also auf einmal eine Frau am Halse; so gehts, wenn die Herren denken, sie können die Bürger- mädchen mißbrauchen, wie sie wollen," u. s. w. Mit einem Worte, dieses Selbstgespräch war vol- ler Sentenzen.
Das junge Ehepaar kam hierauf nebst den an- dern wieder zum Vorscheine. Der Prediger gratu- lirte nochmals. Dieses thaten auch die Aeltern und der Bruder der jungen Frau, die nun den Of- ficier als Sohn und Bruder aufs zärtlichste umarm- ten. Der Fremde, den der Bruder mitgebracht hatte, sagte auch viel schönes. Der neue Ehemann bezeigte sich sehr zufrieden, seine Pflicht erfüllt zu haben, und dankte herzlich allen, die ihn dazu ge- nöthigt hatten, versicherte auch, daß er sein Caro- linchen zärtlich liebte, und daß sie, so viel an ihm läge, an seiner Hand glücklich sein sollte.
Dieses rührte die Eltern bis zu Thränen; sie gaben den lieben Kindern ihren Segen; jedes der Anwesenden sagte noch etwas schönes, und der Va- ter gab, damit die Zuschauer doch zuletzt noch et- was zu lachen hätten, dem Bedienten zwei Caro- lins, worüber dieser vor Freuden wie rasend her- umsprang, und dann die Scene mit den witzigen Worten beschloß: das war eine besondere Nacht;
mein
B 4
alſo auf einmal eine Frau am Halſe; ſo gehts, wenn die Herren denken, ſie koͤnnen die Buͤrger- maͤdchen mißbrauchen, wie ſie wollen,” u. ſ. w. Mit einem Worte, dieſes Selbſtgeſpraͤch war vol- ler Sentenzen.
Das junge Ehepaar kam hierauf nebſt den an- dern wieder zum Vorſcheine. Der Prediger gratu- lirte nochmals. Dieſes thaten auch die Aeltern und der Bruder der jungen Frau, die nun den Of- ficier als Sohn und Bruder aufs zaͤrtlichſte umarm- ten. Der Fremde, den der Bruder mitgebracht hatte, ſagte auch viel ſchoͤnes. Der neue Ehemann bezeigte ſich ſehr zufrieden, ſeine Pflicht erfuͤllt zu haben, und dankte herzlich allen, die ihn dazu ge- noͤthigt hatten, verſicherte auch, daß er ſein Caro- linchen zaͤrtlich liebte, und daß ſie, ſo viel an ihm laͤge, an ſeiner Hand gluͤcklich ſein ſollte.
Dieſes ruͤhrte die Eltern bis zu Thraͤnen; ſie gaben den lieben Kindern ihren Segen; jedes der Anweſenden ſagte noch etwas ſchoͤnes, und der Va- ter gab, damit die Zuſchauer doch zuletzt noch et- was zu lachen haͤtten, dem Bedienten zwei Caro- lins, woruͤber dieſer vor Freuden wie raſend her- umſprang, und dann die Scene mit den witzigen Worten beſchloß: das war eine beſondere Nacht;
mein
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alſo auf einmal eine Frau am Halſe; ſo gehts,
wenn die Herren denken, ſie koͤnnen die Buͤrger-
maͤdchen mißbrauchen, wie ſie wollen,” u. ſ. w.
Mit einem Worte, dieſes Selbſtgeſpraͤch war vol-
ler Sentenzen.
Das junge Ehepaar kam hierauf nebſt den an-
dern wieder zum Vorſcheine. Der Prediger gratu-
lirte nochmals. Dieſes thaten auch die Aeltern
und der Bruder der jungen Frau, die nun den Of-
ficier als Sohn und Bruder aufs zaͤrtlichſte umarm-
ten. Der Fremde, den der Bruder mitgebracht
hatte, ſagte auch viel ſchoͤnes. Der neue Ehemann
bezeigte ſich ſehr zufrieden, ſeine Pflicht erfuͤllt zu
haben, und dankte herzlich allen, die ihn dazu ge-
noͤthigt hatten, verſicherte auch, daß er ſein Caro-
linchen zaͤrtlich liebte, und daß ſie, ſo viel an ihm
laͤge, an ſeiner Hand gluͤcklich ſein ſollte.
Dieſes ruͤhrte die Eltern bis zu Thraͤnen; ſie
gaben den lieben Kindern ihren Segen; jedes der
Anweſenden ſagte noch etwas ſchoͤnes, und der Va-
ter gab, damit die Zuſchauer doch zuletzt noch et-
was zu lachen haͤtten, dem Bedienten zwei Caro-
lins, woruͤber dieſer vor Freuden wie raſend her-
umſprang, und dann die Scene mit den witzigen
Worten beſchloß: das war eine beſondere Nacht;
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/29>, abgerufen am 23.11.2024.
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