Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Hier war also nichts zu thun, als daß der Pastor die ersten besten Knechte vom Pfarrhofe selbst abschicken mußte. Diese wurden denn unter- richtet, was sie zu thun hätten. Albrechts Freund nahm sie mit, und zeigte ihnen den Weg aufs Theater; jedoch rieth er ih- nen, ja nicht eher sichtbar zu werden, als bis der Geistliche aufträte, so fern er nicht etwa schon auf dem Theater stünde. Aber Confuselius stand bereits da; und so fuhren denn auch die Knechte gleich zu, rissen ihm den Priesterrock vom Leibe und die Perücke vom Kopfe, und zerrten so unbarmherzig an dem Ueber- schlage, daß Confuselius beinah erdrosselt ward. Er schrie um Hülfe, und erhielt sie auch. Die übrigen Personen auf der Bühne drängten sich au- genblicklich zu: da aber Confuselius unter andern etliche Rippenstöße bekommen hatte, ließen sie sich, um nicht auch so was zu erfahren, in nichts ein, als daß sie den Ueberschlag lösten, ihn geschwind vollends ausziehen halfen, und den beraubten Mit- spieler entfernten. Die Knechte schrien, indem sie ihn so unbarmherzig entkleideten: man wird ihn lehren, das heilige Amt schänden. Confuselius hin- gegen schrie, Hülfe! Rettung! die andern Schau- spieler und Schauspielerinnen schrien durcheinan- der;
Hier war alſo nichts zu thun, als daß der Paſtor die erſten beſten Knechte vom Pfarrhofe ſelbſt abſchicken mußte. Dieſe wurden denn unter- richtet, was ſie zu thun haͤtten. Albrechts Freund nahm ſie mit, und zeigte ihnen den Weg aufs Theater; jedoch rieth er ih- nen, ja nicht eher ſichtbar zu werden, als bis der Geiſtliche auftraͤte, ſo fern er nicht etwa ſchon auf dem Theater ſtuͤnde. Aber Confuſelius ſtand bereits da; und ſo fuhren denn auch die Knechte gleich zu, riſſen ihm den Prieſterrock vom Leibe und die Peruͤcke vom Kopfe, und zerrten ſo unbarmherzig an dem Ueber- ſchlage, daß Confuſelius beinah erdroſſelt ward. Er ſchrie um Huͤlfe, und erhielt ſie auch. Die uͤbrigen Perſonen auf der Buͤhne draͤngten ſich au- genblicklich zu: da aber Confuſelius unter andern etliche Rippenſtoͤße bekommen hatte, ließen ſie ſich, um nicht auch ſo was zu erfahren, in nichts ein, als daß ſie den Ueberſchlag loͤſten, ihn geſchwind vollends ausziehen halfen, und den beraubten Mit- ſpieler entfernten. Die Knechte ſchrien, indem ſie ihn ſo unbarmherzig entkleideten: man wird ihn lehren, das heilige Amt ſchaͤnden. Confuſelius hin- gegen ſchrie, Huͤlfe! Rettung! die andern Schau- ſpieler und Schauſpielerinnen ſchrien durcheinan- der;
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Hier war alſo nichts zu thun, als daß der
Paſtor die erſten beſten Knechte vom Pfarrhofe
ſelbſt abſchicken mußte. Dieſe wurden denn unter-
richtet, was ſie zu thun haͤtten.
Albrechts Freund nahm ſie mit, und zeigte
ihnen den Weg aufs Theater; jedoch rieth er ih-
nen, ja nicht eher ſichtbar zu werden, als bis
der Geiſtliche auftraͤte, ſo fern er nicht etwa ſchon
auf dem Theater ſtuͤnde.
Aber Confuſelius ſtand bereits da; und ſo
fuhren denn auch die Knechte gleich zu, riſſen ihm
den Prieſterrock vom Leibe und die Peruͤcke vom
Kopfe, und zerrten ſo unbarmherzig an dem Ueber-
ſchlage, daß Confuſelius beinah erdroſſelt ward.
Er ſchrie um Huͤlfe, und erhielt ſie auch. Die
uͤbrigen Perſonen auf der Buͤhne draͤngten ſich au-
genblicklich zu: da aber Confuſelius unter andern
etliche Rippenſtoͤße bekommen hatte, ließen ſie ſich,
um nicht auch ſo was zu erfahren, in nichts ein,
als daß ſie den Ueberſchlag loͤſten, ihn geſchwind
vollends ausziehen halfen, und den beraubten Mit-
ſpieler entfernten. Die Knechte ſchrien, indem ſie
ihn ſo unbarmherzig entkleideten: man wird ihn
lehren, das heilige Amt ſchaͤnden. Confuſelius hin-
gegen ſchrie, Huͤlfe! Rettung! die andern Schau-
ſpieler und Schauſpielerinnen ſchrien durcheinan-
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