an der Seite, indem beide Hände, in einander ge- faltet, auf dem Bauche ruhten, dicht vor den ar- men Fremden, deren Thränen sie begleitete. Sie fragte nur immer, unter den mitleidigsten Aus- rufungen, nach allen Umständen, tröstete mit un- ter die Leidtragenden, und ermahnte sie, etwas zu sich zu nehmen, indem sie ihnen noch ein ander Gerichte geben hieß.
Die Grenadierwitwe langte, um diese wohl- thätige Frau immermehr zu überzeugen, daß sie ihr Mitleid verdiene, ihres Mannes Todtenschein aus dem Handkorbe, erzählte dann, daß sie noch zwei kleine Kinder in der Garnison bei einer Muh- me gelassen hätte, und meinte auf die Frage, ob sie denn ihr Landesfürst nicht sammt den Kindern versorgen würde? daraus würde wohl nicht viel werden.
Jmmer mehr neigte sich das gute Herz der Frau Schnitzern zu diesen armen Leuten; sie ließ ihnen einen frischen Krug Bier geben, sagte, wenn sie etwa sehr müde wären, könnten sie wohl bis den folgenden Tag bei ihr ausruhn, und erbot sich, ih- nen in einem Kämmerchen eine Lagerstadt einzuge- ben, indem sie Mutter und Tochter für hübsche ehrliche Leute ansähe. Daß sie dieses wären, be- stätigte die Mutter sehr weitläuftig; und Suschen
beob-
E
an der Seite, indem beide Haͤnde, in einander ge- faltet, auf dem Bauche ruhten, dicht vor den ar- men Fremden, deren Thraͤnen ſie begleitete. Sie fragte nur immer, unter den mitleidigſten Aus- rufungen, nach allen Umſtaͤnden, troͤſtete mit un- ter die Leidtragenden, und ermahnte ſie, etwas zu ſich zu nehmen, indem ſie ihnen noch ein ander Gerichte geben hieß.
Die Grenadierwitwe langte, um dieſe wohl- thaͤtige Frau immermehr zu uͤberzeugen, daß ſie ihr Mitleid verdiene, ihres Mannes Todtenſchein aus dem Handkorbe, erzaͤhlte dann, daß ſie noch zwei kleine Kinder in der Garniſon bei einer Muh- me gelaſſen haͤtte, und meinte auf die Frage, ob ſie denn ihr Landesfuͤrſt nicht ſammt den Kindern verſorgen wuͤrde? daraus wuͤrde wohl nicht viel werden.
Jmmer mehr neigte ſich das gute Herz der Frau Schnitzern zu dieſen armen Leuten; ſie ließ ihnen einen friſchen Krug Bier geben, ſagte, wenn ſie etwa ſehr muͤde waͤren, koͤnnten ſie wohl bis den folgenden Tag bei ihr ausruhn, und erbot ſich, ih- nen in einem Kaͤmmerchen eine Lagerſtadt einzuge- ben, indem ſie Mutter und Tochter fuͤr huͤbſche ehrliche Leute anſaͤhe. Daß ſie dieſes waͤren, be- ſtaͤtigte die Mutter ſehr weitlaͤuftig; und Suschen
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an der Seite, indem beide Haͤnde, in einander ge-
faltet, auf dem Bauche ruhten, dicht vor den ar-
men Fremden, deren Thraͤnen ſie begleitete. Sie
fragte nur immer, unter den mitleidigſten Aus-
rufungen, nach allen Umſtaͤnden, troͤſtete mit un-
ter die Leidtragenden, und ermahnte ſie, etwas
zu ſich zu nehmen, indem ſie ihnen noch ein ander
Gerichte geben hieß.
Die Grenadierwitwe langte, um dieſe wohl-
thaͤtige Frau immermehr zu uͤberzeugen, daß ſie
ihr Mitleid verdiene, ihres Mannes Todtenſchein
aus dem Handkorbe, erzaͤhlte dann, daß ſie noch
zwei kleine Kinder in der Garniſon bei einer Muh-
me gelaſſen haͤtte, und meinte auf die Frage, ob
ſie denn ihr Landesfuͤrſt nicht ſammt den Kindern
verſorgen wuͤrde? daraus wuͤrde wohl nicht viel
werden.
Jmmer mehr neigte ſich das gute Herz der
Frau Schnitzern zu dieſen armen Leuten; ſie ließ
ihnen einen friſchen Krug Bier geben, ſagte, wenn
ſie etwa ſehr muͤde waͤren, koͤnnten ſie wohl bis den
folgenden Tag bei ihr ausruhn, und erbot ſich, ih-
nen in einem Kaͤmmerchen eine Lagerſtadt einzuge-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/39>, abgerufen am 18.12.2024.
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