Er war es, der die Büchersammlung meines Va- ters, die meine Mutter nicht veräußert hatte, aus der Vergessenheit rief; sie enthtelt, wie sich der Leser erinnern wird, manches gute Werk, welches denn doch auch zuweilen an die Reihe kam. Wohl zog Confuselius diejenigen Bücher vor, welche am meisten nach seinem Geschmack und durch ihn ge- wählt worden waren; auch gab er sich Mühe, meine Begriffe nach den seinigen zu bilden, da ich aber schon, ehe ich ihn kennen lernte, nicht aufs beste von seinen Verstandesgaben hatte urtheilen lernen, so halfen mir seine Erklärungen und Darstellungen nichts, auch nahm ich überhaupt von dem, was er mir sagte, kein Jota für richtig auf.
Mit Wonnegefühl erblickte er bei dem Bücher- vorrath seine drei Theaterstücke, und trug sie im Triumph in unser Zimmer. Himmelhoch bat er mich, sie zu lesen, und mich dabei im Deklamiren zu üben. Jch thats, wenn ich eben Lust zu scher- zen hatte, die Deklamation, welche man denn von uns hören konnte, hätte in der That jedem Hypo- chondristen, wenn er eben in der finstersten Laune wäre, zum Gesundlachen dienen können. Confuse- lius konnte mir die Abwechselung des Ausdrucks und die Mienen dabei nicht hart und närrisch genug einlernen, ich triebs, wenn ich ihm nach-
ahmte,
Er war es, der die Buͤcherſammlung meines Va- ters, die meine Mutter nicht veraͤußert hatte, aus der Vergeſſenheit rief; ſie enthtelt, wie ſich der Leſer erinnern wird, manches gute Werk, welches denn doch auch zuweilen an die Reihe kam. Wohl zog Confuſelius diejenigen Buͤcher vor, welche am meiſten nach ſeinem Geſchmack und durch ihn ge- waͤhlt worden waren; auch gab er ſich Muͤhe, meine Begriffe nach den ſeinigen zu bilden, da ich aber ſchon, ehe ich ihn kennen lernte, nicht aufs beſte von ſeinen Verſtandesgaben hatte urtheilen lernen, ſo halfen mir ſeine Erklaͤrungen und Darſtellungen nichts, auch nahm ich uͤberhaupt von dem, was er mir ſagte, kein Jota fuͤr richtig auf.
Mit Wonnegefuͤhl erblickte er bei dem Buͤcher- vorrath ſeine drei Theaterſtuͤcke, und trug ſie im Triumph in unſer Zimmer. Himmelhoch bat er mich, ſie zu leſen, und mich dabei im Deklamiren zu uͤben. Jch thats, wenn ich eben Luſt zu ſcher- zen hatte, die Deklamation, welche man denn von uns hoͤren konnte, haͤtte in der That jedem Hypo- chondriſten, wenn er eben in der finſterſten Laune waͤre, zum Geſundlachen dienen koͤnnen. Confuſe- lius konnte mir die Abwechſelung des Ausdrucks und die Mienen dabei nicht hart und naͤrriſch genug einlernen, ich triebs, wenn ich ihm nach-
ahmte,
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Er war es, der die Buͤcherſammlung meines Va-
ters, die meine Mutter nicht veraͤußert hatte, aus
der Vergeſſenheit rief; ſie enthtelt, wie ſich der
Leſer erinnern wird, manches gute Werk, welches
denn doch auch zuweilen an die Reihe kam. Wohl
zog Confuſelius diejenigen Buͤcher vor, welche am
meiſten nach ſeinem Geſchmack und durch ihn ge-
waͤhlt worden waren; auch gab er ſich Muͤhe, meine
Begriffe nach den ſeinigen zu bilden, da ich aber
ſchon, ehe ich ihn kennen lernte, nicht aufs beſte
von ſeinen Verſtandesgaben hatte urtheilen lernen,
ſo halfen mir ſeine Erklaͤrungen und Darſtellungen
nichts, auch nahm ich uͤberhaupt von dem, was er
mir ſagte, kein Jota fuͤr richtig auf.
Mit Wonnegefuͤhl erblickte er bei dem Buͤcher-
vorrath ſeine drei Theaterſtuͤcke, und trug ſie im
Triumph in unſer Zimmer. Himmelhoch bat er
mich, ſie zu leſen, und mich dabei im Deklamiren
zu uͤben. Jch thats, wenn ich eben Luſt zu ſcher-
zen hatte, die Deklamation, welche man denn von
uns hoͤren konnte, haͤtte in der That jedem Hypo-
chondriſten, wenn er eben in der finſterſten Laune
waͤre, zum Geſundlachen dienen koͤnnen. Confuſe-
lius konnte mir die Abwechſelung des Ausdrucks
und die Mienen dabei nicht hart und naͤrriſch
genug einlernen, ich triebs, wenn ich ihm nach-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/186>, abgerufen am 27.11.2024.
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