Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
daß er kein Opfer zu groß fand, um einen solchen
Miethmann zu erhalten und vor dem Gedanken, daß
eben dieser, der so viel verdiente, am schlechtesten
unter allen, die bei ihm waren, logirt und bedient
sein sollte, erröthete, auch fühlte er die Aufopfe-
rung, zu der sich Felß seinetwegen entschließen
wollte.

Johann Jacob gehörte eigentlich zu den hö-
hern Seelen, aus welchen die Eigensinnigen, die
unter Menschen und Menschen wählen, viel We-
sens machen. Er kannte den Werth dieser Seele
selbst nicht, hatte ihre Anlagen nie ausgebildet,
sondern in seiner Einfalt und Trägheit so hinge-
lebt, nur dunkel fühlend, daß er vorzüglich denke
und ein gewisses durch keine fremde Mitwirkung
erwecktes Verlangen nach Unterricht in ihm liege,
welches er sonst in Ermangelung beßrer Gelegen-
heit bei Confuseliussen zu befriedigen suchte. Er
war zwar nicht geizig und theilte gern Armen mit;
allein von Kind auf an Sparsamkeit gewöhnt,
hielt er beträchtliche Ausgaben für andere und groß-
müthige Aufopferungen eines Theils des Seinigen
immer für einen Fehler gegen die Sparsamkeit.
Seine Neigung zu Felßen nur konnte ihn vermö-
gen, jene Auslage für ihn zu machen und jetzt für
immer die Hälfte der monatlichen Zahlung tragen
zu
daß er kein Opfer zu groß fand, um einen ſolchen
Miethmann zu erhalten und vor dem Gedanken, daß
eben dieſer, der ſo viel verdiente, am ſchlechteſten
unter allen, die bei ihm waren, logirt und bedient
ſein ſollte, erroͤthete, auch fuͤhlte er die Aufopfe-
rung, zu der ſich Felß ſeinetwegen entſchließen
wollte.

Johann Jacob gehoͤrte eigentlich zu den hoͤ-
hern Seelen, aus welchen die Eigenſinnigen, die
unter Menſchen und Menſchen waͤhlen, viel We-
ſens machen. Er kannte den Werth dieſer Seele
ſelbſt nicht, hatte ihre Anlagen nie ausgebildet,
ſondern in ſeiner Einfalt und Traͤgheit ſo hinge-
lebt, nur dunkel fuͤhlend, daß er vorzuͤglich denke
und ein gewiſſes durch keine fremde Mitwirkung
erwecktes Verlangen nach Unterricht in ihm liege,
welches er ſonſt in Ermangelung beßrer Gelegen-
heit bei Confuſeliuſſen zu befriedigen ſuchte. Er
war zwar nicht geizig und theilte gern Armen mit;
allein von Kind auf an Sparſamkeit gewoͤhnt,
hielt er betraͤchtliche Ausgaben fuͤr andere und groß-
muͤthige Aufopferungen eines Theils des Seinigen
immer fuͤr einen Fehler gegen die Sparſamkeit.
Seine Neigung zu Felßen nur konnte ihn vermoͤ-
gen, jene Auslage fuͤr ihn zu machen und jetzt fuͤr
immer die Haͤlfte der monatlichen Zahlung tragen
zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#FEL">
          <p><pb facs="#f0236" n="230"/>
daß er kein Opfer zu groß fand, um einen &#x017F;olchen<lb/>
Miethmann zu erhalten und vor dem Gedanken, daß<lb/>
eben die&#x017F;er, der &#x017F;o viel verdiente, am &#x017F;chlechte&#x017F;ten<lb/>
unter allen, die bei ihm waren, logirt und bedient<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;ollte, erro&#x0364;thete, auch fu&#x0364;hlte er die Aufopfe-<lb/>
rung, zu der &#x017F;ich Felß &#x017F;einetwegen ent&#x017F;chließen<lb/>
wollte.</p><lb/>
          <p>Johann Jacob geho&#x0364;rte eigentlich zu den ho&#x0364;-<lb/>
hern Seelen, aus welchen die Eigen&#x017F;innigen, die<lb/>
unter Men&#x017F;chen und Men&#x017F;chen wa&#x0364;hlen, viel We-<lb/>
&#x017F;ens machen. Er kannte den Werth die&#x017F;er Seele<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht, hatte ihre Anlagen nie ausgebildet,<lb/>
&#x017F;ondern in &#x017F;einer Einfalt und Tra&#x0364;gheit &#x017F;o hinge-<lb/>
lebt, nur dunkel fu&#x0364;hlend, daß er vorzu&#x0364;glich denke<lb/>
und ein gewi&#x017F;&#x017F;es durch keine fremde Mitwirkung<lb/>
erwecktes Verlangen nach Unterricht in ihm liege,<lb/>
welches er &#x017F;on&#x017F;t in Ermangelung beßrer Gelegen-<lb/>
heit bei Confu&#x017F;eliu&#x017F;&#x017F;en zu befriedigen &#x017F;uchte. Er<lb/>
war zwar nicht geizig und theilte gern Armen mit;<lb/>
allein von Kind auf an Spar&#x017F;amkeit gewo&#x0364;hnt,<lb/>
hielt er betra&#x0364;chtliche Ausgaben fu&#x0364;r andere und groß-<lb/>
mu&#x0364;thige Aufopferungen eines Theils des Seinigen<lb/>
immer fu&#x0364;r einen Fehler gegen die Spar&#x017F;amkeit.<lb/>
Seine Neigung zu Felßen nur konnte ihn vermo&#x0364;-<lb/>
gen, jene Auslage fu&#x0364;r ihn zu machen und jetzt fu&#x0364;r<lb/>
immer die Ha&#x0364;lfte der monatlichen Zahlung tragen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0236] daß er kein Opfer zu groß fand, um einen ſolchen Miethmann zu erhalten und vor dem Gedanken, daß eben dieſer, der ſo viel verdiente, am ſchlechteſten unter allen, die bei ihm waren, logirt und bedient ſein ſollte, erroͤthete, auch fuͤhlte er die Aufopfe- rung, zu der ſich Felß ſeinetwegen entſchließen wollte. Johann Jacob gehoͤrte eigentlich zu den hoͤ- hern Seelen, aus welchen die Eigenſinnigen, die unter Menſchen und Menſchen waͤhlen, viel We- ſens machen. Er kannte den Werth dieſer Seele ſelbſt nicht, hatte ihre Anlagen nie ausgebildet, ſondern in ſeiner Einfalt und Traͤgheit ſo hinge- lebt, nur dunkel fuͤhlend, daß er vorzuͤglich denke und ein gewiſſes durch keine fremde Mitwirkung erwecktes Verlangen nach Unterricht in ihm liege, welches er ſonſt in Ermangelung beßrer Gelegen- heit bei Confuſeliuſſen zu befriedigen ſuchte. Er war zwar nicht geizig und theilte gern Armen mit; allein von Kind auf an Sparſamkeit gewoͤhnt, hielt er betraͤchtliche Ausgaben fuͤr andere und groß- muͤthige Aufopferungen eines Theils des Seinigen immer fuͤr einen Fehler gegen die Sparſamkeit. Seine Neigung zu Felßen nur konnte ihn vermoͤ- gen, jene Auslage fuͤr ihn zu machen und jetzt fuͤr immer die Haͤlfte der monatlichen Zahlung tragen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/236
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/236>, abgerufen am 24.11.2024.