Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
sich endlich darein, da sie überlegte, daß, wie sie jetzt geborgen wäre, das, was die Fanchon sagen oder beginnen möchte, ihr nicht sonderlich schaden könnte. Aber diese konnte es ohnmöglich gelassen ertragen, daß sie, die Stifterinn dieser Feste, jetzt davon hinweggedrängt sein sollte. Was Madame Schnitzer, ja selbst die Frau Ba- roninn für Widerwärtigkeiten von ihrer Rache zu überstehn hatten, wie die beiden letzten selbst uneins wurden und welche erbauliche Geschichten aus dem allen erfolgten, werde ich meinen Lesern im zweiten Theil darthun. Für jetzt bin ich willens, endlich einmal in der sichtbaren Welt meinen Platz einzunehmen und melde demnach zuförderst, daß meine Mutter mich unter dem Herzen trug. Sie hatte während ihrer Schwangerschaft, oder doch die meiste Zeit hin- durch zu viel Beschäftigungen und konnte nicht, wie bei den vorigen Schwangerschaften beständig auf neue Zärteleien raffiniren, daher auch Schni- tzer weniger Plage hatte. Er war aber auch dafür eine geraume Zeit mehr als jemals ein Geschöpf, dem man nur zur Noth erlaubte im Hause zu spei- sen und zu schlafen. Seine zum drittenmal ge- segnete Frau hatte selten Zeit einige Worte mit ihm zu sprechen, er war froh, wenn diese noch so ziem-
ſich endlich darein, da ſie uͤberlegte, daß, wie ſie jetzt geborgen waͤre, das, was die Fanchon ſagen oder beginnen moͤchte, ihr nicht ſonderlich ſchaden koͤnnte. Aber dieſe konnte es ohnmoͤglich gelaſſen ertragen, daß ſie, die Stifterinn dieſer Feſte, jetzt davon hinweggedraͤngt ſein ſollte. Was Madame Schnitzer, ja ſelbſt die Frau Ba- roninn fuͤr Widerwaͤrtigkeiten von ihrer Rache zu uͤberſtehn hatten, wie die beiden letzten ſelbſt uneins wurden und welche erbauliche Geſchichten aus dem allen erfolgten, werde ich meinen Leſern im zweiten Theil darthun. Fuͤr jetzt bin ich willens, endlich einmal in der ſichtbaren Welt meinen Platz einzunehmen und melde demnach zufoͤrderſt, daß meine Mutter mich unter dem Herzen trug. Sie hatte waͤhrend ihrer Schwangerſchaft, oder doch die meiſte Zeit hin- durch zu viel Beſchaͤftigungen und konnte nicht, wie bei den vorigen Schwangerſchaften beſtaͤndig auf neue Zaͤrteleien raffiniren, daher auch Schni- tzer weniger Plage hatte. Er war aber auch dafuͤr eine geraume Zeit mehr als jemals ein Geſchoͤpf, dem man nur zur Noth erlaubte im Hauſe zu ſpei- ſen und zu ſchlafen. Seine zum drittenmal ge- ſegnete Frau hatte ſelten Zeit einige Worte mit ihm zu ſprechen, er war froh, wenn dieſe noch ſo ziem-
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ſich endlich darein, da ſie uͤberlegte, daß, wie
ſie jetzt geborgen waͤre, das, was die Fanchon
ſagen oder beginnen moͤchte, ihr nicht ſonderlich
ſchaden koͤnnte. Aber dieſe konnte es ohnmoͤglich
gelaſſen ertragen, daß ſie, die Stifterinn dieſer
Feſte, jetzt davon hinweggedraͤngt ſein ſollte.
Was Madame Schnitzer, ja ſelbſt die Frau Ba-
roninn fuͤr Widerwaͤrtigkeiten von ihrer Rache
zu uͤberſtehn hatten, wie die beiden letzten ſelbſt
uneins wurden und welche erbauliche Geſchichten
aus dem allen erfolgten, werde ich meinen Leſern
im zweiten Theil darthun.
Fuͤr jetzt bin ich willens, endlich einmal in
der ſichtbaren Welt meinen Platz einzunehmen und
melde demnach zufoͤrderſt, daß meine Mutter mich
unter dem Herzen trug. Sie hatte waͤhrend ihrer
Schwangerſchaft, oder doch die meiſte Zeit hin-
durch zu viel Beſchaͤftigungen und konnte nicht,
wie bei den vorigen Schwangerſchaften beſtaͤndig
auf neue Zaͤrteleien raffiniren, daher auch Schni-
tzer weniger Plage hatte. Er war aber auch dafuͤr
eine geraume Zeit mehr als jemals ein Geſchoͤpf,
dem man nur zur Noth erlaubte im Hauſe zu ſpei-
ſen und zu ſchlafen. Seine zum drittenmal ge-
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