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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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werde es durch den Fleiß und die Aufmerksamkeit,
die er an mich wendete, verdienen. Dieser Erklärung
ward hinzugefügt, daß ich ein sehr lebhaftes Kind
wäre, mit dem man zuweilen Nachsicht haben müß-
te, von dem man aber mit gutem alles er-
halten könnte. Null versprach, sich zur vollkomm-
nen Zufriedenheit der Frau Prinzipalinn zu betra-
gen, schmeichelte mir aus allen Kräften, setzte sich
in Garderobe, nahm seine Stelle ein, und ward,
so lange zwischen ihm und mir alles gut gieng,
leidlich gepflegt und behandelt.

Der Aufwand in unserm Hause ward durch alle
diese Einrichtungen ziemlich groß, doch er konnte
bestritten werden. Meine Mutter hatte das bei
Lebzeiten des Vaters gesammelte Capital, welches
nicht klein war, auf Zinsen so untergebracht, daß
sie es zu allen Stunden aufkündigen konnte; etwas
davon war freilich zu der neuen Einrichtung darauf
gegangen, dagegen aber warf ihr das Glück nicht
sechs Wochen nach der vorgenommenen Verände-
rung das große Loos zu. Sie dankte sich nun den
Einfall, in die Lotterie gesetzt zu haben, und hatte
es auch Ursache, denn jetzt war sie in der That
reich.

Dieser Reichthum aber verleitete sie nicht zur
Verschwendung, wo es nicht die Ehre erforderte,

war

werde es durch den Fleiß und die Aufmerkſamkeit,
die er an mich wendete, verdienen. Dieſer Erklaͤrung
ward hinzugefuͤgt, daß ich ein ſehr lebhaftes Kind
waͤre, mit dem man zuweilen Nachſicht haben muͤß-
te, von dem man aber mit gutem alles er-
halten koͤnnte. Null verſprach, ſich zur vollkomm-
nen Zufriedenheit der Frau Prinzipalinn zu betra-
gen, ſchmeichelte mir aus allen Kraͤften, ſetzte ſich
in Garderobe, nahm ſeine Stelle ein, und ward,
ſo lange zwiſchen ihm und mir alles gut gieng,
leidlich gepflegt und behandelt.

Der Aufwand in unſerm Hauſe ward durch alle
dieſe Einrichtungen ziemlich groß, doch er konnte
beſtritten werden. Meine Mutter hatte das bei
Lebzeiten des Vaters geſammelte Capital, welches
nicht klein war, auf Zinſen ſo untergebracht, daß
ſie es zu allen Stunden aufkuͤndigen konnte; etwas
davon war freilich zu der neuen Einrichtung darauf
gegangen, dagegen aber warf ihr das Gluͤck nicht
ſechs Wochen nach der vorgenommenen Veraͤnde-
rung das große Loos zu. Sie dankte ſich nun den
Einfall, in die Lotterie geſetzt zu haben, und hatte
es auch Urſache, denn jetzt war ſie in der That
reich.

Dieſer Reichthum aber verleitete ſie nicht zur
Verſchwendung, wo es nicht die Ehre erforderte,

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[96/0100] werde es durch den Fleiß und die Aufmerkſamkeit, die er an mich wendete, verdienen. Dieſer Erklaͤrung ward hinzugefuͤgt, daß ich ein ſehr lebhaftes Kind waͤre, mit dem man zuweilen Nachſicht haben muͤß- te, von dem man aber mit gutem alles er- halten koͤnnte. Null verſprach, ſich zur vollkomm- nen Zufriedenheit der Frau Prinzipalinn zu betra- gen, ſchmeichelte mir aus allen Kraͤften, ſetzte ſich in Garderobe, nahm ſeine Stelle ein, und ward, ſo lange zwiſchen ihm und mir alles gut gieng, leidlich gepflegt und behandelt. Der Aufwand in unſerm Hauſe ward durch alle dieſe Einrichtungen ziemlich groß, doch er konnte beſtritten werden. Meine Mutter hatte das bei Lebzeiten des Vaters geſammelte Capital, welches nicht klein war, auf Zinſen ſo untergebracht, daß ſie es zu allen Stunden aufkuͤndigen konnte; etwas davon war freilich zu der neuen Einrichtung darauf gegangen, dagegen aber warf ihr das Gluͤck nicht ſechs Wochen nach der vorgenommenen Veraͤnde- rung das große Loos zu. Sie dankte ſich nun den Einfall, in die Lotterie geſetzt zu haben, und hatte es auch Urſache, denn jetzt war ſie in der That reich. Dieſer Reichthum aber verleitete ſie nicht zur Verſchwendung, wo es nicht die Ehre erforderte, war

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/100>, abgerufen am 22.11.2024.