Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Gegen Abend kam Albrecht Busch geschlichen. Herr, sagte Confuselius, entweder Sie haben mich belogen, oder Jhr Vater lügt! Doch Sie haben Wahrheit gesagt: er hat verkauft. Wollen Sie den groben und frechen Brief sehen, den er mir geschrieben hat? Herr Magister, versetzte Albrecht, nachdem er sich gestellt hatte, als ob er läse, die Antwort ist immer, wie die Frage. Jch war eben da, als Jhr Brief einlief; denn ich esse meist zu Hause. Sie mußten in der Lage, in der sie sind, nicht so aus- fallen, und ja nicht gleich von betrügen sprechen. Jch konnte meinen Vater kaum besänftigen; er zog sich schon an, und wollte selbst zu Jhnen lau- fen, denken Sie, was das für ein Lärm geworden wäre; er ist nicht fein, mein Vater! -- Aber -- aber ich sage Jhnen, Sie sollten nicht gleich so hart schreiben, denn betrügen wollte Sie mein Vater doch nicht. Jch vermag etwas über ihn; und da bracht' ich's denn endlich doch so weit, daß er sich wieder auszog und schrieb. -- Nun er hat sich, wie ich aus diesem Briefe sehe, doch ziemlich besänftigen lassen. Jch bitte Sie aber recht sehr, bringen Sie ihn nicht noch mehr auf! -- Con-
Gegen Abend kam Albrecht Buſch geſchlichen. Herr, ſagte Confuſelius, entweder Sie haben mich belogen, oder Jhr Vater luͤgt! Doch Sie haben Wahrheit geſagt: er hat verkauft. Wollen Sie den groben und frechen Brief ſehen, den er mir geſchrieben hat? Herr Magiſter, verſetzte Albrecht, nachdem er ſich geſtellt hatte, als ob er laͤſe, die Antwort iſt immer, wie die Frage. Jch war eben da, als Jhr Brief einlief; denn ich eſſe meiſt zu Hauſe. Sie mußten in der Lage, in der ſie ſind, nicht ſo aus- fallen, und ja nicht gleich von betruͤgen ſprechen. Jch konnte meinen Vater kaum beſaͤnftigen; er zog ſich ſchon an, und wollte ſelbſt zu Jhnen lau- fen, denken Sie, was das fuͤr ein Laͤrm geworden waͤre; er iſt nicht fein, mein Vater! — Aber — aber ich ſage Jhnen, Sie ſollten nicht gleich ſo hart ſchreiben, denn betruͤgen wollte Sie mein Vater doch nicht. Jch vermag etwas uͤber ihn; und da bracht’ ich’s denn endlich doch ſo weit, daß er ſich wieder auszog und ſchrieb. — Nun er hat ſich, wie ich aus dieſem Briefe ſehe, doch ziemlich beſaͤnftigen laſſen. Jch bitte Sie aber recht ſehr, bringen Sie ihn nicht noch mehr auf! — Con-
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Gegen Abend kam Albrecht Buſch geſchlichen.
Herr, ſagte Confuſelius, entweder Sie haben mich
belogen, oder Jhr Vater luͤgt! Doch Sie haben
Wahrheit geſagt: er hat verkauft. Wollen Sie
den groben und frechen Brief ſehen, den er mir
geſchrieben hat?
Herr Magiſter, verſetzte Albrecht, nachdem er
ſich geſtellt hatte, als ob er laͤſe, die Antwort iſt
immer, wie die Frage. Jch war eben da, als Jhr
Brief einlief; denn ich eſſe meiſt zu Hauſe. Sie
mußten in der Lage, in der ſie ſind, nicht ſo aus-
fallen, und ja nicht gleich von betruͤgen ſprechen.
Jch konnte meinen Vater kaum beſaͤnftigen; er
zog ſich ſchon an, und wollte ſelbſt zu Jhnen lau-
fen, denken Sie, was das fuͤr ein Laͤrm geworden
waͤre; er iſt nicht fein, mein Vater! — Aber —
aber ich ſage Jhnen, Sie ſollten nicht gleich ſo
hart ſchreiben, denn betruͤgen wollte Sie mein
Vater doch nicht. Jch vermag etwas uͤber ihn;
und da bracht’ ich’s denn endlich doch ſo weit, daß
er ſich wieder auszog und ſchrieb. — Nun er hat
ſich, wie ich aus dieſem Briefe ſehe, doch ziemlich
beſaͤnftigen laſſen. Jch bitte Sie aber recht ſehr,
bringen Sie ihn nicht noch mehr auf! —
Con-
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/97>, abgerufen am 16.02.2025. |