er den Buchhändler, ihn, wenn jener ankäme, so- gleich, doch unter einem andern Vorwand, hinbe- scheiden zu lassen, nur daß es ja an keinen andern als ihn selbst ausgerichtet, und nichts von Felßen erwähnt würde, wofern ihn der Bote nicht allein fände. Diese Vertraulichkeit konnte er wagen, weil der Buchhändler ein alter Bekannter von ihm und kein andrer als Albrecht Busch war.
Dieser hatte, weil sein Vetter in Amsterdam gestorben, und die Handlung an dessen Erben ge- fallen war, nicht Lust bei diesem zu bleiben, woll- te sich überhaupt selbst etabliren und das am lieb- sten in seiner Vaterstadt. Da es sich nun fügte, daß der Buchhändler, der Felßens Werk angenom- men hatte, auch abgieng, so trat Albrecht diese Handlung an, ward also Felßens Verleger, und zu- gleich sein Freund und Bewunderer.
Albrechts Neigung zu muthwilligen Streichen haben meine Leser bei den Geschichten des Magi- ster Confuselius gesehen, allein er war so einfältig, sich nichts von der Art zu erlauben, wenn wirk- liches Leiden eines fühlenden Herzens daraus er- wachsen wäre; welchen Zwang ich mir niemals anthat. Er wußte bereits so wie mehrere, daß Schnitzer ein großer Dulder war, und bekam jetzt durch ihn selbst einen Beweis der Wahrheit. Der
Vorsatz
er den Buchhaͤndler, ihn, wenn jener ankaͤme, ſo- gleich, doch unter einem andern Vorwand, hinbe- ſcheiden zu laſſen, nur daß es ja an keinen andern als ihn ſelbſt ausgerichtet, und nichts von Felßen erwaͤhnt wuͤrde, wofern ihn der Bote nicht allein faͤnde. Dieſe Vertraulichkeit konnte er wagen, weil der Buchhaͤndler ein alter Bekannter von ihm und kein andrer als Albrecht Buſch war.
Dieſer hatte, weil ſein Vetter in Amſterdam geſtorben, und die Handlung an deſſen Erben ge- fallen war, nicht Luſt bei dieſem zu bleiben, woll- te ſich uͤberhaupt ſelbſt etabliren und das am lieb- ſten in ſeiner Vaterſtadt. Da es ſich nun fuͤgte, daß der Buchhaͤndler, der Felßens Werk angenom- men hatte, auch abgieng, ſo trat Albrecht dieſe Handlung an, ward alſo Felßens Verleger, und zu- gleich ſein Freund und Bewunderer.
Albrechts Neigung zu muthwilligen Streichen haben meine Leſer bei den Geſchichten des Magi- ſter Confuſelius geſehen, allein er war ſo einfaͤltig, ſich nichts von der Art zu erlauben, wenn wirk- liches Leiden eines fuͤhlenden Herzens daraus er- wachſen waͤre; welchen Zwang ich mir niemals anthat. Er wußte bereits ſo wie mehrere, daß Schnitzer ein großer Dulder war, und bekam jetzt durch ihn ſelbſt einen Beweis der Wahrheit. Der
Vorſatz
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0284"n="278"/>
er den Buchhaͤndler, ihn, wenn jener ankaͤme, ſo-<lb/>
gleich, doch unter einem andern Vorwand, hinbe-<lb/>ſcheiden zu laſſen, nur daß es ja an keinen andern<lb/>
als ihn ſelbſt ausgerichtet, und nichts von Felßen<lb/>
erwaͤhnt wuͤrde, wofern ihn der Bote nicht allein<lb/>
faͤnde. Dieſe Vertraulichkeit konnte er wagen,<lb/>
weil der Buchhaͤndler ein alter Bekannter von ihm<lb/>
und kein andrer als Albrecht Buſch war.</p><lb/><p>Dieſer hatte, weil ſein Vetter in Amſterdam<lb/>
geſtorben, und die Handlung an deſſen Erben ge-<lb/>
fallen war, nicht Luſt bei dieſem zu bleiben, woll-<lb/>
te ſich uͤberhaupt ſelbſt etabliren und das am lieb-<lb/>ſten in ſeiner Vaterſtadt. Da es ſich nun fuͤgte,<lb/>
daß der Buchhaͤndler, der Felßens Werk angenom-<lb/>
men hatte, auch abgieng, ſo trat Albrecht dieſe<lb/>
Handlung an, ward alſo Felßens Verleger, und zu-<lb/>
gleich ſein Freund und Bewunderer.</p><lb/><p>Albrechts Neigung zu muthwilligen Streichen<lb/>
haben meine Leſer bei den Geſchichten des Magi-<lb/>ſter Confuſelius geſehen, allein er war ſo einfaͤltig,<lb/>ſich nichts von der Art zu erlauben, wenn wirk-<lb/>
liches Leiden eines fuͤhlenden Herzens daraus er-<lb/>
wachſen waͤre; welchen Zwang ich mir niemals<lb/>
anthat. Er wußte bereits ſo wie mehrere, daß<lb/>
Schnitzer ein großer Dulder war, und bekam jetzt<lb/>
durch ihn ſelbſt einen Beweis der Wahrheit. Der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Vorſatz</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[278/0284]
er den Buchhaͤndler, ihn, wenn jener ankaͤme, ſo-
gleich, doch unter einem andern Vorwand, hinbe-
ſcheiden zu laſſen, nur daß es ja an keinen andern
als ihn ſelbſt ausgerichtet, und nichts von Felßen
erwaͤhnt wuͤrde, wofern ihn der Bote nicht allein
faͤnde. Dieſe Vertraulichkeit konnte er wagen,
weil der Buchhaͤndler ein alter Bekannter von ihm
und kein andrer als Albrecht Buſch war.
Dieſer hatte, weil ſein Vetter in Amſterdam
geſtorben, und die Handlung an deſſen Erben ge-
fallen war, nicht Luſt bei dieſem zu bleiben, woll-
te ſich uͤberhaupt ſelbſt etabliren und das am lieb-
ſten in ſeiner Vaterſtadt. Da es ſich nun fuͤgte,
daß der Buchhaͤndler, der Felßens Werk angenom-
men hatte, auch abgieng, ſo trat Albrecht dieſe
Handlung an, ward alſo Felßens Verleger, und zu-
gleich ſein Freund und Bewunderer.
Albrechts Neigung zu muthwilligen Streichen
haben meine Leſer bei den Geſchichten des Magi-
ſter Confuſelius geſehen, allein er war ſo einfaͤltig,
ſich nichts von der Art zu erlauben, wenn wirk-
liches Leiden eines fuͤhlenden Herzens daraus er-
wachſen waͤre; welchen Zwang ich mir niemals
anthat. Er wußte bereits ſo wie mehrere, daß
Schnitzer ein großer Dulder war, und bekam jetzt
durch ihn ſelbſt einen Beweis der Wahrheit. Der
Vorſatz
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/284>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.