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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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ßes in ihre Protection zu nehmen, und gab zuletzt
ziemlich deutlich zu verstehn, daß er ein Douceur
erwartete. Acht solcher Briefe waren von eilf Uhr
des Vormittags bis sieben Uhr des Abends mit
unglaublicher Anstrengung geschrieben, und mit
den Theaterstücken in Paquete gebracht. Es kostete
ihn viel Papier, und Siegellack, und für seine
wirkliche Baarschaft so viel an Postgelde, daß er
am Ende wenig mehr übrig hatte. Er that aber
doch, so sehr ihn hungerte, eine sparsame Mahl-
zeit, um einige Groschen, die ihm noch geblieben
waren, zu Postpapier aufzuheben, und des folgen-
den Tages noch sechs oder acht Briefe zu schrei-
ben: Er säumte auch nicht, diese ebenfalls aus-
zufertigen, schickte aber diese zweite Ladung fort,
ohne sie zu frankiren, weil er das Postgeld nicht
mehr auftreiben konnte.

Nun war etwas, aber doch noch lange nicht
alles wieder im Gleise: denn noch immer konnte
der Magister nicht ungeneckt auf der Straße gehn;
und was das übelste war, so hatte der arme
Mann nichts in der Welt mehr, seinen Hunger
zu stillen. Zu Schnitzern gieng er zwar noch an
den gewöhnlichen Tagen zum Mittagsessen; aber
dieser verlangte nicht mehr allein mit ihm zu spei-
sen: der Magister hingegen wollte sich nicht an die
Wirths-
ßes in ihre Protection zu nehmen, und gab zuletzt
ziemlich deutlich zu verſtehn, daß er ein Douceur
erwartete. Acht ſolcher Briefe waren von eilf Uhr
des Vormittags bis ſieben Uhr des Abends mit
unglaublicher Anſtrengung geſchrieben, und mit
den Theaterſtuͤcken in Paquete gebracht. Es koſtete
ihn viel Papier, und Siegellack, und fuͤr ſeine
wirkliche Baarſchaft ſo viel an Poſtgelde, daß er
am Ende wenig mehr uͤbrig hatte. Er that aber
doch, ſo ſehr ihn hungerte, eine ſparſame Mahl-
zeit, um einige Groſchen, die ihm noch geblieben
waren, zu Poſtpapier aufzuheben, und des folgen-
den Tages noch ſechs oder acht Briefe zu ſchrei-
ben: Er ſaͤumte auch nicht, dieſe ebenfalls aus-
zufertigen, ſchickte aber dieſe zweite Ladung fort,
ohne ſie zu frankiren, weil er das Poſtgeld nicht
mehr auftreiben konnte.

Nun war etwas, aber doch noch lange nicht
alles wieder im Gleiſe: denn noch immer konnte
der Magiſter nicht ungeneckt auf der Straße gehn;
und was das uͤbelſte war, ſo hatte der arme
Mann nichts in der Welt mehr, ſeinen Hunger
zu ſtillen. Zu Schnitzern gieng er zwar noch an
den gewoͤhnlichen Tagen zum Mittagseſſen; aber
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[96/0102] ßes in ihre Protection zu nehmen, und gab zuletzt ziemlich deutlich zu verſtehn, daß er ein Douceur erwartete. Acht ſolcher Briefe waren von eilf Uhr des Vormittags bis ſieben Uhr des Abends mit unglaublicher Anſtrengung geſchrieben, und mit den Theaterſtuͤcken in Paquete gebracht. Es koſtete ihn viel Papier, und Siegellack, und fuͤr ſeine wirkliche Baarſchaft ſo viel an Poſtgelde, daß er am Ende wenig mehr uͤbrig hatte. Er that aber doch, ſo ſehr ihn hungerte, eine ſparſame Mahl- zeit, um einige Groſchen, die ihm noch geblieben waren, zu Poſtpapier aufzuheben, und des folgen- den Tages noch ſechs oder acht Briefe zu ſchrei- ben: Er ſaͤumte auch nicht, dieſe ebenfalls aus- zufertigen, ſchickte aber dieſe zweite Ladung fort, ohne ſie zu frankiren, weil er das Poſtgeld nicht mehr auftreiben konnte. Nun war etwas, aber doch noch lange nicht alles wieder im Gleiſe: denn noch immer konnte der Magiſter nicht ungeneckt auf der Straße gehn; und was das uͤbelſte war, ſo hatte der arme Mann nichts in der Welt mehr, ſeinen Hunger zu ſtillen. Zu Schnitzern gieng er zwar noch an den gewoͤhnlichen Tagen zum Mittagseſſen; aber dieſer verlangte nicht mehr allein mit ihm zu ſpei- ſen: der Magiſter hingegen wollte ſich nicht an die Wirths-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/102>, abgerufen am 23.11.2024.