ausreden ließ mit unter dem Betrug bei Albrech- ten gesteckt hatte. Er war nun wieder ein Bettler, ein Herumtreiber, ein schlechter Kerl, doch traute sie sich nicht mehr öffentlich zu schimpfen, sie hät- te sich zu oft widersprechen müssen und fürchtete sich auch vor einem neuen Verdruß, wobei ihr der unangenehme Auftritt einfiel, welchen Treff auf dem Caffechause gehabt hatte.
Jetzt wünschte sie diesen sehnlich zurück und aufs heftigste erwachte ihr Grimm auf Buschen und Sophien, wenn sie bedachte, daß die vorgefal- lenen Händel mit an seinem Entschluß, nicht wie- der in diese Stadt zu kommen, Schuld wären. So- phie war freilich an allem, was vorgefallen, voll- kommen unschuldig, aber sie war es ja, die ihr Buschens Liebe entzogen hatte, (von der ihr zu- weilen träumte, er würde sie, ohne die Dazwi- schenkunft dieser Person ihr nicht entzogen, folglich sich auch jenen Streich nicht haben zu Schulden kommen lassen;) also mußte Sophie für alles büßen.
Sie hatte nicht übel Lust, obwohl es schon tief im Sommer war als sie den Einfall bekam, noch ins Bad gehn, wozu ihr ihre schwächliche Gesund- heit ziemlichen Vorwand gegeben hätte; da sie aber nicht wußte, in welchem Bad Treff eben wäre (denn er hatte beschlossen, mehrere zu besuchen);
so
ausreden ließ mit unter dem Betrug bei Albrech- ten geſteckt hatte. Er war nun wieder ein Bettler, ein Herumtreiber, ein ſchlechter Kerl, doch traute ſie ſich nicht mehr oͤffentlich zu ſchimpfen, ſie haͤt- te ſich zu oft widerſprechen muͤſſen und fuͤrchtete ſich auch vor einem neuen Verdruß, wobei ihr der unangenehme Auftritt einfiel, welchen Treff auf dem Caffechauſe gehabt hatte.
Jetzt wuͤnſchte ſie dieſen ſehnlich zuruͤck und aufs heftigſte erwachte ihr Grimm auf Buſchen und Sophien, wenn ſie bedachte, daß die vorgefal- lenen Haͤndel mit an ſeinem Entſchluß, nicht wie- der in dieſe Stadt zu kommen, Schuld waͤren. So- phie war freilich an allem, was vorgefallen, voll- kommen unſchuldig, aber ſie war es ja, die ihr Buſchens Liebe entzogen hatte, (von der ihr zu- weilen traͤumte, er wuͤrde ſie, ohne die Dazwi- ſchenkunft dieſer Perſon ihr nicht entzogen, folglich ſich auch jenen Streich nicht haben zu Schulden kommen laſſen;) alſo mußte Sophie fuͤr alles buͤßen.
Sie hatte nicht uͤbel Luſt, obwohl es ſchon tief im Sommer war als ſie den Einfall bekam, noch ins Bad gehn, wozu ihr ihre ſchwaͤchliche Geſund- heit ziemlichen Vorwand gegeben haͤtte; da ſie aber nicht wußte, in welchem Bad Treff eben waͤre (denn er hatte beſchloſſen, mehrere zu beſuchen);
ſo
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ausreden ließ mit unter dem Betrug bei Albrech-
ten geſteckt hatte. Er war nun wieder ein Bettler,
ein Herumtreiber, ein ſchlechter Kerl, doch traute
ſie ſich nicht mehr oͤffentlich zu ſchimpfen, ſie haͤt-
te ſich zu oft widerſprechen muͤſſen und fuͤrchtete
ſich auch vor einem neuen Verdruß, wobei ihr der
unangenehme Auftritt einfiel, welchen Treff auf
dem Caffechauſe gehabt hatte.
Jetzt wuͤnſchte ſie dieſen ſehnlich zuruͤck und
aufs heftigſte erwachte ihr Grimm auf Buſchen
und Sophien, wenn ſie bedachte, daß die vorgefal-
lenen Haͤndel mit an ſeinem Entſchluß, nicht wie-
der in dieſe Stadt zu kommen, Schuld waͤren. So-
phie war freilich an allem, was vorgefallen, voll-
kommen unſchuldig, aber ſie war es ja, die ihr
Buſchens Liebe entzogen hatte, (von der ihr zu-
weilen traͤumte, er wuͤrde ſie, ohne die Dazwi-
ſchenkunft dieſer Perſon ihr nicht entzogen, folglich
ſich auch jenen Streich nicht haben zu Schulden
kommen laſſen;) alſo mußte Sophie fuͤr alles buͤßen.
Sie hatte nicht uͤbel Luſt, obwohl es ſchon
tief im Sommer war als ſie den Einfall bekam, noch
ins Bad gehn, wozu ihr ihre ſchwaͤchliche Geſund-
heit ziemlichen Vorwand gegeben haͤtte; da ſie aber
nicht wußte, in welchem Bad Treff eben waͤre
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/344>, abgerufen am 25.11.2024.
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