von der Mama auf ihre Söhne und Töchter und so wird dies Thiernaturgeschlecht nimmermehr aus- zutilgen sein, wenn sich Prediger und Schriftstel- ler auch sämmtlich wunde Hälfe schrieen und lah- me Finger schrieben. Sie werden sagen, meine Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf- klärung, an der sie fort und fort arbeiten, und die guten Beispiele doch viele von natürlichen Unarten, wie sie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklä- rung betrifft, so gleicht sie dem Gewebe der Pene- lope, Frau Thier-Natur stellt sich, als käme sie weiter damit und heimlich trennt sie's wieder auf, da können sie denn von neuem anfangen. Die Bei- spiele anlangend, so sind die meisten nur Jrrlich- ter, wenn man sie in der Nähe sieht, ist's Sumpf, das verdirbt denn vollends alles für ihre Plane, erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men- schengeschlechts. Glauben sie mir auf's Wort, alles was sie sagen und beabsichtigen ist bei uns Thiermenschen verloren! Wir könnten zwar, wenn wir wollten, an den Geistmenschen Beispie- le nehmen; da giebt's, sagt man, keine leuchten- de Sümpfe, sondern reines Licht, aber es ist eine zu große Kluft zwischen uns und ihnen, und ihrer sind auch zu wenig, als das wir uns endlich be- quemen müßten, nach ihrer Weise zu denken. Die
Mehr-
von der Mama auf ihre Soͤhne und Toͤchter und ſo wird dies Thiernaturgeſchlecht nimmermehr aus- zutilgen ſein, wenn ſich Prediger und Schriftſtel- ler auch ſaͤmmtlich wunde Haͤlfe ſchrieen und lah- me Finger ſchrieben. Sie werden ſagen, meine Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf- klaͤrung, an der ſie fort und fort arbeiten, und die guten Beiſpiele doch viele von natuͤrlichen Unarten, wie ſie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklaͤ- rung betrifft, ſo gleicht ſie dem Gewebe der Pene- lope, Frau Thier-Natur ſtellt ſich, als kaͤme ſie weiter damit und heimlich trennt ſie’s wieder auf, da koͤnnen ſie denn von neuem anfangen. Die Bei- ſpiele anlangend, ſo ſind die meiſten nur Jrrlich- ter, wenn man ſie in der Naͤhe ſieht, iſt’s Sumpf, das verdirbt denn vollends alles fuͤr ihre Plane, erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men- ſchengeſchlechts. Glauben ſie mir auf’s Wort, alles was ſie ſagen und beabſichtigen iſt bei uns Thiermenſchen verloren! Wir koͤnnten zwar, wenn wir wollten, an den Geiſtmenſchen Beiſpie- le nehmen; da giebt’s, ſagt man, keine leuchten- de Suͤmpfe, ſondern reines Licht, aber es iſt eine zu große Kluft zwiſchen uns und ihnen, und ihrer ſind auch zu wenig, als das wir uns endlich be- quemen muͤßten, nach ihrer Weiſe zu denken. Die
Mehr-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0277"n="271"/>
von der Mama auf ihre Soͤhne und Toͤchter und ſo<lb/>
wird dies Thiernaturgeſchlecht nimmermehr aus-<lb/>
zutilgen ſein, wenn ſich Prediger und Schriftſtel-<lb/>
ler auch ſaͤmmtlich wunde Haͤlfe ſchrieen und lah-<lb/>
me Finger ſchrieben. Sie werden ſagen, meine<lb/>
Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf-<lb/>
klaͤrung, an der ſie fort und fort arbeiten, und die<lb/>
guten Beiſpiele doch viele von natuͤrlichen Unarten,<lb/>
wie ſie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklaͤ-<lb/>
rung betrifft, ſo gleicht ſie dem Gewebe der Pene-<lb/>
lope, Frau Thier-Natur ſtellt ſich, als kaͤme ſie<lb/>
weiter damit und heimlich trennt ſie’s wieder auf,<lb/>
da koͤnnen ſie denn von neuem anfangen. Die Bei-<lb/>ſpiele anlangend, ſo ſind die meiſten nur Jrrlich-<lb/>
ter, wenn man ſie in der Naͤhe ſieht, iſt’s Sumpf,<lb/>
das verdirbt denn vollends alles fuͤr ihre Plane,<lb/>
erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men-<lb/>ſchengeſchlechts. Glauben ſie mir auf’s Wort,<lb/>
alles was ſie ſagen und beabſichtigen iſt bei uns<lb/>
Thiermenſchen verloren! Wir koͤnnten zwar,<lb/>
wenn wir wollten, an den Geiſtmenſchen Beiſpie-<lb/>
le nehmen; da giebt’s, ſagt man, keine leuchten-<lb/>
de Suͤmpfe, ſondern reines Licht, aber es iſt eine<lb/>
zu große Kluft zwiſchen uns und ihnen, und ihrer<lb/>ſind auch zu wenig, als das wir uns endlich be-<lb/>
quemen muͤßten, nach ihrer Weiſe zu denken. Die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Mehr-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0277]
von der Mama auf ihre Soͤhne und Toͤchter und ſo
wird dies Thiernaturgeſchlecht nimmermehr aus-
zutilgen ſein, wenn ſich Prediger und Schriftſtel-
ler auch ſaͤmmtlich wunde Haͤlfe ſchrieen und lah-
me Finger ſchrieben. Sie werden ſagen, meine
Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf-
klaͤrung, an der ſie fort und fort arbeiten, und die
guten Beiſpiele doch viele von natuͤrlichen Unarten,
wie ſie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklaͤ-
rung betrifft, ſo gleicht ſie dem Gewebe der Pene-
lope, Frau Thier-Natur ſtellt ſich, als kaͤme ſie
weiter damit und heimlich trennt ſie’s wieder auf,
da koͤnnen ſie denn von neuem anfangen. Die Bei-
ſpiele anlangend, ſo ſind die meiſten nur Jrrlich-
ter, wenn man ſie in der Naͤhe ſieht, iſt’s Sumpf,
das verdirbt denn vollends alles fuͤr ihre Plane,
erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men-
ſchengeſchlechts. Glauben ſie mir auf’s Wort,
alles was ſie ſagen und beabſichtigen iſt bei uns
Thiermenſchen verloren! Wir koͤnnten zwar,
wenn wir wollten, an den Geiſtmenſchen Beiſpie-
le nehmen; da giebt’s, ſagt man, keine leuchten-
de Suͤmpfe, ſondern reines Licht, aber es iſt eine
zu große Kluft zwiſchen uns und ihnen, und ihrer
ſind auch zu wenig, als das wir uns endlich be-
quemen muͤßten, nach ihrer Weiſe zu denken. Die
Mehr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/277>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.