Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
sie wiederholte alles, was sie ihrem Mann starkes gesagt, und dieser ihr geantwortet hatte. Die Fanchon fand das erste billig, das letzte aber Theil für Theil anzüglich und bedenklich. Ma foi, sag- te sie, Madam Schnitzer, hier müssen Sie in Zeiten vorbeugen. So lange also hätten Sie Jh- ren Mann unterm Gehorsam gehabt und nun ver- dürbe der Umgang avec ce miserable gueux, qui affecte le savant, alles. Also solche Re- den hat Jhnen ihr Mann schon gegeben? "Felß hat wichtigere Dinge im Kopf -- er denkt viel zu groß um sich mit so was abzugeben. Sehn Sie nur, wie er Sie schon gering macht, denn das zielt alles auf Sie, Sie sind also nicht wichtig genug, Sie sind seinem guten Freund zu klein. -- Und das, wegen der galanten artigen Frau ist nichts als Höhnerei, so weit hat ihn Felß schon, daß er sie persiflirt. -- Daß er Jhnen das ver- langte Geld gegebe, mon Dieu, das ist nichts, damit will er Sie abfertigen, weil er sich Jhnen doch nicht gewachsen fühlt. -- Also will er ihn nicht meiden, hat es Jhnen rund abgeschlagen? Voyez un peu, wie er behaupten lernt! -- Und Felß ist zu stolz, um etwas von ihm anzunehmen -- ha grand Dieu wer die Welt nicht kennte! Da hab' ich wohl Herren gekannt, die ganz andre Leute wa- ren
ſie wiederholte alles, was ſie ihrem Mann ſtarkes geſagt, und dieſer ihr geantwortet hatte. Die Fanchon fand das erſte billig, das letzte aber Theil fuͤr Theil anzuͤglich und bedenklich. Ma foi, ſag- te ſie, Madam Schnitzer, hier muͤſſen Sie in Zeiten vorbeugen. So lange alſo haͤtten Sie Jh- ren Mann unterm Gehorſam gehabt und nun ver- duͤrbe der Umgang avec ce miſerable gueux, qui affecte le ſavant, alles. Alſo ſolche Re- den hat Jhnen ihr Mann ſchon gegeben? „Felß hat wichtigere Dinge im Kopf — er denkt viel zu groß um ſich mit ſo was abzugeben. Sehn Sie nur, wie er Sie ſchon gering macht, denn das zielt alles auf Sie, Sie ſind alſo nicht wichtig genug, Sie ſind ſeinem guten Freund zu klein. — Und das, wegen der galanten artigen Frau iſt nichts als Hoͤhnerei, ſo weit hat ihn Felß ſchon, daß er ſie perſiflirt. — Daß er Jhnen das ver- langte Geld gegebe, mon Dieu, das iſt nichts, damit will er Sie abfertigen, weil er ſich Jhnen doch nicht gewachſen fuͤhlt. — Alſo will er ihn nicht meiden, hat es Jhnen rund abgeſchlagen? Voyez un peu, wie er behaupten lernt! — Und Felß iſt zu ſtolz, um etwas von ihm anzunehmen — ha grand Dieu wer die Welt nicht kennte! Da hab’ ich wohl Herren gekannt, die ganz andre Leute wa- ren
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ſie wiederholte alles, was ſie ihrem Mann ſtarkes
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Fanchon fand das erſte billig, das letzte aber Theil
fuͤr Theil anzuͤglich und bedenklich. Ma foi, ſag-
te ſie, Madam Schnitzer, hier muͤſſen Sie in
Zeiten vorbeugen. So lange alſo haͤtten Sie Jh-
ren Mann unterm Gehorſam gehabt und nun ver-
duͤrbe der Umgang avec ce miſerable gueux,
qui affecte le ſavant, alles. Alſo ſolche Re-
den hat Jhnen ihr Mann ſchon gegeben? „Felß
hat wichtigere Dinge im Kopf — er denkt viel
zu groß um ſich mit ſo was abzugeben. Sehn Sie
nur, wie er Sie ſchon gering macht, denn das
zielt alles auf Sie, Sie ſind alſo nicht wichtig
genug, Sie ſind ſeinem guten Freund zu klein. —
Und das, wegen der galanten artigen Frau iſt
nichts als Hoͤhnerei, ſo weit hat ihn Felß ſchon,
daß er ſie perſiflirt. — Daß er Jhnen das ver-
langte Geld gegebe, mon Dieu, das iſt nichts,
damit will er Sie abfertigen, weil er ſich Jhnen
doch nicht gewachſen fuͤhlt. — Alſo will er ihn nicht
meiden, hat es Jhnen rund abgeſchlagen? Voyez
un peu, wie er behaupten lernt! — Und Felß iſt
zu ſtolz, um etwas von ihm anzunehmen — ha
grand Dieu wer die Welt nicht kennte! Da hab’
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