Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
den Henker um die Dienstmagd bekümmerte, und
lieber seinem Mühmchen eine so gute Versorgung
gönnte. Nur aber wär' es nöthig, dieser Creatur
das Geld, welches sie ihm vorgeschossen hätte,
wieder zu geben: und sein Vetter, dachte er, wür-
de nun wohl von selbst sorgen helfen, daß er von
der Anfoderung der Suschen wieder frei werden
könnte.

Nach einigen Tagen erfuhr er, daß man sehr
unklug handle, sich, wenn man verschuldet ist, ins
Bezahlen einzulassen, weil man dann so bald nicht
damit fertig wird. Der vier und zwanzig Thaler-
Gläubiger hatte nicht so bald erfahren, daß Busch
Geld bekommen hätte, als er das seinige auch fo-
derte, wozu er dem Magister nur ein Paar Tage
Zeit ließ, indem er zu verstehen gab, daß er den
Weg, den Herr Busch gegangen war, ebenfalls
einschlagen würde, weil man nun wohl sähe, daß
ihn dieser Weg noch am ersten seine Pflicht lehrte.

Confuselius verzog nun nicht länger, sein
Herz vor seinem Vetter auszuschütten. Er erzähl-
te ihm von Suschens Darlehn; sagte ihm, unter
welcher Bedingung sie ihm das Geld gegeben hatte;
gestand, daß er in der Angst wohl hätte jede Be-
dingung eingehn müssen; eröffnete ihm aber nun-
mehr, daß er eigentlich die Absicht hätte, seine
Toch-
den Henker um die Dienſtmagd bekuͤmmerte, und
lieber ſeinem Muͤhmchen eine ſo gute Verſorgung
goͤnnte. Nur aber waͤr’ es noͤthig, dieſer Creatur
das Geld, welches ſie ihm vorgeſchoſſen haͤtte,
wieder zu geben: und ſein Vetter, dachte er, wuͤr-
de nun wohl von ſelbſt ſorgen helfen, daß er von
der Anfoderung der Suschen wieder frei werden
koͤnnte.

Nach einigen Tagen erfuhr er, daß man ſehr
unklug handle, ſich, wenn man verſchuldet iſt, ins
Bezahlen einzulaſſen, weil man dann ſo bald nicht
damit fertig wird. Der vier und zwanzig Thaler-
Glaͤubiger hatte nicht ſo bald erfahren, daß Buſch
Geld bekommen haͤtte, als er das ſeinige auch fo-
derte, wozu er dem Magiſter nur ein Paar Tage
Zeit ließ, indem er zu verſtehen gab, daß er den
Weg, den Herr Buſch gegangen war, ebenfalls
einſchlagen wuͤrde, weil man nun wohl ſaͤhe, daß
ihn dieſer Weg noch am erſten ſeine Pflicht lehrte.

Confuſelius verzog nun nicht laͤnger, ſein
Herz vor ſeinem Vetter auszuſchuͤtten. Er erzaͤhl-
te ihm von Suschens Darlehn; ſagte ihm, unter
welcher Bedingung ſie ihm das Geld gegeben hatte;
geſtand, daß er in der Angſt wohl haͤtte jede Be-
dingung eingehn muͤſſen; eroͤffnete ihm aber nun-
mehr, daß er eigentlich die Abſicht haͤtte, ſeine
Toch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0160" n="154"/>
den Henker um die Dien&#x017F;tmagd beku&#x0364;mmerte, und<lb/>
lieber &#x017F;einem Mu&#x0364;hmchen eine &#x017F;o gute Ver&#x017F;orgung<lb/>
go&#x0364;nnte. Nur aber wa&#x0364;r&#x2019; es no&#x0364;thig, die&#x017F;er Creatur<lb/>
das Geld, welches &#x017F;ie ihm vorge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte,<lb/>
wieder zu geben: und &#x017F;ein Vetter, dachte er, wu&#x0364;r-<lb/>
de nun wohl von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;orgen helfen, daß er von<lb/>
der Anfoderung der Suschen wieder frei werden<lb/>
ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
          <p>Nach einigen Tagen erfuhr er, daß man &#x017F;ehr<lb/>
unklug handle, &#x017F;ich, wenn man ver&#x017F;chuldet i&#x017F;t, ins<lb/>
Bezahlen einzula&#x017F;&#x017F;en, weil man dann &#x017F;o bald nicht<lb/>
damit fertig wird. Der vier und zwanzig Thaler-<lb/>
Gla&#x0364;ubiger hatte nicht &#x017F;o bald erfahren, daß Bu&#x017F;ch<lb/>
Geld bekommen ha&#x0364;tte, als er das &#x017F;einige auch fo-<lb/>
derte, wozu er dem Magi&#x017F;ter nur ein Paar Tage<lb/>
Zeit ließ, indem er zu ver&#x017F;tehen gab, daß er den<lb/>
Weg, den Herr Bu&#x017F;ch gegangen war, ebenfalls<lb/>
ein&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde, weil man nun wohl &#x017F;a&#x0364;he, daß<lb/>
ihn die&#x017F;er Weg noch am er&#x017F;ten &#x017F;eine Pflicht lehrte.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius verzog nun nicht la&#x0364;nger, &#x017F;ein<lb/>
Herz vor &#x017F;einem Vetter auszu&#x017F;chu&#x0364;tten. Er erza&#x0364;hl-<lb/>
te ihm von Suschens Darlehn; &#x017F;agte ihm, unter<lb/>
welcher Bedingung &#x017F;ie ihm das Geld gegeben hatte;<lb/>
ge&#x017F;tand, daß er in der Ang&#x017F;t wohl ha&#x0364;tte jede Be-<lb/>
dingung eingehn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; ero&#x0364;ffnete ihm aber nun-<lb/>
mehr, daß er eigentlich die Ab&#x017F;icht ha&#x0364;tte, &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Toch-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0160] den Henker um die Dienſtmagd bekuͤmmerte, und lieber ſeinem Muͤhmchen eine ſo gute Verſorgung goͤnnte. Nur aber waͤr’ es noͤthig, dieſer Creatur das Geld, welches ſie ihm vorgeſchoſſen haͤtte, wieder zu geben: und ſein Vetter, dachte er, wuͤr- de nun wohl von ſelbſt ſorgen helfen, daß er von der Anfoderung der Suschen wieder frei werden koͤnnte. Nach einigen Tagen erfuhr er, daß man ſehr unklug handle, ſich, wenn man verſchuldet iſt, ins Bezahlen einzulaſſen, weil man dann ſo bald nicht damit fertig wird. Der vier und zwanzig Thaler- Glaͤubiger hatte nicht ſo bald erfahren, daß Buſch Geld bekommen haͤtte, als er das ſeinige auch fo- derte, wozu er dem Magiſter nur ein Paar Tage Zeit ließ, indem er zu verſtehen gab, daß er den Weg, den Herr Buſch gegangen war, ebenfalls einſchlagen wuͤrde, weil man nun wohl ſaͤhe, daß ihn dieſer Weg noch am erſten ſeine Pflicht lehrte. Confuſelius verzog nun nicht laͤnger, ſein Herz vor ſeinem Vetter auszuſchuͤtten. Er erzaͤhl- te ihm von Suschens Darlehn; ſagte ihm, unter welcher Bedingung ſie ihm das Geld gegeben hatte; geſtand, daß er in der Angſt wohl haͤtte jede Be- dingung eingehn muͤſſen; eroͤffnete ihm aber nun- mehr, daß er eigentlich die Abſicht haͤtte, ſeine Toch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/160
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/160>, abgerufen am 09.11.2024.