Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
selbst, ob nicht das alles in der Christenheit täg- lich ohne sonderliche Verheimlichung sogar mit Zweck geschieht? -- und das geht so hin. Damit Sie sich aber über meine Mutter nicht zu sehr ärgern, sei Jhnen gesagt, daß es nur immer beim Vorsatz blieb und mein Vater Schnitzer den Tod wenig- stens nicht durch ihre unmittelbare Anstalt empfieng, so ist sie also eben so gerecht als hundert andere. Sie blieb, das muß ich zu ihrem Ruhme sagen, nach erlangtem Zweck, bis zu ihrer Entbindung meist gütig gegen ihren Mann, so gar sprach sie mit ihm über die Namen des Kindes, wenn es ein Sohn wäre. Sie wünschte ihn Friedrich zu nennen, weil das doch einmal der Name vieler Monarchen ge- wesen wär und noch immer großen Prinzen gege- ben würde. Schnitzer hatte nichts einzuwenden, wollte aber Nicolaus angehängt haben, weil sein lieber Vater so geheißen hätte. Suschen wußte, daß Baron Treff diesen Namen auch führte, und es ein Familienname der uralten Freiherrn von Treff, die sich von den alten Aegyptern herschrie- ben, sei; sie war es also zufrieden. Kraft dieses Uebereinkommens ward ich Friedrich Nico- laus getauft, als ich einen Monat darnach zur Freude aller, die Theil an mir hatten, mit einem lebhaften Geschrei zur Welt kam und vier Tage dar
ſelbſt, ob nicht das alles in der Chriſtenheit taͤg- lich ohne ſonderliche Verheimlichung ſogar mit Zweck geſchieht? — und das geht ſo hin. Damit Sie ſich aber uͤber meine Mutter nicht zu ſehr aͤrgern, ſei Jhnen geſagt, daß es nur immer beim Vorſatz blieb und mein Vater Schnitzer den Tod wenig- ſtens nicht durch ihre unmittelbare Anſtalt empfieng, ſo iſt ſie alſo eben ſo gerecht als hundert andere. Sie blieb, das muß ich zu ihrem Ruhme ſagen, nach erlangtem Zweck, bis zu ihrer Entbindung meiſt guͤtig gegen ihren Mann, ſo gar ſprach ſie mit ihm uͤber die Namen des Kindes, wenn es ein Sohn waͤre. Sie wuͤnſchte ihn Friedrich zu nennen, weil das doch einmal der Name vieler Monarchen ge- weſen waͤr und noch immer großen Prinzen gege- ben wuͤrde. Schnitzer hatte nichts einzuwenden, wollte aber Nicolaus angehaͤngt haben, weil ſein lieber Vater ſo geheißen haͤtte. Suschen wußte, daß Baron Treff dieſen Namen auch fuͤhrte, und es ein Familienname der uralten Freiherrn von Treff, die ſich von den alten Aegyptern herſchrie- ben, ſei; ſie war es alſo zufrieden. Kraft dieſes Uebereinkommens ward ich Friedrich Nico- laus getauft, als ich einen Monat darnach zur Freude aller, die Theil an mir hatten, mit einem lebhaften Geſchrei zur Welt kam und vier Tage dar
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ſelbſt, ob nicht das alles in der Chriſtenheit taͤg-
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Zweck geſchieht? — und das geht ſo hin. Damit Sie
ſich aber uͤber meine Mutter nicht zu ſehr aͤrgern,
ſei Jhnen geſagt, daß es nur immer beim Vorſatz
blieb und mein Vater Schnitzer den Tod wenig-
ſtens nicht durch ihre unmittelbare Anſtalt empfieng,
ſo iſt ſie alſo eben ſo gerecht als hundert andere.
Sie blieb, das muß ich zu ihrem Ruhme ſagen,
nach erlangtem Zweck, bis zu ihrer Entbindung meiſt
guͤtig gegen ihren Mann, ſo gar ſprach ſie mit ihm
uͤber die Namen des Kindes, wenn es ein Sohn
waͤre. Sie wuͤnſchte ihn Friedrich zu nennen, weil
das doch einmal der Name vieler Monarchen ge-
weſen waͤr und noch immer großen Prinzen gege-
ben wuͤrde. Schnitzer hatte nichts einzuwenden,
wollte aber Nicolaus angehaͤngt haben, weil ſein
lieber Vater ſo geheißen haͤtte. Suschen wußte,
daß Baron Treff dieſen Namen auch fuͤhrte, und
es ein Familienname der uralten Freiherrn von
Treff, die ſich von den alten Aegyptern herſchrie-
ben, ſei; ſie war es alſo zufrieden. Kraft dieſes
Uebereinkommens ward ich Friedrich Nico-
laus getauft, als ich einen Monat darnach zur
Freude aller, die Theil an mir hatten, mit einem
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