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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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cke schweigend an, sein durchdringender Blick
fragte: "wo hast du dieses brave Herz mit dem
feinen Gefühle her, einfältiger Mann, den kei-
ne Geisteskultur veredelte? Ha, ein schelmischer
Tausch der Natur gab dir die Seele, welche je-
ner Mann von Rang und Würde eigentlich be-
kommen sollte!"

Nun was halten Sie von meinem Vor-
schlag? sagte Schnitzer, da Felß nicht gleich ant-
wortete. Jch habe, versetzte er auf Schnitzers
Frage, ebenfalls nachgesonnen, will also
auch Jhnen einen Vorschlag thun. Der Auf-
enthalt in einem Gasthofe ist, wenn es auch je-
der andre wär, nicht so recht für einen Schrift-
steller, der durch nichts gestört werden darf,
wenn er die Aufmerksamkeit auf sein Blatt al-
lein richten will. Nur ein so braver Wirth,
wie Sie sind, konnte mich bisher vermögen,
diese Regel zu vernachlässigen. Aber wir können
Freunde bleiben, wenn ich auch eine andere
Wohnung nehme, Sie besuchen mich, wenn Sie
wollen, täglich und wir philosophiren mit ein-
ander.

Ein gewisser Herr Celestin, welcher, wenn
ich meine Laufbahn angetreten habe, den Lesern
in dem Fortgange derselben bekannter werden
wird,
cke ſchweigend an, ſein durchdringender Blick
fragte: „wo haſt du dieſes brave Herz mit dem
feinen Gefuͤhle her, einfaͤltiger Mann, den kei-
ne Geiſteskultur veredelte? Ha, ein ſchelmiſcher
Tauſch der Natur gab dir die Seele, welche je-
ner Mann von Rang und Wuͤrde eigentlich be-
kommen ſollte!“

Nun was halten Sie von meinem Vor-
ſchlag? ſagte Schnitzer, da Felß nicht gleich ant-
wortete. Jch habe, verſetzte er auf Schnitzers
Frage, ebenfalls nachgeſonnen, will alſo
auch Jhnen einen Vorſchlag thun. Der Auf-
enthalt in einem Gaſthofe iſt, wenn es auch je-
der andre waͤr, nicht ſo recht fuͤr einen Schrift-
ſteller, der durch nichts geſtoͤrt werden darf,
wenn er die Aufmerkſamkeit auf ſein Blatt al-
lein richten will. Nur ein ſo braver Wirth,
wie Sie ſind, konnte mich bisher vermoͤgen,
dieſe Regel zu vernachlaͤſſigen. Aber wir koͤnnen
Freunde bleiben, wenn ich auch eine andere
Wohnung nehme, Sie beſuchen mich, wenn Sie
wollen, taͤglich und wir philoſophiren mit ein-
ander.

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[238/0244] cke ſchweigend an, ſein durchdringender Blick fragte: „wo haſt du dieſes brave Herz mit dem feinen Gefuͤhle her, einfaͤltiger Mann, den kei- ne Geiſteskultur veredelte? Ha, ein ſchelmiſcher Tauſch der Natur gab dir die Seele, welche je- ner Mann von Rang und Wuͤrde eigentlich be- kommen ſollte!“ Nun was halten Sie von meinem Vor- ſchlag? ſagte Schnitzer, da Felß nicht gleich ant- wortete. Jch habe, verſetzte er auf Schnitzers Frage, ebenfalls nachgeſonnen, will alſo auch Jhnen einen Vorſchlag thun. Der Auf- enthalt in einem Gaſthofe iſt, wenn es auch je- der andre waͤr, nicht ſo recht fuͤr einen Schrift- ſteller, der durch nichts geſtoͤrt werden darf, wenn er die Aufmerkſamkeit auf ſein Blatt al- lein richten will. Nur ein ſo braver Wirth, wie Sie ſind, konnte mich bisher vermoͤgen, dieſe Regel zu vernachlaͤſſigen. Aber wir koͤnnen Freunde bleiben, wenn ich auch eine andere Wohnung nehme, Sie beſuchen mich, wenn Sie wollen, taͤglich und wir philoſophiren mit ein- ander. Ein gewiſſer Herr Celeſtin, welcher, wenn ich meine Laufbahn angetreten habe, den Leſern in dem Fortgange derſelben bekannter werden wird,

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/244>, abgerufen am 23.11.2024.