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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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lichkeit und Ueberlegung thun, was ihr gutdünkte,
sondern sie glaubte, wegen der Absicht, die sie
hatte, wenn ja etwas sündliches dabei sein sollte,
dadurch abgebüßt zu haben, daß sie ihr sauer er-
worbnes Gut dem Manne, den sie eigentlich nicht
liebte, vermacht und ihn dadurch ihre Zuneigung
und ihr Vertraun gezeigt hatte.

Jst es aber möglich, sagte, als ich bis hieher
war, Celestin, daß Jhre Mutter so boshaft sein
und Mordgedanken hegen konnte? So was ist ja
unerhört!

Nicht so unerhört als Sie denken, versetzte
ich, glauben Sie mir auf mein Wort, daß man-
cher Mann und manche Frau, die man an ihrer
Sünde gestorben glaubt, an der Sünde ihrer Gat-
ten sterben. Das Morden und jedes Verbrechen
ist den Thiermenschen, die es nemlich den Herzen
nach sind, nichts mehr als andre Thaten, die Sie,
mein Herr, Uebelthaten nennen, wenns nur heim-
lich genug geschehen kann. Freilich so lange man
so starke Stücke nicht nöthig hat, giebt man sich
die Mühe nicht, sie auszuüben. Und dann denken
sie doch an ihre Bibel! Da steht ja ausdrücklich,
daß alles Mord ist, was den Nebenmenschen an
Körper und Gesundheit beschädigt, ja blos ein üb-
ler Wunsch wird dahin gerechnet, nun sagen Sie
selbst,
lichkeit und Ueberlegung thun, was ihr gutduͤnkte,
ſondern ſie glaubte, wegen der Abſicht, die ſie
hatte, wenn ja etwas ſuͤndliches dabei ſein ſollte,
dadurch abgebuͤßt zu haben, daß ſie ihr ſauer er-
worbnes Gut dem Manne, den ſie eigentlich nicht
liebte, vermacht und ihn dadurch ihre Zuneigung
und ihr Vertraun gezeigt hatte.

Jſt es aber moͤglich, ſagte, als ich bis hieher
war, Celeſtin, daß Jhre Mutter ſo boshaft ſein
und Mordgedanken hegen konnte? So was iſt ja
unerhoͤrt!

Nicht ſo unerhoͤrt als Sie denken, verſetzte
ich, glauben Sie mir auf mein Wort, daß man-
cher Mann und manche Frau, die man an ihrer
Suͤnde geſtorben glaubt, an der Suͤnde ihrer Gat-
ten ſterben. Das Morden und jedes Verbrechen
iſt den Thiermenſchen, die es nemlich den Herzen
nach ſind, nichts mehr als andre Thaten, die Sie,
mein Herr, Uebelthaten nennen, wenns nur heim-
lich genug geſchehen kann. Freilich ſo lange man
ſo ſtarke Stuͤcke nicht noͤthig hat, giebt man ſich
die Muͤhe nicht, ſie auszuuͤben. Und dann denken
ſie doch an ihre Bibel! Da ſteht ja ausdruͤcklich,
daß alles Mord iſt, was den Nebenmenſchen an
Koͤrper und Geſundheit beſchaͤdigt, ja blos ein uͤb-
ler Wunſch wird dahin gerechnet, nun ſagen Sie
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[397/0403] lichkeit und Ueberlegung thun, was ihr gutduͤnkte, ſondern ſie glaubte, wegen der Abſicht, die ſie hatte, wenn ja etwas ſuͤndliches dabei ſein ſollte, dadurch abgebuͤßt zu haben, daß ſie ihr ſauer er- worbnes Gut dem Manne, den ſie eigentlich nicht liebte, vermacht und ihn dadurch ihre Zuneigung und ihr Vertraun gezeigt hatte. Jſt es aber moͤglich, ſagte, als ich bis hieher war, Celeſtin, daß Jhre Mutter ſo boshaft ſein und Mordgedanken hegen konnte? So was iſt ja unerhoͤrt! Nicht ſo unerhoͤrt als Sie denken, verſetzte ich, glauben Sie mir auf mein Wort, daß man- cher Mann und manche Frau, die man an ihrer Suͤnde geſtorben glaubt, an der Suͤnde ihrer Gat- ten ſterben. Das Morden und jedes Verbrechen iſt den Thiermenſchen, die es nemlich den Herzen nach ſind, nichts mehr als andre Thaten, die Sie, mein Herr, Uebelthaten nennen, wenns nur heim- lich genug geſchehen kann. Freilich ſo lange man ſo ſtarke Stuͤcke nicht noͤthig hat, giebt man ſich die Muͤhe nicht, ſie auszuuͤben. Und dann denken ſie doch an ihre Bibel! Da ſteht ja ausdruͤcklich, daß alles Mord iſt, was den Nebenmenſchen an Koͤrper und Geſundheit beſchaͤdigt, ja blos ein uͤb- ler Wunſch wird dahin gerechnet, nun ſagen Sie ſelbſt,

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/403>, abgerufen am 27.11.2024.