten, und hatte mit dieſem
manchen Zank uͤber die Kaͤlte, welche er fuͤr Madam
Schnitzer in ſeinem Herzen bemerkte.
Die Verſtellung der letzten in Anſchung die-
ſes jungen Mannes hoͤrte aber gaͤnzlich auf, als ſie
die Hoffnung faßte, ſich mit einem der großen Haͤu-
ſer aus der Gegend zu alliiren. Sie war nun nicht
mehr Meiſterinn des Stolzes, der da in ihr tobte,
er machte ſie uͤberhaupt unbiegſamer und groͤber ge-
gen alles, was nicht Graf oder Baron war, als
jemals, und wenn Flatterfeld, wie wir geſehen ha-
ben, um vieles weniger geachtet war, ſo uͤbte ſie
gegen Reitmann die ausgezeichnetſte Verachtung
aus. Eben ſo kalt ward ſie gegen ſeine Eltern,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/196>, abgerufen am 23.11.2024.
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