Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
daß er sich ersäuft haben, oder doch davon gelaufen sein müßte: aber itzt beschämte er die bösen Zun- gen, die so was gesagt hatten, desto mehr, da er erzählte, was für Anstalt er gemacht hatte. -- Sei- ne Freunde in der Tabagie, die selbst nicht ganz abgeneigt gewesen waren, dem Lästergerüchte Glau- ben beizumessen, bezeigten sich unendlich erfreut, ihn wieder zu sehn; und noch mehr freuten sie sich, daß endlich eines seiner Stücke zur öffentlichen Auf- führung kommen sollte. Er hatte sich ein Dutzend Freibillets ausbeduugen; mit diesen überraschte er sie und einige andere Bekannte aufs ange- nehmste. Die größte Angst hatte jedoch Confuselius noch um den priesterlichen Anzug. Er mußte doch durch- aus Priesterrock und Ueberschlag nebst einer runden Perücke haben; und woher das alles nehmen? Albrechten und seinen Bekannten war zu viel dar- an gelegen, daß er in diesem Ornat auf der Bühne erschiene; also zerbrachen sie sich selbst die Köpfe, Mittel dazu ausfindig zu machen. Doch zu gutem Glück hatte ein Schneider erst kürzlich einen Prie- sterrock bei einer Predigerwittwe gekauft, um das Zeuch zu andern Kleidungsstücken zu verbrauchen. Dieses ward entdeckt: der Schneider hatte schon angefangen, den Priesterrock zu zertrennen; aber Dou- H 4
daß er ſich erſaͤuft haben, oder doch davon gelaufen ſein muͤßte: aber itzt beſchaͤmte er die boͤſen Zun- gen, die ſo was geſagt hatten, deſto mehr, da er erzaͤhlte, was fuͤr Anſtalt er gemacht hatte. — Sei- ne Freunde in der Tabagie, die ſelbſt nicht ganz abgeneigt geweſen waren, dem Laͤſtergeruͤchte Glau- ben beizumeſſen, bezeigten ſich unendlich erfreut, ihn wieder zu ſehn; und noch mehr freuten ſie ſich, daß endlich eines ſeiner Stuͤcke zur oͤffentlichen Auf- fuͤhrung kommen ſollte. Er hatte ſich ein Dutzend Freibillets ausbeduugen; mit dieſen uͤberraſchte er ſie und einige andere Bekannte aufs ange- nehmſte. Die groͤßte Angſt hatte jedoch Confuſelius noch um den prieſterlichen Anzug. Er mußte doch durch- aus Prieſterrock und Ueberſchlag nebſt einer runden Peruͤcke haben; und woher das alles nehmen? Albrechten und ſeinen Bekannten war zu viel dar- an gelegen, daß er in dieſem Ornat auf der Buͤhne erſchiene; alſo zerbrachen ſie ſich ſelbſt die Koͤpfe, Mittel dazu ausfindig zu machen. Doch zu gutem Gluͤck hatte ein Schneider erſt kuͤrzlich einen Prie- ſterrock bei einer Predigerwittwe gekauft, um das Zeuch zu andern Kleidungsſtuͤcken zu verbrauchen. Dieſes ward entdeckt: der Schneider hatte ſchon angefangen, den Prieſterrock zu zertrennen; aber Dou- H 4
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ſein muͤßte: aber itzt beſchaͤmte er die boͤſen Zun-
gen, die ſo was geſagt hatten, deſto mehr, da er
erzaͤhlte, was fuͤr Anſtalt er gemacht hatte. — Sei-
ne Freunde in der Tabagie, die ſelbſt nicht ganz
abgeneigt geweſen waren, dem Laͤſtergeruͤchte Glau-
ben beizumeſſen, bezeigten ſich unendlich erfreut,
ihn wieder zu ſehn; und noch mehr freuten ſie ſich,
daß endlich eines ſeiner Stuͤcke zur oͤffentlichen Auf-
fuͤhrung kommen ſollte. Er hatte ſich ein Dutzend
Freibillets ausbeduugen; mit dieſen uͤberraſchte er
ſie und einige andere Bekannte aufs ange-
nehmſte.
Die groͤßte Angſt hatte jedoch Confuſelius noch
um den prieſterlichen Anzug. Er mußte doch durch-
aus Prieſterrock und Ueberſchlag nebſt einer runden
Peruͤcke haben; und woher das alles nehmen?
Albrechten und ſeinen Bekannten war zu viel dar-
an gelegen, daß er in dieſem Ornat auf der Buͤhne
erſchiene; alſo zerbrachen ſie ſich ſelbſt die Koͤpfe,
Mittel dazu ausfindig zu machen. Doch zu gutem
Gluͤck hatte ein Schneider erſt kuͤrzlich einen Prie-
ſterrock bei einer Predigerwittwe gekauft, um das
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Dieſes ward entdeckt: der Schneider hatte ſchon
angefangen, den Prieſterrock zu zertrennen; aber
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