nicht dazu kommen konnte, etwas bei Seite zu legen.
Nun aber trat ein Umstand ein, der es haupt- sächlich nöthig machte, daß er auf eine ansehnliche Summe Geld dachte. Wider seinen Willen war ein Mädchen im Dorfe durch ihn dem Mutter- stande nahe gekommen, und wußte auf keinen an- dern zu bekennen. Seine Angst, seit sie ihm die- sen fatalen Umstand bekannt gemacht hatte, war unaussprechlich, er bath sie himmelhoch, es zu ver- schweigen, und lieber das Dorf zu meiden. Dazu war sie bereit, nur mußte Geld sein, die Wochen zu halten und das Kind unterzubringen. Pelz hatte mich zu seinem Vertrauten in der Sache gemacht, und mir den Jammer, wenn er die Forderungen des Mädchens nicht erfüllen könnte, aufs lebhafteste geschildert. Nach meiner Denkungsart, wo nichts, was andere betraf, mich rührte, hätte mir sein Kummer eigentlich gleichgültig sein, ja ich hätte mich vielmehr darüber freuen und der erste sein sollen, der es ausgebreitet hätte. Allein Pelz besaß nun einmal meine Gunst, ich wollte ihn nicht gern entbehren, welches, wie er versicherte, doch erfol- gen würde, weil er sich auf und davon machte, wenn es an den Tag käme. Dadurch nun wäre ich um meinen Gehülfen geheimer Freuden gekommen,
welche
nicht dazu kommen konnte, etwas bei Seite zu legen.
Nun aber trat ein Umſtand ein, der es haupt- ſaͤchlich noͤthig machte, daß er auf eine anſehnliche Summe Geld dachte. Wider ſeinen Willen war ein Maͤdchen im Dorfe durch ihn dem Mutter- ſtande nahe gekommen, und wußte auf keinen an- dern zu bekennen. Seine Angſt, ſeit ſie ihm die- ſen fatalen Umſtand bekannt gemacht hatte, war unausſprechlich, er bath ſie himmelhoch, es zu ver- ſchweigen, und lieber das Dorf zu meiden. Dazu war ſie bereit, nur mußte Geld ſein, die Wochen zu halten und das Kind unterzubringen. Pelz hatte mich zu ſeinem Vertrauten in der Sache gemacht, und mir den Jammer, wenn er die Forderungen des Maͤdchens nicht erfuͤllen koͤnnte, aufs lebhafteſte geſchildert. Nach meiner Denkungsart, wo nichts, was andere betraf, mich ruͤhrte, haͤtte mir ſein Kummer eigentlich gleichguͤltig ſein, ja ich haͤtte mich vielmehr daruͤber freuen und der erſte ſein ſollen, der es ausgebreitet haͤtte. Allein Pelz beſaß nun einmal meine Gunſt, ich wollte ihn nicht gern entbehren, welches, wie er verſicherte, doch erfol- gen wuͤrde, weil er ſich auf und davon machte, wenn es an den Tag kaͤme. Dadurch nun waͤre ich um meinen Gehuͤlfen geheimer Freuden gekommen,
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nicht dazu kommen konnte, etwas bei Seite zu
legen.
Nun aber trat ein Umſtand ein, der es haupt-
ſaͤchlich noͤthig machte, daß er auf eine anſehnliche
Summe Geld dachte. Wider ſeinen Willen war
ein Maͤdchen im Dorfe durch ihn dem Mutter-
ſtande nahe gekommen, und wußte auf keinen an-
dern zu bekennen. Seine Angſt, ſeit ſie ihm die-
ſen fatalen Umſtand bekannt gemacht hatte, war
unausſprechlich, er bath ſie himmelhoch, es zu ver-
ſchweigen, und lieber das Dorf zu meiden. Dazu
war ſie bereit, nur mußte Geld ſein, die Wochen
zu halten und das Kind unterzubringen. Pelz hatte
mich zu ſeinem Vertrauten in der Sache gemacht,
und mir den Jammer, wenn er die Forderungen
des Maͤdchens nicht erfuͤllen koͤnnte, aufs lebhafteſte
geſchildert. Nach meiner Denkungsart, wo nichts,
was andere betraf, mich ruͤhrte, haͤtte mir ſein
Kummer eigentlich gleichguͤltig ſein, ja ich haͤtte
mich vielmehr daruͤber freuen und der erſte ſein
ſollen, der es ausgebreitet haͤtte. Allein Pelz beſaß
nun einmal meine Gunſt, ich wollte ihn nicht gern
entbehren, welches, wie er verſicherte, doch erfol-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/175>, abgerufen am 25.11.2024.
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