viel Ehre ihm von allen erwiesen worden sei. Auch schwatzte er eines Abends davon, daß er sich halb und halb als Hofmeister in einem andern adelichen Hause versprochen hätte; nur wollte er sich, wie er vorgab, weil's ihm gewiß genug wäre, ein we- nig suchen lassen.
Die Gesellschaft zweifelte hieran im geringsten nicht: aber es erhob sich leider! gar bald ein neuer Unstern, durch welchen der gute Ruf des armen Confuselius abermals mehr als schwankend ward.
Der Herr Magister war ein Mensch wie ande- re. Wen konnte es befremden: daß er auch mit unter, wie andre, den süßen Trieb der Liebe em- pfand? Wie er aber fast in allen Stücken unglück- lich war, so ergieng's ihm auch hierinnen. Schon waren mehrere, denen er seine Leiden vorgetragen hatte, unerbittlich gewesen; und dieß um so mehr, weil er seinen gänzlichen Mangel an persönlichen Annehmlichkeiten nicht durch das geringste, was sonst seine Anträge hätte willkommen machen sol- len, ersetzen konnte. Nach seiner Rückkunft vom Lande war ihm eingefallen, die Frau seines neuen Wirths artig zu finden und sie mit seiner Zudring- lichkeit so gar zu bestürmen. Die Frau nahm es aber übel, daß sich ein so häßlicher kleiner Mensch, der auch keinen Groschen anzubieten hatte, unter-
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viel Ehre ihm von allen erwieſen worden ſei. Auch ſchwatzte er eines Abends davon, daß er ſich halb und halb als Hofmeiſter in einem andern adelichen Hauſe verſprochen haͤtte; nur wollte er ſich, wie er vorgab, weil’s ihm gewiß genug waͤre, ein we- nig ſuchen laſſen.
Die Geſellſchaft zweifelte hieran im geringſten nicht: aber es erhob ſich leider! gar bald ein neuer Unſtern, durch welchen der gute Ruf des armen Confuſelius abermals mehr als ſchwankend ward.
Der Herr Magiſter war ein Menſch wie ande- re. Wen konnte es befremden: daß er auch mit unter, wie andre, den ſuͤßen Trieb der Liebe em- pfand? Wie er aber faſt in allen Stuͤcken ungluͤck- lich war, ſo ergieng’s ihm auch hierinnen. Schon waren mehrere, denen er ſeine Leiden vorgetragen hatte, unerbittlich geweſen; und dieß um ſo mehr, weil er ſeinen gaͤnzlichen Mangel an perſoͤnlichen Annehmlichkeiten nicht durch das geringſte, was ſonſt ſeine Antraͤge haͤtte willkommen machen ſol- len, erſetzen konnte. Nach ſeiner Ruͤckkunft vom Lande war ihm eingefallen, die Frau ſeines neuen Wirths artig zu finden und ſie mit ſeiner Zudring- lichkeit ſo gar zu beſtuͤrmen. Die Frau nahm es aber uͤbel, daß ſich ein ſo haͤßlicher kleiner Menſch, der auch keinen Groſchen anzubieten hatte, unter-
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viel Ehre ihm von allen erwieſen worden ſei. Auch
ſchwatzte er eines Abends davon, daß er ſich halb
und halb als Hofmeiſter in einem andern adelichen
Hauſe verſprochen haͤtte; nur wollte er ſich, wie
er vorgab, weil’s ihm gewiß genug waͤre, ein we-
nig ſuchen laſſen.
Die Geſellſchaft zweifelte hieran im geringſten
nicht: aber es erhob ſich leider! gar bald ein neuer
Unſtern, durch welchen der gute Ruf des armen
Confuſelius abermals mehr als ſchwankend ward.
Der Herr Magiſter war ein Menſch wie ande-
re. Wen konnte es befremden: daß er auch mit
unter, wie andre, den ſuͤßen Trieb der Liebe em-
pfand? Wie er aber faſt in allen Stuͤcken ungluͤck-
lich war, ſo ergieng’s ihm auch hierinnen. Schon
waren mehrere, denen er ſeine Leiden vorgetragen
hatte, unerbittlich geweſen; und dieß um ſo mehr,
weil er ſeinen gaͤnzlichen Mangel an perſoͤnlichen
Annehmlichkeiten nicht durch das geringſte, was
ſonſt ſeine Antraͤge haͤtte willkommen machen ſol-
len, erſetzen konnte. Nach ſeiner Ruͤckkunft vom
Lande war ihm eingefallen, die Frau ſeines neuen
Wirths artig zu finden und ſie mit ſeiner Zudring-
lichkeit ſo gar zu beſtuͤrmen. Die Frau nahm es
aber uͤbel, daß ſich ein ſo haͤßlicher kleiner Menſch,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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