Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Schnitzer war entzückt, einen Schriftsteller im Hause zu haben und zwar einen, der ganz andere Sachen schreiben würde als Confuselius. Er glaub- te dieser einzige Mann entschädigte ihn gegen alle das lockre Volk unten und zugleich könnte er doch auch noch was lernen, könnte von nun an täglich, oder doch so zuweilen sein Stündchen mit Felßen von gelehrten Dingen schwatzen. Dies alles sagte er ihm mit der größten Treuherzigkeit und ver- traute ihm bei dieser Gelegenheit den geheimen Kummer, welchen ihn mit unter sein liebes Weib- chen und vielerlei in seinem Hause machte. Felß erzählte ihm vom Sokrates, rieth ihm, es wie dieser zu machen, und zu dem, was er nicht ändern könnte oder wollte, zu lachen. Auch dies diente in Schnitzers Kram, es war ihm sehr erwünscht, daß ein so kluger Mann ihn selbst zur Gelassenheit und zum ruhigen Zusehn rieth, und ihn auf das Veispiel eines Weisen und gelehrten Mannes hinwieß; er gewann Felßen noch zehnmal lieber als vorhin, und noch nie hatte er sich so offenherzig mit ihm unterhalten. Daß er seiner Frau nichts von dem leeren Raum im Zahlungs- System sagen, sondern unterdessen für ihn bezahlen wollte, war zwar nicht so ganz nach dem Geschmack des delikat fühlenden Mannes, er fand sich nur in
Schnitzer war entzuͤckt, einen Schriftſteller im Hauſe zu haben und zwar einen, der ganz andere Sachen ſchreiben wuͤrde als Confuſelius. Er glaub- te dieſer einzige Mann entſchaͤdigte ihn gegen alle das lockre Volk unten und zugleich koͤnnte er doch auch noch was lernen, koͤnnte von nun an taͤglich, oder doch ſo zuweilen ſein Stuͤndchen mit Felßen von gelehrten Dingen ſchwatzen. Dies alles ſagte er ihm mit der groͤßten Treuherzigkeit und ver- traute ihm bei dieſer Gelegenheit den geheimen Kummer, welchen ihn mit unter ſein liebes Weib- chen und vielerlei in ſeinem Hauſe machte. Felß erzaͤhlte ihm vom Sokrates, rieth ihm, es wie dieſer zu machen, und zu dem, was er nicht aͤndern koͤnnte oder wollte, zu lachen. Auch dies diente in Schnitzers Kram, es war ihm ſehr erwuͤnſcht, daß ein ſo kluger Mann ihn ſelbſt zur Gelaſſenheit und zum ruhigen Zuſehn rieth, und ihn auf das Veiſpiel eines Weiſen und gelehrten Mannes hinwieß; er gewann Felßen noch zehnmal lieber als vorhin, und noch nie hatte er ſich ſo offenherzig mit ihm unterhalten. Daß er ſeiner Frau nichts von dem leeren Raum im Zahlungs- Syſtem ſagen, ſondern unterdeſſen fuͤr ihn bezahlen wollte, war zwar nicht ſo ganz nach dem Geſchmack des delikat fuͤhlenden Mannes, er fand ſich nur in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SCHNITZ"> <pb facs="#f0228" n="222"/> <p>Schnitzer war entzuͤckt, einen Schriftſteller im<lb/> Hauſe zu haben und zwar einen, der ganz andere<lb/> Sachen ſchreiben wuͤrde als Confuſelius. Er glaub-<lb/> te dieſer einzige Mann entſchaͤdigte ihn gegen alle<lb/> das lockre Volk unten und zugleich koͤnnte er doch<lb/> auch noch was lernen, koͤnnte von nun an taͤglich,<lb/> oder doch ſo zuweilen ſein Stuͤndchen mit Felßen<lb/> von gelehrten Dingen ſchwatzen. Dies alles ſagte<lb/> er ihm mit der groͤßten Treuherzigkeit und ver-<lb/> traute ihm bei dieſer Gelegenheit den geheimen<lb/> Kummer, welchen ihn mit unter ſein liebes Weib-<lb/> chen und vielerlei in ſeinem Hauſe machte.</p><lb/> <p>Felß erzaͤhlte ihm vom Sokrates, rieth ihm,<lb/> es wie dieſer zu machen, und zu dem, was er<lb/> nicht aͤndern koͤnnte oder wollte, zu lachen. Auch<lb/> dies diente in Schnitzers Kram, es war ihm ſehr<lb/> erwuͤnſcht, daß ein ſo kluger Mann ihn ſelbſt zur<lb/> Gelaſſenheit und zum ruhigen Zuſehn rieth, und<lb/> ihn auf das Veiſpiel eines Weiſen und gelehrten<lb/> Mannes hinwieß; er gewann Felßen noch zehnmal<lb/> lieber als vorhin, und noch nie hatte er ſich ſo<lb/> offenherzig mit ihm unterhalten. Daß er ſeiner<lb/> Frau nichts von dem leeren Raum im Zahlungs-<lb/> Syſtem ſagen, ſondern unterdeſſen fuͤr ihn bezahlen<lb/> wollte, war zwar nicht ſo ganz nach dem Geſchmack<lb/> des delikat fuͤhlenden Mannes, er fand ſich nur<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [222/0228]
Schnitzer war entzuͤckt, einen Schriftſteller im
Hauſe zu haben und zwar einen, der ganz andere
Sachen ſchreiben wuͤrde als Confuſelius. Er glaub-
te dieſer einzige Mann entſchaͤdigte ihn gegen alle
das lockre Volk unten und zugleich koͤnnte er doch
auch noch was lernen, koͤnnte von nun an taͤglich,
oder doch ſo zuweilen ſein Stuͤndchen mit Felßen
von gelehrten Dingen ſchwatzen. Dies alles ſagte
er ihm mit der groͤßten Treuherzigkeit und ver-
traute ihm bei dieſer Gelegenheit den geheimen
Kummer, welchen ihn mit unter ſein liebes Weib-
chen und vielerlei in ſeinem Hauſe machte.
Felß erzaͤhlte ihm vom Sokrates, rieth ihm,
es wie dieſer zu machen, und zu dem, was er
nicht aͤndern koͤnnte oder wollte, zu lachen. Auch
dies diente in Schnitzers Kram, es war ihm ſehr
erwuͤnſcht, daß ein ſo kluger Mann ihn ſelbſt zur
Gelaſſenheit und zum ruhigen Zuſehn rieth, und
ihn auf das Veiſpiel eines Weiſen und gelehrten
Mannes hinwieß; er gewann Felßen noch zehnmal
lieber als vorhin, und noch nie hatte er ſich ſo
offenherzig mit ihm unterhalten. Daß er ſeiner
Frau nichts von dem leeren Raum im Zahlungs-
Syſtem ſagen, ſondern unterdeſſen fuͤr ihn bezahlen
wollte, war zwar nicht ſo ganz nach dem Geſchmack
des delikat fuͤhlenden Mannes, er fand ſich nur
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |