von den Streichen, welche die Marqueurs, der Hausknecht und die Mägde begangen hätten, wor- über sie endlich wohl verdrüßlich werden müßte, besonders da sie nichts, als spitzige Reden von diesen Leuten bekäme, die ihr alles zum Possen thä- ten.
Die Kranke ärgerte sich abermals, redete ihr aber zu, nur Geduld zu haben, und sich an diese Leute nicht zu kehren, sondern hübsch alles, wie bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die Meinung zu sagen, worinnen sie und Herr Schn[it]- zer ihr schon beistehn würden. Sie sollte, setzte sie hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth- schaft allein überlassen sein würde: und wenn sie immer ihre Pflicht thäte; so würde Herr Schnit- zer nicht allein sehr gut mit ihr umgehen, sondern sie auch mit der Zeit versorgen, wie sie ja vorhin von ungefähr selbst gehört hätte.
Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der Suschens Galle aufs neue rege machte: da sie aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom Bedenken in ihrem Testamente sprach, so hielt Suschen an sich, versprach alles Gutes, und ver- biß für den übrigen Abend ihren Verdruß noch gut genug, indem sie sich entschloß, wenigstens doch zu nehmen, was sie haben könnte, und sich
nicht
von den Streichen, welche die Marqueurs, der Hausknecht und die Maͤgde begangen haͤtten, wor- uͤber ſie endlich wohl verdruͤßlich werden muͤßte, beſonders da ſie nichts, als ſpitzige Reden von dieſen Leuten bekaͤme, die ihr alles zum Poſſen thaͤ- ten.
Die Kranke aͤrgerte ſich abermals, redete ihr aber zu, nur Geduld zu haben, und ſich an dieſe Leute nicht zu kehren, ſondern huͤbſch alles, wie bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die Meinung zu ſagen, worinnen ſie und Herr Schn[it]- zer ihr ſchon beiſtehn wuͤrden. Sie ſollte, ſetzte ſie hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth- ſchaft allein uͤberlaſſen ſein wuͤrde: und wenn ſie immer ihre Pflicht thaͤte; ſo wuͤrde Herr Schnit- zer nicht allein ſehr gut mit ihr umgehen, ſondern ſie auch mit der Zeit verſorgen, wie ſie ja vorhin von ungefaͤhr ſelbſt gehoͤrt haͤtte.
Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der Suschens Galle aufs neue rege machte: da ſie aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom Bedenken in ihrem Teſtamente ſprach, ſo hielt Suschen an ſich, verſprach alles Gutes, und ver- biß fuͤr den uͤbrigen Abend ihren Verdruß noch gut genug, indem ſie ſich entſchloß, wenigſtens doch zu nehmen, was ſie haben koͤnnte, und ſich
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von den Streichen, welche die Marqueurs, der
Hausknecht und die Maͤgde begangen haͤtten, wor-
uͤber ſie endlich wohl verdruͤßlich werden muͤßte,
beſonders da ſie nichts, als ſpitzige Reden von
dieſen Leuten bekaͤme, die ihr alles zum Poſſen thaͤ-
ten.
Die Kranke aͤrgerte ſich abermals, redete ihr
aber zu, nur Geduld zu haben, und ſich an dieſe
Leute nicht zu kehren, ſondern huͤbſch alles, wie
bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die
Meinung zu ſagen, worinnen ſie und Herr Schnit-
zer ihr ſchon beiſtehn wuͤrden. Sie ſollte, ſetzte ſie
hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth-
ſchaft allein uͤberlaſſen ſein wuͤrde: und wenn ſie
immer ihre Pflicht thaͤte; ſo wuͤrde Herr Schnit-
zer nicht allein ſehr gut mit ihr umgehen, ſondern
ſie auch mit der Zeit verſorgen, wie ſie ja vorhin
von ungefaͤhr ſelbſt gehoͤrt haͤtte.
Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der
Suschens Galle aufs neue rege machte: da ſie
aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom
Bedenken in ihrem Teſtamente ſprach, ſo hielt
Suschen an ſich, verſprach alles Gutes, und ver-
biß fuͤr den uͤbrigen Abend ihren Verdruß noch
gut genug, indem ſie ſich entſchloß, wenigſtens
doch zu nehmen, was ſie haben koͤnnte, und ſich
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/52>, abgerufen am 22.11.2024.
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