Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
sie einst, es ist doch möglich, und ich will nicht aus der Welt gehn ohne Dir einen Beweis meiner Liebe gegeben zu haben. Jch habe Dir alles zu danken und will Dir jetzt gestehn, daß ich mir, seit ich Deine Frau bin, was gesammelt habe. Du wirst es nach meinem Tode findeu und Dich über den Segen wundern. Aber es soll ihn niemand haben als mein lieber Jacob, der doch wohl seinen Kindern einst alles hinterlassen und für sie sorgen wird. Thue mir den Gefallen einen Notarius ru- fen zu lassen und das Morgen, ich werde dann erst ruhig sein. Schnitzer wollte Einwendungen machen, aber sie bat ihn so zärtlich, daß er nachgab. Er wäre vielleicht von selbst beschämt gewesen, daß er noch nicht auf den Einfall gekommen war, seine Frau im Fall seines Todes zu bedenken, aber um mehrerer Gewisheit willen brachte sie es fein ge- nug so herum, daß er noch näher daran erinnert wurde. Das Testament wurde von beiden Seiten also gemacht und eins war des andern Universal- erbe, wozu auch der Herr Notarius für einen Louis- d'or, den ihm Madam Schnitzer apart gab, seine Ueberredungskunst anwandte. Nun war Suschen wirklich ruhig, nicht nur konnte sie jetzt, wenn sie ihr bevorstehendes Wo- chenbett glücklich überstanden hätte, mit Bequem- lichkeit
ſie einſt, es iſt doch moͤglich, und ich will nicht aus der Welt gehn ohne Dir einen Beweis meiner Liebe gegeben zu haben. Jch habe Dir alles zu danken und will Dir jetzt geſtehn, daß ich mir, ſeit ich Deine Frau bin, was geſammelt habe. Du wirſt es nach meinem Tode findeu und Dich uͤber den Segen wundern. Aber es ſoll ihn niemand haben als mein lieber Jacob, der doch wohl ſeinen Kindern einſt alles hinterlaſſen und fuͤr ſie ſorgen wird. Thue mir den Gefallen einen Notarius ru- fen zu laſſen und das Morgen, ich werde dann erſt ruhig ſein. Schnitzer wollte Einwendungen machen, aber ſie bat ihn ſo zaͤrtlich, daß er nachgab. Er waͤre vielleicht von ſelbſt beſchaͤmt geweſen, daß er noch nicht auf den Einfall gekommen war, ſeine Frau im Fall ſeines Todes zu bedenken, aber um mehrerer Gewisheit willen brachte ſie es fein ge- nug ſo herum, daß er noch naͤher daran erinnert wurde. Das Teſtament wurde von beiden Seiten alſo gemacht und eins war des andern Univerſal- erbe, wozu auch der Herr Notarius fuͤr einen Louis- d’or, den ihm Madam Schnitzer apart gab, ſeine Ueberredungskunſt anwandte. Nun war Suschen wirklich ruhig, nicht nur konnte ſie jetzt, wenn ſie ihr bevorſtehendes Wo- chenbett gluͤcklich uͤberſtanden haͤtte, mit Bequem- lichkeit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#FEL"> <p><pb facs="#f0402" n="396"/> ſie einſt, es iſt doch moͤglich, und ich will nicht<lb/> aus der Welt gehn ohne Dir einen Beweis meiner<lb/> Liebe gegeben zu haben. Jch habe Dir alles zu<lb/> danken und will Dir jetzt geſtehn, daß ich mir, ſeit<lb/> ich Deine Frau bin, was geſammelt habe. Du<lb/> wirſt es nach meinem Tode findeu und Dich uͤber<lb/> den Segen wundern. Aber es ſoll ihn niemand<lb/> haben als mein lieber Jacob, der doch wohl ſeinen<lb/> Kindern einſt alles hinterlaſſen und fuͤr ſie ſorgen<lb/> wird. Thue mir den Gefallen einen Notarius ru-<lb/> fen zu laſſen und das Morgen, ich werde dann erſt<lb/> ruhig ſein. Schnitzer wollte Einwendungen machen,<lb/> aber ſie bat ihn ſo zaͤrtlich, daß er nachgab. Er<lb/> waͤre vielleicht von ſelbſt beſchaͤmt geweſen, daß er<lb/> noch nicht auf den Einfall gekommen war, ſeine<lb/> Frau im Fall ſeines Todes zu bedenken, aber um<lb/> mehrerer Gewisheit willen brachte ſie es fein ge-<lb/> nug ſo herum, daß er noch naͤher daran erinnert<lb/> wurde. Das Teſtament wurde von beiden Seiten<lb/> alſo gemacht und eins war des andern Univerſal-<lb/> erbe, wozu auch der Herr Notarius fuͤr einen Louis-<lb/> d’or, den ihm Madam Schnitzer apart gab, ſeine<lb/> Ueberredungskunſt anwandte.</p><lb/> <p>Nun war Suschen wirklich ruhig, nicht nur<lb/> konnte ſie jetzt, wenn ſie ihr bevorſtehendes Wo-<lb/> chenbett gluͤcklich uͤberſtanden haͤtte, mit Bequem-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lichkeit</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [396/0402]
ſie einſt, es iſt doch moͤglich, und ich will nicht
aus der Welt gehn ohne Dir einen Beweis meiner
Liebe gegeben zu haben. Jch habe Dir alles zu
danken und will Dir jetzt geſtehn, daß ich mir, ſeit
ich Deine Frau bin, was geſammelt habe. Du
wirſt es nach meinem Tode findeu und Dich uͤber
den Segen wundern. Aber es ſoll ihn niemand
haben als mein lieber Jacob, der doch wohl ſeinen
Kindern einſt alles hinterlaſſen und fuͤr ſie ſorgen
wird. Thue mir den Gefallen einen Notarius ru-
fen zu laſſen und das Morgen, ich werde dann erſt
ruhig ſein. Schnitzer wollte Einwendungen machen,
aber ſie bat ihn ſo zaͤrtlich, daß er nachgab. Er
waͤre vielleicht von ſelbſt beſchaͤmt geweſen, daß er
noch nicht auf den Einfall gekommen war, ſeine
Frau im Fall ſeines Todes zu bedenken, aber um
mehrerer Gewisheit willen brachte ſie es fein ge-
nug ſo herum, daß er noch naͤher daran erinnert
wurde. Das Teſtament wurde von beiden Seiten
alſo gemacht und eins war des andern Univerſal-
erbe, wozu auch der Herr Notarius fuͤr einen Louis-
d’or, den ihm Madam Schnitzer apart gab, ſeine
Ueberredungskunſt anwandte.
Nun war Suschen wirklich ruhig, nicht nur
konnte ſie jetzt, wenn ſie ihr bevorſtehendes Wo-
chenbett gluͤcklich uͤberſtanden haͤtte, mit Bequem-
lichkeit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |