Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
daß Du die verdammte Verleumdung, daß ichs mit
ihm hielt, glaubst, und allen, die uns bisher Geld
eingebracht haben, will ichs sagen, wofür Du sie
hälst, dann können sie wegbleiben und der Gasthof
mag leer stehn -- zum Baron will ich zuerst! (sie
lief.)
Schnitzer. Suschen!
Madam Schnitzer. Ja, Suschen!
Schnitzer. Suschen hör' doch, ich glaubs
ja nicht, mach nur keinen Lärm!

Na, sagte sie, zurückkommend, so sprich nicht
mehr solch dummes Zeug. Daß ichs ja nicht mehr
höre, sonst schick' ich Dir alle, die hier angegrif-
fen sind, über den Hals und gieb her den Wisch!
(sie fuhr hin und nahm ihn vom Tisch) Du willst
ihn doch keinem zeigen, sagte Johann Jacob zit-
ternd. Nein, versetzte sie, dasmal will ichs nicht
thun, sondern weil ich Dir noch immer gut bin,
nahm ich ihn weg, damit Du Dich nicht wieder
drein vertiefst und Dich aufs neue ärgerst.

Hier lief sie fort und überließ ihren Mann
seinem Nachdenken, welches eben nicht sehr viel
Trost für ihn mitbrachte, denn er fand sich durch
das Betragen seiner Frau wohl eingeschreckt, aber
nicht überzeugt. Sein einziger, aber nur sehr dürf-
tige Trost war, daß anonymischen Briefen nicht
immer
N 2
daß Du die verdammte Verleumdung, daß ichs mit
ihm hielt, glaubſt, und allen, die uns bisher Geld
eingebracht haben, will ichs ſagen, wofuͤr Du ſie
haͤlſt, dann koͤnnen ſie wegbleiben und der Gaſthof
mag leer ſtehn — zum Baron will ich zuerſt! (ſie
lief.)
Schnitzer. Suschen!
Madam Schnitzer. Ja, Suschen!
Schnitzer. Suschen hoͤr’ doch, ich glaubs
ja nicht, mach nur keinen Laͤrm!

Na, ſagte ſie, zuruͤckkommend, ſo ſprich nicht
mehr ſolch dummes Zeug. Daß ichs ja nicht mehr
hoͤre, ſonſt ſchick’ ich Dir alle, die hier angegrif-
fen ſind, uͤber den Hals und gieb her den Wiſch!
(ſie fuhr hin und nahm ihn vom Tiſch) Du willſt
ihn doch keinem zeigen, ſagte Johann Jacob zit-
ternd. Nein, verſetzte ſie, dasmal will ichs nicht
thun, ſondern weil ich Dir noch immer gut bin,
nahm ich ihn weg, damit Du Dich nicht wieder
drein vertiefſt und Dich aufs neue aͤrgerſt.

Hier lief ſie fort und uͤberließ ihren Mann
ſeinem Nachdenken, welches eben nicht ſehr viel
Troſt fuͤr ihn mitbrachte, denn er fand ſich durch
das Betragen ſeiner Frau wohl eingeſchreckt, aber
nicht uͤberzeugt. Sein einziger, aber nur ſehr duͤrf-
tige Troſt war, daß anonymiſchen Briefen nicht
immer
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SCHNITZ">
          <p><pb facs="#f0201" n="195"/>
daß Du die verdammte Verleumdung, daß ichs mit<lb/>
ihm hielt, glaub&#x017F;t, und allen, die uns bisher Geld<lb/>
eingebracht haben, will ichs &#x017F;agen, wofu&#x0364;r Du &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;l&#x017F;t, dann ko&#x0364;nnen &#x017F;ie wegbleiben und der Ga&#x017F;thof<lb/>
mag leer &#x017F;tehn &#x2014; zum Baron will ich zuer&#x017F;t! (&#x017F;ie<lb/>
lief.)</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCHNITZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker>
          <p>Suschen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MADSCHNITZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Madam Schnitzer.</hi> </speaker>
          <p>Ja, Suschen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCHNITZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker>
          <p>Suschen ho&#x0364;r&#x2019; doch, ich glaubs<lb/>
ja nicht, mach nur keinen La&#x0364;rm!</p><lb/>
          <p>Na, &#x017F;agte &#x017F;ie, zuru&#x0364;ckkommend, &#x017F;o &#x017F;prich nicht<lb/>
mehr &#x017F;olch dummes Zeug. Daß ichs ja nicht mehr<lb/>
ho&#x0364;re, &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chick&#x2019; ich Dir alle, die hier angegrif-<lb/>
fen &#x017F;ind, u&#x0364;ber den Hals und gieb her den Wi&#x017F;ch!<lb/>
(&#x017F;ie fuhr hin und nahm ihn vom Ti&#x017F;ch) Du will&#x017F;t<lb/>
ihn doch keinem zeigen, &#x017F;agte Johann Jacob zit-<lb/>
ternd. Nein, ver&#x017F;etzte &#x017F;ie, dasmal will ichs nicht<lb/>
thun, &#x017F;ondern weil ich Dir noch immer gut bin,<lb/>
nahm ich ihn weg, damit Du Dich nicht wieder<lb/>
drein vertief&#x017F;t und Dich aufs neue a&#x0364;rger&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Hier lief &#x017F;ie fort und u&#x0364;berließ ihren Mann<lb/>
&#x017F;einem Nachdenken, welches eben nicht &#x017F;ehr viel<lb/>
Tro&#x017F;t fu&#x0364;r ihn mitbrachte, denn er fand &#x017F;ich durch<lb/>
das Betragen &#x017F;einer Frau wohl einge&#x017F;chreckt, aber<lb/>
nicht u&#x0364;berzeugt. Sein einziger, aber nur &#x017F;ehr du&#x0364;rf-<lb/>
tige Tro&#x017F;t war, daß anonymi&#x017F;chen Briefen nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">immer</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0201] daß Du die verdammte Verleumdung, daß ichs mit ihm hielt, glaubſt, und allen, die uns bisher Geld eingebracht haben, will ichs ſagen, wofuͤr Du ſie haͤlſt, dann koͤnnen ſie wegbleiben und der Gaſthof mag leer ſtehn — zum Baron will ich zuerſt! (ſie lief.) Schnitzer. Suschen! Madam Schnitzer. Ja, Suschen! Schnitzer. Suschen hoͤr’ doch, ich glaubs ja nicht, mach nur keinen Laͤrm! Na, ſagte ſie, zuruͤckkommend, ſo ſprich nicht mehr ſolch dummes Zeug. Daß ichs ja nicht mehr hoͤre, ſonſt ſchick’ ich Dir alle, die hier angegrif- fen ſind, uͤber den Hals und gieb her den Wiſch! (ſie fuhr hin und nahm ihn vom Tiſch) Du willſt ihn doch keinem zeigen, ſagte Johann Jacob zit- ternd. Nein, verſetzte ſie, dasmal will ichs nicht thun, ſondern weil ich Dir noch immer gut bin, nahm ich ihn weg, damit Du Dich nicht wieder drein vertiefſt und Dich aufs neue aͤrgerſt. Hier lief ſie fort und uͤberließ ihren Mann ſeinem Nachdenken, welches eben nicht ſehr viel Troſt fuͤr ihn mitbrachte, denn er fand ſich durch das Betragen ſeiner Frau wohl eingeſchreckt, aber nicht uͤberzeugt. Sein einziger, aber nur ſehr duͤrf- tige Troſt war, daß anonymiſchen Briefen nicht immer N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/201
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/201>, abgerufen am 24.11.2024.