und ein Pfund Knaster, welches alles hin und wie- der gespendet ward, machen ließ was sie wollte. Jhr ahndete, daß er sich zu dem jetzigen Eingriff ge- zwungen gesehen hätte; um hiervon die Gewißheit zu erhalten, erbrach sie den Nullen heimlich mit- gegebenen Brief zuerst, und las folgendes:
Allerwertheste Madam Schnitzerin,
Sie werden sich über den Brief von mir wun- dern, welchen Jhnen der Herr Null mitbringt, und in dem ich Sie wegen ihrer Tochter etwas scharf anlasse und Jhnen Regeln vorschreibe. Aber rech- nen Sie es mir nicht zu, der Buchhändler Busch hat mir so lange zugesetzt, bis ich mich als Vor- mund in die Sache mengen muste. Jch hätte es gern gehen lassen wie es gewollt hätte, aber des Geschreis war zu viel, und wahr ist es, Sie haben Jhre Tochter ein bischen sehr aus der Acht ge- lassen.
Nun da Sie ihr einmal nicht gewogen sind, so lassen Sie Buschen doch die Last mit ihr in Gottes Namen über, aber bestimmen Sie, was Sie jährlich für sie geben wollen. Wenn Sie sich dar- innen widersetzen sollten, so treibt er mich so lange, bis ich deim Pupillen-Collegio einkommen muß und wenn ich nicht alles, wie es bisher gegangen,
melden
und ein Pfund Knaſter, welches alles hin und wie- der geſpendet ward, machen ließ was ſie wollte. Jhr ahndete, daß er ſich zu dem jetzigen Eingriff ge- zwungen geſehen haͤtte; um hiervon die Gewißheit zu erhalten, erbrach ſie den Nullen heimlich mit- gegebenen Brief zuerſt, und las folgendes:
Allerwertheſte Madam Schnitzerin,
Sie werden ſich uͤber den Brief von mir wun- dern, welchen Jhnen der Herr Null mitbringt, und in dem ich Sie wegen ihrer Tochter etwas ſcharf anlaſſe und Jhnen Regeln vorſchreibe. Aber rech- nen Sie es mir nicht zu, der Buchhaͤndler Buſch hat mir ſo lange zugeſetzt, bis ich mich als Vor- mund in die Sache mengen muſte. Jch haͤtte es gern gehen laſſen wie es gewollt haͤtte, aber des Geſchreis war zu viel, und wahr iſt es, Sie haben Jhre Tochter ein bischen ſehr aus der Acht ge- laſſen.
Nun da Sie ihr einmal nicht gewogen ſind, ſo laſſen Sie Buſchen doch die Laſt mit ihr in Gottes Namen uͤber, aber beſtimmen Sie, was Sie jaͤhrlich fuͤr ſie geben wollen. Wenn Sie ſich dar- innen widerſetzen ſollten, ſo treibt er mich ſo lange, bis ich deim Pupillen-Collegio einkommen muß und wenn ich nicht alles, wie es bisher gegangen,
melden
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0138"n="134"/>
und ein Pfund Knaſter, welches alles hin und wie-<lb/>
der geſpendet ward, machen ließ was ſie wollte. Jhr<lb/>
ahndete, daß er ſich zu dem jetzigen Eingriff ge-<lb/>
zwungen geſehen haͤtte; um hiervon die Gewißheit<lb/>
zu erhalten, erbrach ſie den Nullen heimlich mit-<lb/>
gegebenen Brief zuerſt, und las folgendes:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><opener><salute>Allerwertheſte Madam Schnitzerin,</salute></opener><lb/><p>Sie werden ſich uͤber den Brief von mir wun-<lb/>
dern, welchen Jhnen der Herr Null mitbringt, und<lb/>
in dem ich Sie wegen ihrer Tochter etwas ſcharf<lb/>
anlaſſe und Jhnen Regeln vorſchreibe. Aber rech-<lb/>
nen Sie es mir nicht zu, der Buchhaͤndler Buſch<lb/>
hat mir ſo lange zugeſetzt, bis ich mich als Vor-<lb/>
mund in die Sache mengen muſte. Jch haͤtte es<lb/>
gern gehen laſſen wie es gewollt haͤtte, aber des<lb/>
Geſchreis war zu viel, und wahr iſt es, Sie haben<lb/>
Jhre Tochter ein bischen ſehr aus der Acht ge-<lb/>
laſſen.</p><lb/><p>Nun da Sie ihr einmal nicht gewogen ſind,<lb/>ſo laſſen Sie Buſchen doch die Laſt mit ihr in<lb/>
Gottes Namen uͤber, aber beſtimmen Sie, was Sie<lb/>
jaͤhrlich fuͤr ſie geben wollen. Wenn Sie ſich dar-<lb/>
innen widerſetzen ſollten, ſo treibt er mich ſo lange,<lb/>
bis ich deim Pupillen-Collegio einkommen muß<lb/>
und wenn ich nicht alles, wie es bisher gegangen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">melden</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[134/0138]
und ein Pfund Knaſter, welches alles hin und wie-
der geſpendet ward, machen ließ was ſie wollte. Jhr
ahndete, daß er ſich zu dem jetzigen Eingriff ge-
zwungen geſehen haͤtte; um hiervon die Gewißheit
zu erhalten, erbrach ſie den Nullen heimlich mit-
gegebenen Brief zuerſt, und las folgendes:
Allerwertheſte Madam Schnitzerin,
Sie werden ſich uͤber den Brief von mir wun-
dern, welchen Jhnen der Herr Null mitbringt, und
in dem ich Sie wegen ihrer Tochter etwas ſcharf
anlaſſe und Jhnen Regeln vorſchreibe. Aber rech-
nen Sie es mir nicht zu, der Buchhaͤndler Buſch
hat mir ſo lange zugeſetzt, bis ich mich als Vor-
mund in die Sache mengen muſte. Jch haͤtte es
gern gehen laſſen wie es gewollt haͤtte, aber des
Geſchreis war zu viel, und wahr iſt es, Sie haben
Jhre Tochter ein bischen ſehr aus der Acht ge-
laſſen.
Nun da Sie ihr einmal nicht gewogen ſind,
ſo laſſen Sie Buſchen doch die Laſt mit ihr in
Gottes Namen uͤber, aber beſtimmen Sie, was Sie
jaͤhrlich fuͤr ſie geben wollen. Wenn Sie ſich dar-
innen widerſetzen ſollten, ſo treibt er mich ſo lange,
bis ich deim Pupillen-Collegio einkommen muß
und wenn ich nicht alles, wie es bisher gegangen,
melden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/138>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.