Hofs hingegen und die Königinn bezeigen schon wäh- rend des Lesens ihr Mißfallen durch Blicke, Mie- nen, Achselzucken u. d. gl. und entfernen sich, bis auf einige wenige, sehr mißvergnügt. Aber der König läßt sie laufen; denn er, als ein kluger Herr, billigt alles, dankt den weisen Männern, verspricht die schnellste Ausführung ihres Plans, und bestimmt noch heute eine Stunde, wo er über verschiedene Artikel noch in seinem Cabinette vertraut mit ih- nen sprechen will.
Jm dritten Act erscheint die Königinn mit ihren Hofdamen. Nach und nach finden sich alle übrigen ein, die vorhin bei Erklärung der neuen Staatseinrichtung zugegen waren und ziehen aufs erbärmlichste darauf los. Die Königinn will noch nicht glauben, daß der König alles so werde ein- führen lassen. Da kommen aber jene, die noch mit angehört hatten, wie er den weisen Männern gedankt, ihre Anordnungen aufs schnellste einzufüh- ren versprochen, und sie zu einer vertrauten Unter- redung in sein Cabinett beschieden hatte und be- richten, was sie vernommen haben.
Nun werden die Hände über den Köpfen zu- sammengeschlagen; Ach und Wehe wird geschrien, endlich aber über die Lage der Dinge nachgedacht, und die Königinn läßt sich bereden, in die Ermor-
dung
Hofs hingegen und die Koͤniginn bezeigen ſchon waͤh- rend des Leſens ihr Mißfallen durch Blicke, Mie- nen, Achſelzucken u. d. gl. und entfernen ſich, bis auf einige wenige, ſehr mißvergnuͤgt. Aber der Koͤnig laͤßt ſie laufen; denn er, als ein kluger Herr, billigt alles, dankt den weiſen Maͤnnern, verſpricht die ſchnellſte Ausfuͤhrung ihres Plans, und beſtimmt noch heute eine Stunde, wo er uͤber verſchiedene Artikel noch in ſeinem Cabinette vertraut mit ih- nen ſprechen will.
Jm dritten Act erſcheint die Koͤniginn mit ihren Hofdamen. Nach und nach finden ſich alle uͤbrigen ein, die vorhin bei Erklaͤrung der neuen Staatseinrichtung zugegen waren und ziehen aufs erbaͤrmlichſte darauf los. Die Koͤniginn will noch nicht glauben, daß der Koͤnig alles ſo werde ein- fuͤhren laſſen. Da kommen aber jene, die noch mit angehoͤrt hatten, wie er den weiſen Maͤnnern gedankt, ihre Anordnungen aufs ſchnellſte einzufuͤh- ren verſprochen, und ſie zu einer vertrauten Unter- redung in ſein Cabinett beſchieden hatte und be- richten, was ſie vernommen haben.
Nun werden die Haͤnde uͤber den Koͤpfen zu- ſammengeſchlagen; Ach und Wehe wird geſchrien, endlich aber uͤber die Lage der Dinge nachgedacht, und die Koͤniginn laͤßt ſich bereden, in die Ermor-
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Hofs hingegen und die Koͤniginn bezeigen ſchon waͤh-
rend des Leſens ihr Mißfallen durch Blicke, Mie-
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auf einige wenige, ſehr mißvergnuͤgt. Aber der
Koͤnig laͤßt ſie laufen; denn er, als ein kluger Herr,
billigt alles, dankt den weiſen Maͤnnern, verſpricht
die ſchnellſte Ausfuͤhrung ihres Plans, und beſtimmt
noch heute eine Stunde, wo er uͤber verſchiedene
Artikel noch in ſeinem Cabinette vertraut mit ih-
nen ſprechen will.
Jm dritten Act erſcheint die Koͤniginn mit
ihren Hofdamen. Nach und nach finden ſich alle
uͤbrigen ein, die vorhin bei Erklaͤrung der neuen
Staatseinrichtung zugegen waren und ziehen aufs
erbaͤrmlichſte darauf los. Die Koͤniginn will noch
nicht glauben, daß der Koͤnig alles ſo werde ein-
fuͤhren laſſen. Da kommen aber jene, die noch
mit angehoͤrt hatten, wie er den weiſen Maͤnnern
gedankt, ihre Anordnungen aufs ſchnellſte einzufuͤh-
ren verſprochen, und ſie zu einer vertrauten Unter-
redung in ſein Cabinett beſchieden hatte und be-
richten, was ſie vernommen haben.
Nun werden die Haͤnde uͤber den Koͤpfen zu-
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endlich aber uͤber die Lage der Dinge nachgedacht,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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