Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
funden. Den Henker! da steckt tiefe Kunst drin-
nen. Sie sind ein Mann von Kopfe; nehmen
Sie doch das Werk vor, und studieren Sie es.
Jch will eben nicht sagen, daß Sie den Teufel
citiren, oder sich gar ihm ergeben sollen, damit
er Jhnen Geld bringe: aber man kann sich doch
mit solchen Künsten manchen Leuten unentbehr-
lich und furchtbar machen. Verstehen Sie mich?
Jhnen darf ich nichts weiter sagen?

Confuselius sah die Sache nicht als eine
Kleinigkeit an. Er gab Albrechten so gar zu
verstehn, daß er nicht ganz fremd in dieser Kunst
wäre, und sie nichts weniger als verwürfe; nur
sei er, fuhr er fort, von der Sache abgekommen,
wolle sich aber nun mit Fleiße drauf legen --
und dankte Albrechten sehr, daß er ihm das
Werk borgen wollte.

Nunmehr studierte Confuselius Tag und
Nacht so emsig, daß er Essen und Trinken, ja
seine eigne üble Lage darüber vergaß: denn er
sah sich schon im Geiste mit ungezählten Schä-
tzen versehn. Er wollte allerdings, wie ihm Al-
brecht nicht eben bestimmt rieth, den Teufel citiren,
und allenfalls einen Vergleich mit ihm treffen;
denn, dachte er, hier in dieser Welt kann Mei-
ster Urian einem armen Manne wohl mehr nü-
tzen,
funden. Den Henker! da ſteckt tiefe Kunſt drin-
nen. Sie ſind ein Mann von Kopfe; nehmen
Sie doch das Werk vor, und ſtudieren Sie es.
Jch will eben nicht ſagen, daß Sie den Teufel
citiren, oder ſich gar ihm ergeben ſollen, damit
er Jhnen Geld bringe: aber man kann ſich doch
mit ſolchen Kuͤnſten manchen Leuten unentbehr-
lich und furchtbar machen. Verſtehen Sie mich?
Jhnen darf ich nichts weiter ſagen?

Confuſelius ſah die Sache nicht als eine
Kleinigkeit an. Er gab Albrechten ſo gar zu
verſtehn, daß er nicht ganz fremd in dieſer Kunſt
waͤre, und ſie nichts weniger als verwuͤrfe; nur
ſei er, fuhr er fort, von der Sache abgekommen,
wolle ſich aber nun mit Fleiße drauf legen —
und dankte Albrechten ſehr, daß er ihm das
Werk borgen wollte.

Nunmehr ſtudierte Confuſelius Tag und
Nacht ſo emſig, daß er Eſſen und Trinken, ja
ſeine eigne uͤble Lage daruͤber vergaß: denn er
ſah ſich ſchon im Geiſte mit ungezaͤhlten Schaͤ-
tzen verſehn. Er wollte allerdings, wie ihm Al-
brecht nicht eben beſtimmt rieth, den Teufel citiren,
und allenfalls einen Vergleich mit ihm treffen;
denn, dachte er, hier in dieſer Welt kann Mei-
ſter Urian einem armen Manne wohl mehr nuͤ-
tzen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0117" n="111"/>
funden. Den Henker! da &#x017F;teckt tiefe Kun&#x017F;t drin-<lb/>
nen. Sie &#x017F;ind ein Mann von Kopfe; nehmen<lb/>
Sie doch das Werk vor, und &#x017F;tudieren Sie es.<lb/>
Jch will eben nicht &#x017F;agen, daß Sie den Teufel<lb/>
citiren, oder &#x017F;ich gar ihm ergeben &#x017F;ollen, damit<lb/>
er Jhnen Geld bringe: aber man kann &#x017F;ich doch<lb/>
mit &#x017F;olchen Ku&#x0364;n&#x017F;ten manchen Leuten unentbehr-<lb/>
lich und furchtbar machen. Ver&#x017F;tehen Sie mich?<lb/>
Jhnen darf ich nichts weiter &#x017F;agen?</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius &#x017F;ah die Sache nicht als eine<lb/>
Kleinigkeit an. Er gab Albrechten &#x017F;o gar zu<lb/>
ver&#x017F;tehn, daß er nicht ganz fremd in die&#x017F;er Kun&#x017F;t<lb/>
wa&#x0364;re, und &#x017F;ie nichts weniger als verwu&#x0364;rfe; nur<lb/>
&#x017F;ei er, fuhr er fort, von der Sache abgekommen,<lb/>
wolle &#x017F;ich aber nun mit Fleiße drauf legen &#x2014;<lb/>
und dankte Albrechten &#x017F;ehr, daß er ihm das<lb/>
Werk borgen wollte.</p><lb/>
          <p>Nunmehr &#x017F;tudierte Confu&#x017F;elius Tag und<lb/>
Nacht &#x017F;o em&#x017F;ig, daß er E&#x017F;&#x017F;en und Trinken, ja<lb/>
&#x017F;eine eigne u&#x0364;ble Lage daru&#x0364;ber vergaß: denn er<lb/>
&#x017F;ah &#x017F;ich &#x017F;chon im Gei&#x017F;te mit ungeza&#x0364;hlten Scha&#x0364;-<lb/>
tzen ver&#x017F;ehn. Er wollte allerdings, wie ihm Al-<lb/>
brecht nicht eben be&#x017F;timmt rieth, den Teufel citiren,<lb/>
und allenfalls einen Vergleich mit ihm treffen;<lb/>
denn, dachte er, hier in die&#x017F;er Welt kann Mei-<lb/>
&#x017F;ter Urian einem armen Manne wohl mehr nu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzen,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0117] funden. Den Henker! da ſteckt tiefe Kunſt drin- nen. Sie ſind ein Mann von Kopfe; nehmen Sie doch das Werk vor, und ſtudieren Sie es. Jch will eben nicht ſagen, daß Sie den Teufel citiren, oder ſich gar ihm ergeben ſollen, damit er Jhnen Geld bringe: aber man kann ſich doch mit ſolchen Kuͤnſten manchen Leuten unentbehr- lich und furchtbar machen. Verſtehen Sie mich? Jhnen darf ich nichts weiter ſagen? Confuſelius ſah die Sache nicht als eine Kleinigkeit an. Er gab Albrechten ſo gar zu verſtehn, daß er nicht ganz fremd in dieſer Kunſt waͤre, und ſie nichts weniger als verwuͤrfe; nur ſei er, fuhr er fort, von der Sache abgekommen, wolle ſich aber nun mit Fleiße drauf legen — und dankte Albrechten ſehr, daß er ihm das Werk borgen wollte. Nunmehr ſtudierte Confuſelius Tag und Nacht ſo emſig, daß er Eſſen und Trinken, ja ſeine eigne uͤble Lage daruͤber vergaß: denn er ſah ſich ſchon im Geiſte mit ungezaͤhlten Schaͤ- tzen verſehn. Er wollte allerdings, wie ihm Al- brecht nicht eben beſtimmt rieth, den Teufel citiren, und allenfalls einen Vergleich mit ihm treffen; denn, dachte er, hier in dieſer Welt kann Mei- ſter Urian einem armen Manne wohl mehr nuͤ- tzen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/117
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/117>, abgerufen am 24.12.2024.