Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
werben. Sophie empfand ebenfalls Neigung für Albrechten, die Heirath war von beiden Seiten an- nehmlich; es kam also nicht nur unter ihnen, son- dern auch bei den beiderseitigen Verwandten sehr bald zur Sprache und Gewisheit. Noch war die Sache zwar nicht öffentlich bekannt, aber die mei- sten von Buschens und Sophiens Bekanntschaft wußten es, und durch sie kam es auch an fremde- re Personen. -- Jch kann nicht sagen, wie es kam, daß Madam Schnitzer hiervon nichts gehört hatte, genug sie hatte nichts davon vernommen und ahn- dete nichts weniger, als daß Albrecht in Begriff sei, eine Braut heimzuführen. Die Fanchon war bestimmt, ihr diese verzwei- felte Nachricht zuerst mitzutheilen, und diese und jene mehr erwähnte Treulosigkeit auf einmal zu offenbaren. Zweimahl war sie im Gasthof ge- wesen ohne Suschen zu Hause zu finden, zum drit- tenmal endlich konnte sie ihr Herz entledigen. Ma- dam Schnitzer traute kaum ihren Ohren, sie woll- te zweifeln, doch die Fanchon überzeugte sie durch Auseinandersetzung des kleinsten Umstandes über beide Punkte. Jch weiß nicht, ob meine Leser je einem Erdbe- ben, einem Orkan, einem ununterbrochenen Bli- tzen von den stärksten Donnerschlägen begleitet und einem
werben. Sophie empfand ebenfalls Neigung fuͤr Albrechten, die Heirath war von beiden Seiten an- nehmlich; es kam alſo nicht nur unter ihnen, ſon- dern auch bei den beiderſeitigen Verwandten ſehr bald zur Sprache und Gewisheit. Noch war die Sache zwar nicht oͤffentlich bekannt, aber die mei- ſten von Buſchens und Sophiens Bekanntſchaft wußten es, und durch ſie kam es auch an fremde- re Perſonen. — Jch kann nicht ſagen, wie es kam, daß Madam Schnitzer hiervon nichts gehoͤrt hatte, genug ſie hatte nichts davon vernommen und ahn- dete nichts weniger, als daß Albrecht in Begriff ſei, eine Braut heimzufuͤhren. Die Fanchon war beſtimmt, ihr dieſe verzwei- felte Nachricht zuerſt mitzutheilen, und dieſe und jene mehr erwaͤhnte Treuloſigkeit auf einmal zu offenbaren. Zweimahl war ſie im Gaſthof ge- weſen ohne Suschen zu Hauſe zu finden, zum drit- tenmal endlich konnte ſie ihr Herz entledigen. Ma- dam Schnitzer traute kaum ihren Ohren, ſie woll- te zweifeln, doch die Fanchon uͤberzeugte ſie durch Auseinanderſetzung des kleinſten Umſtandes uͤber beide Punkte. Jch weiß nicht, ob meine Leſer je einem Erdbe- ben, einem Orkan, einem ununterbrochenen Bli- tzen von den ſtaͤrkſten Donnerſchlaͤgen begleitet und einem
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werben. Sophie empfand ebenfalls Neigung fuͤr
Albrechten, die Heirath war von beiden Seiten an-
nehmlich; es kam alſo nicht nur unter ihnen, ſon-
dern auch bei den beiderſeitigen Verwandten ſehr
bald zur Sprache und Gewisheit. Noch war die
Sache zwar nicht oͤffentlich bekannt, aber die mei-
ſten von Buſchens und Sophiens Bekanntſchaft
wußten es, und durch ſie kam es auch an fremde-
re Perſonen. — Jch kann nicht ſagen, wie es kam,
daß Madam Schnitzer hiervon nichts gehoͤrt hatte,
genug ſie hatte nichts davon vernommen und ahn-
dete nichts weniger, als daß Albrecht in Begriff ſei,
eine Braut heimzufuͤhren.
Die Fanchon war beſtimmt, ihr dieſe verzwei-
felte Nachricht zuerſt mitzutheilen, und dieſe
und jene mehr erwaͤhnte Treuloſigkeit auf einmal
zu offenbaren. Zweimahl war ſie im Gaſthof ge-
weſen ohne Suschen zu Hauſe zu finden, zum drit-
tenmal endlich konnte ſie ihr Herz entledigen. Ma-
dam Schnitzer traute kaum ihren Ohren, ſie woll-
te zweifeln, doch die Fanchon uͤberzeugte ſie durch
Auseinanderſetzung des kleinſten Umſtandes uͤber
beide Punkte.
Jch weiß nicht, ob meine Leſer je einem Erdbe-
ben, einem Orkan, einem ununterbrochenen Bli-
tzen von den ſtaͤrkſten Donnerſchlaͤgen begleitet und
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