einander auskämen, und wenn Sie es auch nicht zulassen wollten, setzte er hinzu, daß die Mamma mich wegthäte, so würde sie doch immer böse auf mich werden, wenn Sie ihr Ursache gäben, unzu- frieden zu sein. Thun Sie mir also den Gefallen, immer mit dem vorwillen zu nehmen, was sie Jh- nen giebt, und sehen Sie lieber manchmal was im Stillen wegzukapern, so können wir doch Spas genug haben. Dieser Vorschlag hatte viel Reiz für mich, weil er etwas verbotenes betraf, und ich da- bei Gelegenheit hatte, mich in der Schlauheit zu üben. Die Versuche, welche ich von Stund an machte, meiner Mutter Geld zu entwenden, glück- ten recht gut, und ich freute mich mit Pelzen un- endlich, wenn sie sich über Diebstahl beklagte, bald diesen, bald jenen in Verdacht hatte, sich vornahm aufzupassen, und auch mir den Auftrag gab.
Pelz nahm immer an meiner Casse Theil, denn nicht nur wendete er etwas davon auf Dinge, die ich verlangte, und auf Zeitvertreib nach meinem Sinn, sondern er war auch der erste Mensch, mit dem ichs würklich gut meinte, also durfte er einen zweiten Theil immer für sich behalten. Er brauch- te es, der gute Pelz, denn seine Mädchen verlang- ten bald dies, bald jenes von ihm, weshalb er auch
nicht
einander auskaͤmen, und wenn Sie es auch nicht zulaſſen wollten, ſetzte er hinzu, daß die Mamma mich wegthaͤte, ſo wuͤrde ſie doch immer boͤſe auf mich werden, wenn Sie ihr Urſache gaͤben, unzu- frieden zu ſein. Thun Sie mir alſo den Gefallen, immer mit dem vorwillen zu nehmen, was ſie Jh- nen giebt, und ſehen Sie lieber manchmal was im Stillen wegzukapern, ſo koͤnnen wir doch Spas genug haben. Dieſer Vorſchlag hatte viel Reiz fuͤr mich, weil er etwas verbotenes betraf, und ich da- bei Gelegenheit hatte, mich in der Schlauheit zu uͤben. Die Verſuche, welche ich von Stund an machte, meiner Mutter Geld zu entwenden, gluͤck- ten recht gut, und ich freute mich mit Pelzen un- endlich, wenn ſie ſich uͤber Diebſtahl beklagte, bald dieſen, bald jenen in Verdacht hatte, ſich vornahm aufzupaſſen, und auch mir den Auftrag gab.
Pelz nahm immer an meiner Caſſe Theil, denn nicht nur wendete er etwas davon auf Dinge, die ich verlangte, und auf Zeitvertreib nach meinem Sinn, ſondern er war auch der erſte Menſch, mit dem ichs wuͤrklich gut meinte, alſo durfte er einen zweiten Theil immer fuͤr ſich behalten. Er brauch- te es, der gute Pelz, denn ſeine Maͤdchen verlang- ten bald dies, bald jenes von ihm, weshalb er auch
nicht
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einander auskaͤmen, und wenn Sie es auch nicht
zulaſſen wollten, ſetzte er hinzu, daß die Mamma
mich wegthaͤte, ſo wuͤrde ſie doch immer boͤſe auf
mich werden, wenn Sie ihr Urſache gaͤben, unzu-
frieden zu ſein. Thun Sie mir alſo den Gefallen,
immer mit dem vorwillen zu nehmen, was ſie Jh-
nen giebt, und ſehen Sie lieber manchmal was im
Stillen wegzukapern, ſo koͤnnen wir doch Spas
genug haben. Dieſer Vorſchlag hatte viel Reiz fuͤr
mich, weil er etwas verbotenes betraf, und ich da-
bei Gelegenheit hatte, mich in der Schlauheit zu
uͤben. Die Verſuche, welche ich von Stund an
machte, meiner Mutter Geld zu entwenden, gluͤck-
ten recht gut, und ich freute mich mit Pelzen un-
endlich, wenn ſie ſich uͤber Diebſtahl beklagte, bald
dieſen, bald jenen in Verdacht hatte, ſich vornahm
aufzupaſſen, und auch mir den Auftrag gab.
Pelz nahm immer an meiner Caſſe Theil, denn
nicht nur wendete er etwas davon auf Dinge, die
ich verlangte, und auf Zeitvertreib nach meinem
Sinn, ſondern er war auch der erſte Menſch, mit
dem ichs wuͤrklich gut meinte, alſo durfte er einen
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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