Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
gister; denn mit Bedrängten muß man doch Mit- leiden haben. Schnitzer. Aber woher weißt du es denn, daß er wieder in dieser neuen Noth ist? Suschen. Woher ich's weis? Ei! vorhin kam der Magister, und sagte: Suschen, sage Sie doch einmal Herr Schnitzern, daß ich um lumpiger 24 Thaler willen aus der Stadt muß; und so erzählte er mir alles. Jch sollte Jhnen sei- nen Empfehl machen. Schnitzer. Wenn er nur weis, wohin. Suschen. Was wird er denn das wissen, er geht auf Gerathewohl weg -- Jhnen wirds doch wohl manchmal bange nach ihm sein. Schnitzer. Es ist aber auch garstig von dem Mann; er will doch des Magisters Freund sein. Suschen. Ja, Freund! -- Wenn alle Menschen dächten, wie Sie. Jch weis gewiß, am Ende beschämen Sie jenen noch. Mich geht's nicht's an, Confuselius ist mir eigentlich unleid- lich; weil ich ihn aber als Jhren so treuen Anhän- ger, zumal bei dem Todesfalle der seligen Madame habe kennen lernen; so thut's mir doch leid, daß er um einer Summe willen, die dem häßlichen Manne, der ihn quält, und auch Jhnen eine Klei- nigkeit
giſter; denn mit Bedraͤngten muß man doch Mit- leiden haben. Schnitzer. Aber woher weißt du es denn, daß er wieder in dieſer neuen Noth iſt? Suschen. Woher ich’s weis? Ei! vorhin kam der Magiſter, und ſagte: Suschen, ſage Sie doch einmal Herr Schnitzern, daß ich um lumpiger 24 Thaler willen aus der Stadt muß; und ſo erzaͤhlte er mir alles. Jch ſollte Jhnen ſei- nen Empfehl machen. Schnitzer. Wenn er nur weis, wohin. Suschen. Was wird er denn das wiſſen, er geht auf Gerathewohl weg — Jhnen wirds doch wohl manchmal bange nach ihm ſein. Schnitzer. Es iſt aber auch garſtig von dem Mann; er will doch des Magiſters Freund ſein. Suschen. Ja, Freund! — Wenn alle Menſchen daͤchten, wie Sie. Jch weis gewiß, am Ende beſchaͤmen Sie jenen noch. Mich geht’s nicht’s an, Confuſelius iſt mir eigentlich unleid- lich; weil ich ihn aber als Jhren ſo treuen Anhaͤn- ger, zumal bei dem Todesfalle der ſeligen Madame habe kennen lernen; ſo thut’s mir doch leid, daß er um einer Summe willen, die dem haͤßlichen Manne, der ihn quaͤlt, und auch Jhnen eine Klei- nigkeit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SUS"> <p><pb facs="#f0163" n="157"/> giſter; denn mit Bedraͤngten muß man doch Mit-<lb/> leiden haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Aber woher weißt du es denn,<lb/> daß er wieder in dieſer neuen Noth iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SUS"> <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker> <p>Woher ich’s weis? Ei! vorhin<lb/> kam der Magiſter, und ſagte: Suschen, ſage<lb/> Sie doch einmal Herr Schnitzern, daß ich um<lb/> lumpiger 24 Thaler willen aus der Stadt muß;<lb/> und ſo erzaͤhlte er mir alles. Jch ſollte Jhnen ſei-<lb/> nen Empfehl machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Wenn er nur weis, wohin.</p> </sp><lb/> <sp who="#SUS"> <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker> <p>Was wird er denn das wiſſen,<lb/> er geht auf Gerathewohl weg — Jhnen wirds doch<lb/> wohl manchmal bange nach ihm ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Es iſt aber auch garſtig von<lb/> dem Mann; er will doch des Magiſters Freund<lb/> ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#SUS"> <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker> <p>Ja, Freund! — Wenn alle<lb/> Menſchen daͤchten, wie Sie. Jch weis gewiß, am<lb/> Ende beſchaͤmen Sie jenen noch. Mich geht’s<lb/> nicht’s an, Confuſelius iſt mir eigentlich unleid-<lb/> lich; weil ich ihn aber als Jhren ſo treuen Anhaͤn-<lb/> ger, zumal bei dem Todesfalle der ſeligen Madame<lb/> habe kennen lernen; ſo thut’s mir doch leid, daß<lb/> er um einer Summe willen, die dem haͤßlichen<lb/> Manne, der ihn quaͤlt, und auch Jhnen eine Klei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nigkeit</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [157/0163]
giſter; denn mit Bedraͤngten muß man doch Mit-
leiden haben.
Schnitzer. Aber woher weißt du es denn,
daß er wieder in dieſer neuen Noth iſt?
Suschen. Woher ich’s weis? Ei! vorhin
kam der Magiſter, und ſagte: Suschen, ſage
Sie doch einmal Herr Schnitzern, daß ich um
lumpiger 24 Thaler willen aus der Stadt muß;
und ſo erzaͤhlte er mir alles. Jch ſollte Jhnen ſei-
nen Empfehl machen.
Schnitzer. Wenn er nur weis, wohin.
Suschen. Was wird er denn das wiſſen,
er geht auf Gerathewohl weg — Jhnen wirds doch
wohl manchmal bange nach ihm ſein.
Schnitzer. Es iſt aber auch garſtig von
dem Mann; er will doch des Magiſters Freund
ſein.
Suschen. Ja, Freund! — Wenn alle
Menſchen daͤchten, wie Sie. Jch weis gewiß, am
Ende beſchaͤmen Sie jenen noch. Mich geht’s
nicht’s an, Confuſelius iſt mir eigentlich unleid-
lich; weil ich ihn aber als Jhren ſo treuen Anhaͤn-
ger, zumal bei dem Todesfalle der ſeligen Madame
habe kennen lernen; ſo thut’s mir doch leid, daß
er um einer Summe willen, die dem haͤßlichen
Manne, der ihn quaͤlt, und auch Jhnen eine Klei-
nigkeit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |