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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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re Partie zu ziehn, daß er über sie alle tüchtig los-
gezogen wäre, welches sie von ihrem Manne selbst
wüßte.

Wenn irgend jemand unter den Lesern der Ma-
dam Schnitzer verargt, daß sie sich dergleichen
Unwahrheiten schuldig machte, so sei er hiermit er-
innert, daß es zur Politik gehört. So oft man
sich Alliirte verschaffen will, sucht man jedes Wort,
was der Gegner über die, deren Beitritt man
verlangt, gesagt hat, oder hätte sagen können,
recht kräftig vor ihre Ohren zu bringen.

Bei einer solchen Rache an Felßen hätte es
Suschen vielleicht gelassen und sich begnügt,
mehrere für die auf ihn schimpfende Partie gewon-
nen zu haben, ohne in eine lebhafte Coalition zu treten
wenn sie nicht durch ihre Postträgerinn an eben dem
Abend, da sie des Morgens einen Vorschuß von
ihrem Manne verlangte, der ihr abgeschlagen ward,
erfahren hätte, daß Schnitzer in der kurzen Zeit,
da Felß sein neues Logis bezogen, schon etlichemal
bei ihm gewesen sei, welches Madam Schnitzer
gewiß glauben könnten, da sie, die Postträgerinn,
ihn jedesmahl hätte in jenes Haus gehen sehn, in-
dem sich's getroffen, daß sie eben immer vorbei
gekommen wär.

Nun
re Partie zu ziehn, daß er uͤber ſie alle tuͤchtig los-
gezogen waͤre, welches ſie von ihrem Manne ſelbſt
wuͤßte.

Wenn irgend jemand unter den Leſern der Ma-
dam Schnitzer verargt, daß ſie ſich dergleichen
Unwahrheiten ſchuldig machte, ſo ſei er hiermit er-
innert, daß es zur Politik gehoͤrt. So oft man
ſich Alliirte verſchaffen will, ſucht man jedes Wort,
was der Gegner uͤber die, deren Beitritt man
verlangt, geſagt hat, oder haͤtte ſagen koͤnnen,
recht kraͤftig vor ihre Ohren zu bringen.

Bei einer ſolchen Rache an Felßen haͤtte es
Suschen vielleicht gelaſſen und ſich begnuͤgt,
mehrere fuͤr die auf ihn ſchimpfende Partie gewon-
nen zu haben, ohne in eine lebhafte Coalition zu treten
wenn ſie nicht durch ihre Poſttraͤgerinn an eben dem
Abend, da ſie des Morgens einen Vorſchuß von
ihrem Manne verlangte, der ihr abgeſchlagen ward,
erfahren haͤtte, daß Schnitzer in der kurzen Zeit,
da Felß ſein neues Logis bezogen, ſchon etlichemal
bei ihm geweſen ſei, welches Madam Schnitzer
gewiß glauben koͤnnten, da ſie, die Poſttraͤgerinn,
ihn jedesmahl haͤtte in jenes Haus gehen ſehn, in-
dem ſich’s getroffen, daß ſie eben immer vorbei
gekommen waͤr.

Nun
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[242/0248] re Partie zu ziehn, daß er uͤber ſie alle tuͤchtig los- gezogen waͤre, welches ſie von ihrem Manne ſelbſt wuͤßte. Wenn irgend jemand unter den Leſern der Ma- dam Schnitzer verargt, daß ſie ſich dergleichen Unwahrheiten ſchuldig machte, ſo ſei er hiermit er- innert, daß es zur Politik gehoͤrt. So oft man ſich Alliirte verſchaffen will, ſucht man jedes Wort, was der Gegner uͤber die, deren Beitritt man verlangt, geſagt hat, oder haͤtte ſagen koͤnnen, recht kraͤftig vor ihre Ohren zu bringen. Bei einer ſolchen Rache an Felßen haͤtte es Suschen vielleicht gelaſſen und ſich begnuͤgt, mehrere fuͤr die auf ihn ſchimpfende Partie gewon- nen zu haben, ohne in eine lebhafte Coalition zu treten wenn ſie nicht durch ihre Poſttraͤgerinn an eben dem Abend, da ſie des Morgens einen Vorſchuß von ihrem Manne verlangte, der ihr abgeſchlagen ward, erfahren haͤtte, daß Schnitzer in der kurzen Zeit, da Felß ſein neues Logis bezogen, ſchon etlichemal bei ihm geweſen ſei, welches Madam Schnitzer gewiß glauben koͤnnten, da ſie, die Poſttraͤgerinn, ihn jedesmahl haͤtte in jenes Haus gehen ſehn, in- dem ſich’s getroffen, daß ſie eben immer vorbei gekommen waͤr. Nun

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/248>, abgerufen am 23.11.2024.