Armen auf eine andre Art unterstützt würden, so würde ein solches Sündenhandwerk nicht getrieben, und manches junge Mädchen nicht verführt wer- den.
Mit dieser Moral schloß sich der erste Act, in- dem die vier Mannsleute, welche unterdessen, daß die Alte sprach, mit den Mädchen geflüstert hat- ten, mit ihnen paarweise abgiengen, und die erste abermals auswanderte, um alles in dem Garten, wohin das unschuldige Mädchen kommen sollte, gehörig einzurichten.
Der zweite Act war in diesem Garten. Die junge Person erschien mit der Köchinn, gieng ei- nigemal mit ihr auf und ab, und der Officier kam endlich zum Vorschein. Er nahm sie in Empfang, führte sie herum, nöthigte sie endlich, sich auf ei- ner Rasenbank niederzulassen, und setzte sich zu ihr. Nun begann er mit Liebeserklärungen, und sprach vom Heirathen. Das arme unschuldige Kind, welches noch dazu ein wenig einfältig war, versi- cherte, daß sie nichts dagegen hätte, und ihm recht gut wär; er mögte also nur bei ihren Eltern um sie anhalten. Dieses versprach der Liebhaber; und nun erschien die Kupplerinn mit Wein und Con- fect, womit sich das Mädchen sehr gern bewirthen ließ. Weiter erfolgten allerhand Zwischenscenen.
Unter
B 2
Armen auf eine andre Art unterſtuͤtzt wuͤrden, ſo wuͤrde ein ſolches Suͤndenhandwerk nicht getrieben, und manches junge Maͤdchen nicht verfuͤhrt wer- den.
Mit dieſer Moral ſchloß ſich der erſte Act, in- dem die vier Mannsleute, welche unterdeſſen, daß die Alte ſprach, mit den Maͤdchen gefluͤſtert hat- ten, mit ihnen paarweiſe abgiengen, und die erſte abermals auswanderte, um alles in dem Garten, wohin das unſchuldige Maͤdchen kommen ſollte, gehoͤrig einzurichten.
Der zweite Act war in dieſem Garten. Die junge Perſon erſchien mit der Koͤchinn, gieng ei- nigemal mit ihr auf und ab, und der Officier kam endlich zum Vorſchein. Er nahm ſie in Empfang, fuͤhrte ſie herum, noͤthigte ſie endlich, ſich auf ei- ner Raſenbank niederzulaſſen, und ſetzte ſich zu ihr. Nun begann er mit Liebeserklaͤrungen, und ſprach vom Heirathen. Das arme unſchuldige Kind, welches noch dazu ein wenig einfaͤltig war, verſi- cherte, daß ſie nichts dagegen haͤtte, und ihm recht gut waͤr; er moͤgte alſo nur bei ihren Eltern um ſie anhalten. Dieſes verſprach der Liebhaber; und nun erſchien die Kupplerinn mit Wein und Con- fect, womit ſich das Maͤdchen ſehr gern bewirthen ließ. Weiter erfolgten allerhand Zwiſchenſcenen.
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Armen auf eine andre Art unterſtuͤtzt wuͤrden, ſo
wuͤrde ein ſolches Suͤndenhandwerk nicht getrieben,
und manches junge Maͤdchen nicht verfuͤhrt wer-
den.
Mit dieſer Moral ſchloß ſich der erſte Act, in-
dem die vier Mannsleute, welche unterdeſſen, daß
die Alte ſprach, mit den Maͤdchen gefluͤſtert hat-
ten, mit ihnen paarweiſe abgiengen, und die erſte
abermals auswanderte, um alles in dem Garten,
wohin das unſchuldige Maͤdchen kommen ſollte,
gehoͤrig einzurichten.
Der zweite Act war in dieſem Garten. Die
junge Perſon erſchien mit der Koͤchinn, gieng ei-
nigemal mit ihr auf und ab, und der Officier kam
endlich zum Vorſchein. Er nahm ſie in Empfang,
fuͤhrte ſie herum, noͤthigte ſie endlich, ſich auf ei-
ner Raſenbank niederzulaſſen, und ſetzte ſich zu ihr.
Nun begann er mit Liebeserklaͤrungen, und ſprach
vom Heirathen. Das arme unſchuldige Kind,
welches noch dazu ein wenig einfaͤltig war, verſi-
cherte, daß ſie nichts dagegen haͤtte, und ihm recht
gut waͤr; er moͤgte alſo nur bei ihren Eltern um
ſie anhalten. Dieſes verſprach der Liebhaber; und
nun erſchien die Kupplerinn mit Wein und Con-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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