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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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Aber ich denke, fuhr Schnitzer fort, wenns
einmal sein soll; so brauch ich mich nicht erst lange
nach einer Frau umzusehn. -- Was fehlt denn Sus-
chen, Herr Magister?
Confuselius. Ei, ei, mein lieber Herr
Schnitzer, Sie sind so fein, daß Sie gleich mer-
ken, wo ich hin will, eh ich noch vollends ausge-
kramt habe. Die, die ist's eben, die sich für Sie
schickt, und mit der Sie gewiß am ersten glücklich
sein werden. Ja wohl könnte ich Jhnen manche
in der Stadt vorschlagen; aber ein Suschen fänden
Sie doch nicht.
Schnitzer. Nun so schlag' ein, Mädel!
Du kennst meine Wirthschaft; meine selige Frau
war dir auch gut; du sollst mir ihre Stelle erse-
tzen.

Suschen ließ Schnitzers Rechte eine Weile
nach ihrem Patschchen ausgestreckt und meinte, er
spaßte wohl nur: da er sie aber versicherte, es sei
sein ganzer Ernst, so schlug sie ein; und nun war
(mit der Abrede, daß bis zum Ablaufe des Jah-
res nichts von der Sache bekannt werden sollte,)
alles richtig.

Confuselius wünschte mit verstellter Freund-
lichkeit Glück: aber Suschen hatte sein Erröthen
bemerkt, als Schnitzer ihr erklärte, daß er sie ge-
wählt
L 2
Aber ich denke, fuhr Schnitzer fort, wenns
einmal ſein ſoll; ſo brauch ich mich nicht erſt lange
nach einer Frau umzuſehn. — Was fehlt denn Sus-
chen, Herr Magiſter?
Confuſelius. Ei, ei, mein lieber Herr
Schnitzer, Sie ſind ſo fein, daß Sie gleich mer-
ken, wo ich hin will, eh ich noch vollends ausge-
kramt habe. Die, die iſt’s eben, die ſich fuͤr Sie
ſchickt, und mit der Sie gewiß am erſten gluͤcklich
ſein werden. Ja wohl koͤnnte ich Jhnen manche
in der Stadt vorſchlagen; aber ein Suschen faͤnden
Sie doch nicht.
Schnitzer. Nun ſo ſchlag’ ein, Maͤdel!
Du kennſt meine Wirthſchaft; meine ſelige Frau
war dir auch gut; du ſollſt mir ihre Stelle erſe-
tzen.

Suschen ließ Schnitzers Rechte eine Weile
nach ihrem Patſchchen ausgeſtreckt und meinte, er
ſpaßte wohl nur: da er ſie aber verſicherte, es ſei
ſein ganzer Ernſt, ſo ſchlug ſie ein; und nun war
(mit der Abrede, daß bis zum Ablaufe des Jah-
res nichts von der Sache bekannt werden ſollte,)
alles richtig.

Confuſelius wuͤnſchte mit verſtellter Freund-
lichkeit Gluͤck: aber Suschen hatte ſein Erroͤthen
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[163/0169] Aber ich denke, fuhr Schnitzer fort, wenns einmal ſein ſoll; ſo brauch ich mich nicht erſt lange nach einer Frau umzuſehn. — Was fehlt denn Sus- chen, Herr Magiſter? Confuſelius. Ei, ei, mein lieber Herr Schnitzer, Sie ſind ſo fein, daß Sie gleich mer- ken, wo ich hin will, eh ich noch vollends ausge- kramt habe. Die, die iſt’s eben, die ſich fuͤr Sie ſchickt, und mit der Sie gewiß am erſten gluͤcklich ſein werden. Ja wohl koͤnnte ich Jhnen manche in der Stadt vorſchlagen; aber ein Suschen faͤnden Sie doch nicht. Schnitzer. Nun ſo ſchlag’ ein, Maͤdel! Du kennſt meine Wirthſchaft; meine ſelige Frau war dir auch gut; du ſollſt mir ihre Stelle erſe- tzen. Suschen ließ Schnitzers Rechte eine Weile nach ihrem Patſchchen ausgeſtreckt und meinte, er ſpaßte wohl nur: da er ſie aber verſicherte, es ſei ſein ganzer Ernſt, ſo ſchlug ſie ein; und nun war (mit der Abrede, daß bis zum Ablaufe des Jah- res nichts von der Sache bekannt werden ſollte,) alles richtig. Confuſelius wuͤnſchte mit verſtellter Freund- lichkeit Gluͤck: aber Suschen hatte ſein Erroͤthen bemerkt, als Schnitzer ihr erklaͤrte, daß er ſie ge- waͤhlt L 2

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/169>, abgerufen am 23.11.2024.