Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
jubelte er bei sich selbst über die Standhaftigkeit, womit er sich geweigert hatte, das Versprechen, nicht mehr zu Felßen zu gehen, von sich zu geben; es wird besser mit dir werden Johann Jacob, dachte er, du mußt nur so fortfahren. Suschen konnte diese Gedanken nicht errathen, sie glaubte vielmehr, ihr Mann sei in sich gegangen, und habe nach ihrer Strafpredigt beschlossen, von Felßen zu lassen, welches sie sich auch daher be- wieß, daß er wieder mit ihr sprach, sogar scherzte, da es vorhin seit Felßens Abzug nicht geschehen war. Sie beschloß also, mit ihrem Nigaud, wie sie ihn jetzt bei ihren guten Freunden immer nannte, so lange Frieden zu halten, als es möglich war und bei ihm von Felßen zu schweigen. Damit aber war nicht gesagt, daß dieser auch bei ihr Friede haben sollte, sie hatte nie so stark gehaßt. Der nachläßige Abschied, das Aparte thun des Mannes, der zu stolz war, oder sich zu weise dünkte, um ihr, der ganz andre Leute (ihrer Mei- nung nach) schmeichelten, nur zwei artige ver- bindliche Worte zu sagen, wurmte sie unaufhörlich. Die Fanchon hatte ihr dies Vergehn vollends in seiner ganzen Größe dargestellt; es war keine Ver- gebung für Felßen! Sus-
jubelte er bei ſich ſelbſt uͤber die Standhaftigkeit, womit er ſich geweigert hatte, das Verſprechen, nicht mehr zu Felßen zu gehen, von ſich zu geben; es wird beſſer mit dir werden Johann Jacob, dachte er, du mußt nur ſo fortfahren. Suschen konnte dieſe Gedanken nicht errathen, ſie glaubte vielmehr, ihr Mann ſei in ſich gegangen, und habe nach ihrer Strafpredigt beſchloſſen, von Felßen zu laſſen, welches ſie ſich auch daher be- wieß, daß er wieder mit ihr ſprach, ſogar ſcherzte, da es vorhin ſeit Felßens Abzug nicht geſchehen war. Sie beſchloß alſo, mit ihrem Nigaud, wie ſie ihn jetzt bei ihren guten Freunden immer nannte, ſo lange Frieden zu halten, als es moͤglich war und bei ihm von Felßen zu ſchweigen. Damit aber war nicht geſagt, daß dieſer auch bei ihr Friede haben ſollte, ſie hatte nie ſo ſtark gehaßt. Der nachlaͤßige Abſchied, das Aparte thun des Mannes, der zu ſtolz war, oder ſich zu weiſe duͤnkte, um ihr, der ganz andre Leute (ihrer Mei- nung nach) ſchmeichelten, nur zwei artige ver- bindliche Worte zu ſagen, wurmte ſie unaufhoͤrlich. Die Fanchon hatte ihr dies Vergehn vollends in ſeiner ganzen Groͤße dargeſtellt; es war keine Ver- gebung fuͤr Felßen! Sus-
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jubelte er bei ſich ſelbſt uͤber die Standhaftigkeit,
womit er ſich geweigert hatte, das Verſprechen, nicht
mehr zu Felßen zu gehen, von ſich zu geben; es
wird beſſer mit dir werden Johann Jacob, dachte
er, du mußt nur ſo fortfahren.
Suschen konnte dieſe Gedanken nicht errathen,
ſie glaubte vielmehr, ihr Mann ſei in ſich gegangen,
und habe nach ihrer Strafpredigt beſchloſſen, von
Felßen zu laſſen, welches ſie ſich auch daher be-
wieß, daß er wieder mit ihr ſprach, ſogar ſcherzte,
da es vorhin ſeit Felßens Abzug nicht geſchehen
war. Sie beſchloß alſo, mit ihrem Nigaud, wie
ſie ihn jetzt bei ihren guten Freunden immer nannte,
ſo lange Frieden zu halten, als es moͤglich war und
bei ihm von Felßen zu ſchweigen.
Damit aber war nicht geſagt, daß dieſer auch
bei ihr Friede haben ſollte, ſie hatte nie ſo ſtark
gehaßt. Der nachlaͤßige Abſchied, das Aparte thun
des Mannes, der zu ſtolz war, oder ſich zu weiſe
duͤnkte, um ihr, der ganz andre Leute (ihrer Mei-
nung nach) ſchmeichelten, nur zwei artige ver-
bindliche Worte zu ſagen, wurmte ſie unaufhoͤrlich.
Die Fanchon hatte ihr dies Vergehn vollends in
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/257>, abgerufen am 16.02.2025. |