besuchte oder nicht. Felß hätte also das Glück ha- ben können, daß sie ihn wenigstens unangefochten laufen ließ, wenn er ihr nicht unglücklicher Weise nachher noch Ursach zum Zorn gegeben hätte. Mei- ne Leser werden es im folgenden Abschnitt erfah- ren, wie gröblich er sich an ihr versündigte.
Dem ehrlichen Johann Jacob, welcher nichts davon ahndete, daß seine theure Hälfte die Stif- terinn der Zerrüttung unter den Buschischen und Rosenbergischen Familien war, ward seine häusli- che mehrere Ruhe und die Hofnung eines Sohns durch diese Geschichten nicht wenig verbittert, er sprach oft mit Suschen davon, welche, da sie ih- ren Zweck erlangt hatte, Gelassenheit genug gefaßt hatte, um an sich halten zu können, und wo nicht auch Misfallen daran zu bezeugen, doch ohne Scha- denfreude zu verrathen, darüber zu sprechen, das schlimmste, was sie dann zuweilen anhängte, war, daß Albrecht diese Verdrüßlichkeiten an ihr verdient hätte, welches Schnitzer mit Stillschweigen über- gieng.
Sie erfreute ihn beim Ausgang des Frühjahrs mit -- einer gesunden und wohlgestalten Tochter; und ich bin herzlich froh, daß die Dirne endlich da ist, weil ich nun so glücklich bin, meinen Le- sern zu melden, daß ich, der nur ein Jahr spä-
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beſuchte oder nicht. Felß haͤtte alſo das Gluͤck ha- ben koͤnnen, daß ſie ihn wenigſtens unangefochten laufen ließ, wenn er ihr nicht ungluͤcklicher Weiſe nachher noch Urſach zum Zorn gegeben haͤtte. Mei- ne Leſer werden es im folgenden Abſchnitt erfah- ren, wie groͤblich er ſich an ihr verſuͤndigte.
Dem ehrlichen Johann Jacob, welcher nichts davon ahndete, daß ſeine theure Haͤlfte die Stif- terinn der Zerruͤttung unter den Buſchiſchen und Roſenbergiſchen Familien war, ward ſeine haͤusli- che mehrere Ruhe und die Hofnung eines Sohns durch dieſe Geſchichten nicht wenig verbittert, er ſprach oft mit Suschen davon, welche, da ſie ih- ren Zweck erlangt hatte, Gelaſſenheit genug gefaßt hatte, um an ſich halten zu koͤnnen, und wo nicht auch Misfallen daran zu bezeugen, doch ohne Scha- denfreude zu verrathen, daruͤber zu ſprechen, das ſchlimmſte, was ſie dann zuweilen anhaͤngte, war, daß Albrecht dieſe Verdruͤßlichkeiten an ihr verdient haͤtte, welches Schnitzer mit Stillſchweigen uͤber- gieng.
Sie erfreute ihn beim Ausgang des Fruͤhjahrs mit — einer geſunden und wohlgeſtalten Tochter; und ich bin herzlich froh, daß die Dirne endlich da iſt, weil ich nun ſo gluͤcklich bin, meinen Le- ſern zu melden, daß ich, der nur ein Jahr ſpaͤ-
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beſuchte oder nicht. Felß haͤtte alſo das Gluͤck ha-
ben koͤnnen, daß ſie ihn wenigſtens unangefochten
laufen ließ, wenn er ihr nicht ungluͤcklicher Weiſe
nachher noch Urſach zum Zorn gegeben haͤtte. Mei-
ne Leſer werden es im folgenden Abſchnitt erfah-
ren, wie groͤblich er ſich an ihr verſuͤndigte.
Dem ehrlichen Johann Jacob, welcher nichts
davon ahndete, daß ſeine theure Haͤlfte die Stif-
terinn der Zerruͤttung unter den Buſchiſchen und
Roſenbergiſchen Familien war, ward ſeine haͤusli-
che mehrere Ruhe und die Hofnung eines Sohns
durch dieſe Geſchichten nicht wenig verbittert, er
ſprach oft mit Suschen davon, welche, da ſie ih-
ren Zweck erlangt hatte, Gelaſſenheit genug gefaßt
hatte, um an ſich halten zu koͤnnen, und wo nicht
auch Misfallen daran zu bezeugen, doch ohne Scha-
denfreude zu verrathen, daruͤber zu ſprechen, das
ſchlimmſte, was ſie dann zuweilen anhaͤngte, war,
daß Albrecht dieſe Verdruͤßlichkeiten an ihr verdient
haͤtte, welches Schnitzer mit Stillſchweigen uͤber-
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Sie erfreute ihn beim Ausgang des Fruͤhjahrs
mit — einer geſunden und wohlgeſtalten Tochter;
und ich bin herzlich froh, daß die Dirne endlich
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/365>, abgerufen am 27.11.2024.
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