Lebensart nichts schicken, also mußte er auf andere Quellen denken, er fand diese in der Freigebigkeit reicher Studenten, zu deren Diensten er zu allen Stunden war, um ihre lustigen nnd verbothenen Streiche ausführen zu helfen. Allein er war zu plump, und machte es oft so, daß die Streiche herauskamen, wobei er immer die meiste Strafe bekam, und zugleich verlohr er seinen ganzen Credit als Gelegenheitsmacher. Da er durch diese Wider- wärtigkeit auch um die genossenen Zulagen kam, machte er Anschläge aller Art, durch einen dersel- ben hatte er und einige andere seines Schlags einst gute Beure gemacht, es kam aber heraus, er ward relegirt, und wanderte geradesweges der Hei- math zu.
Eben kam er an, als ich die Kostschule er- zähltermaßen verlassen hatte; meine Mutter erklärte da, daß sie lieber wieder einen Hofmeister anneh- men wollte, weil sie doch wohl einmal in ihrem Leben einen guten Menschen bekommen würde. Als dieses vor Georg Pelzen, Adams Vater, kam, siellte er sich ein und empfahl seinen Sohn, den er nicht genug rühmen konnte. Meine Mutter nahm ihn ohne Bedenken und um so lieber, da er der Sohn eines ihrer Unterthanen war, denn dieser, meinte sie, müsse wohl nach ihrer Pfeife tanzen. Dies
geschah
Lebensart nichts ſchicken, alſo mußte er auf andere Quellen denken, er fand dieſe in der Freigebigkeit reicher Studenten, zu deren Dienſten er zu allen Stunden war, um ihre luſtigen nnd verbothenen Streiche ausfuͤhren zu helfen. Allein er war zu plump, und machte es oft ſo, daß die Streiche herauskamen, wobei er immer die meiſte Strafe bekam, und zugleich verlohr er ſeinen ganzen Credit als Gelegenheitsmacher. Da er durch dieſe Wider- waͤrtigkeit auch um die genoſſenen Zulagen kam, machte er Anſchlaͤge aller Art, durch einen derſel- ben hatte er und einige andere ſeines Schlags einſt gute Beure gemacht, es kam aber heraus, er ward relegirt, und wanderte geradesweges der Hei- math zu.
Eben kam er an, als ich die Koſtſchule er- zaͤhltermaßen verlaſſen hatte; meine Mutter erklaͤrte da, daß ſie lieber wieder einen Hofmeiſter anneh- men wollte, weil ſie doch wohl einmal in ihrem Leben einen guten Menſchen bekommen wuͤrde. Als dieſes vor Georg Pelzen, Adams Vater, kam, ſiellte er ſich ein und empfahl ſeinen Sohn, den er nicht genug ruͤhmen konnte. Meine Mutter nahm ihn ohne Bedenken und um ſo lieber, da er der Sohn eines ihrer Unterthanen war, denn dieſer, meinte ſie, muͤſſe wohl nach ihrer Pfeife tanzen. Dies
geſchah
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Lebensart nichts ſchicken, alſo mußte er auf andere
Quellen denken, er fand dieſe in der Freigebigkeit
reicher Studenten, zu deren Dienſten er zu allen
Stunden war, um ihre luſtigen nnd verbothenen
Streiche ausfuͤhren zu helfen. Allein er war zu
plump, und machte es oft ſo, daß die Streiche
herauskamen, wobei er immer die meiſte Strafe
bekam, und zugleich verlohr er ſeinen ganzen Credit
als Gelegenheitsmacher. Da er durch dieſe Wider-
waͤrtigkeit auch um die genoſſenen Zulagen kam,
machte er Anſchlaͤge aller Art, durch einen derſel-
ben hatte er und einige andere ſeines Schlags einſt
gute Beure gemacht, es kam aber heraus, er
ward relegirt, und wanderte geradesweges der Hei-
math zu.
Eben kam er an, als ich die Koſtſchule er-
zaͤhltermaßen verlaſſen hatte; meine Mutter erklaͤrte
da, daß ſie lieber wieder einen Hofmeiſter anneh-
men wollte, weil ſie doch wohl einmal in ihrem
Leben einen guten Menſchen bekommen wuͤrde. Als
dieſes vor Georg Pelzen, Adams Vater, kam, ſiellte
er ſich ein und empfahl ſeinen Sohn, den er nicht
genug ruͤhmen konnte. Meine Mutter nahm ihn
ohne Bedenken und um ſo lieber, da er der Sohn
eines ihrer Unterthanen war, denn dieſer, meinte
ſie, muͤſſe wohl nach ihrer Pfeife tanzen. Dies
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/170>, abgerufen am 24.11.2024.
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