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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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unerwartet hinterm Altar hervor die Frau Pfarrerin unter den Communicanten ihm zu Gesicht kam?

Alles das und noch vieles Andere hatte von Zeit zu Zeit den Schleier zu lüften versucht, der zwischen beiden Seelen trennend und verhüllend hing. Aber es war nur ein vorübergehender Lufthauch gewesen. Der Schleier hatte Stand gehalten, Beider Blicke umflorend, Beiden verbergend, was im eigenen Grunde des Herzens nur des Bei-Namen-Rufens wartete, um aus dem Schlummer zu erwachen. Jetzt war es bei Namen gerufen worden und stand mit hellwachen Augen da.

"Und wenn ich sollt' groß Unglück han, Da liegt nicht dran!"

Noch schritt der stille Küster an der Seite der Pfarrerswittwe den sauberen Kiesweg auf und ab, als die kugelrunde Meierin, des langen Wartens müde, sich von ihrem Steinsitze erhob. Was ihr im Sitzen wegen des Zauns entgangen war, sah sie jetzt beim Aufrechtstehen: die zwei im Garten Lustwandelnden, Hand in Hand, bald Worte, bald Blicke wechselnd, und Beide, so schien's, mit ihren Gedanken weit ab von der geduldigen Wächterin draußen.

Da hätte ich bis zum Abend warten können, sagte sie halb mürrisch vor sich hin und war im Begriff, sich gekränkt zu fühlen. Aber es kam nicht dazu, die Gutmüthigkeit überwog. Sie dachte ihres Säuglings daheim, und wie ihm der heutige Tag eine Gewähr mehr sein werde gegen die durch kein Gesetz vorgeschriebene und

unerwartet hinterm Altar hervor die Frau Pfarrerin unter den Communicanten ihm zu Gesicht kam?

Alles das und noch vieles Andere hatte von Zeit zu Zeit den Schleier zu lüften versucht, der zwischen beiden Seelen trennend und verhüllend hing. Aber es war nur ein vorübergehender Lufthauch gewesen. Der Schleier hatte Stand gehalten, Beider Blicke umflorend, Beiden verbergend, was im eigenen Grunde des Herzens nur des Bei-Namen-Rufens wartete, um aus dem Schlummer zu erwachen. Jetzt war es bei Namen gerufen worden und stand mit hellwachen Augen da.

„Und wenn ich sollt' groß Unglück han, Da liegt nicht dran!“

Noch schritt der stille Küster an der Seite der Pfarrerswittwe den sauberen Kiesweg auf und ab, als die kugelrunde Meierin, des langen Wartens müde, sich von ihrem Steinsitze erhob. Was ihr im Sitzen wegen des Zauns entgangen war, sah sie jetzt beim Aufrechtstehen: die zwei im Garten Lustwandelnden, Hand in Hand, bald Worte, bald Blicke wechselnd, und Beide, so schien's, mit ihren Gedanken weit ab von der geduldigen Wächterin draußen.

Da hätte ich bis zum Abend warten können, sagte sie halb mürrisch vor sich hin und war im Begriff, sich gekränkt zu fühlen. Aber es kam nicht dazu, die Gutmüthigkeit überwog. Sie dachte ihres Säuglings daheim, und wie ihm der heutige Tag eine Gewähr mehr sein werde gegen die durch kein Gesetz vorgeschriebene und

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[0089] unerwartet hinterm Altar hervor die Frau Pfarrerin unter den Communicanten ihm zu Gesicht kam? Alles das und noch vieles Andere hatte von Zeit zu Zeit den Schleier zu lüften versucht, der zwischen beiden Seelen trennend und verhüllend hing. Aber es war nur ein vorübergehender Lufthauch gewesen. Der Schleier hatte Stand gehalten, Beider Blicke umflorend, Beiden verbergend, was im eigenen Grunde des Herzens nur des Bei-Namen-Rufens wartete, um aus dem Schlummer zu erwachen. Jetzt war es bei Namen gerufen worden und stand mit hellwachen Augen da. „Und wenn ich sollt' groß Unglück han, Da liegt nicht dran!“ Noch schritt der stille Küster an der Seite der Pfarrerswittwe den sauberen Kiesweg auf und ab, als die kugelrunde Meierin, des langen Wartens müde, sich von ihrem Steinsitze erhob. Was ihr im Sitzen wegen des Zauns entgangen war, sah sie jetzt beim Aufrechtstehen: die zwei im Garten Lustwandelnden, Hand in Hand, bald Worte, bald Blicke wechselnd, und Beide, so schien's, mit ihren Gedanken weit ab von der geduldigen Wächterin draußen. Da hätte ich bis zum Abend warten können, sagte sie halb mürrisch vor sich hin und war im Begriff, sich gekränkt zu fühlen. Aber es kam nicht dazu, die Gutmüthigkeit überwog. Sie dachte ihres Säuglings daheim, und wie ihm der heutige Tag eine Gewähr mehr sein werde gegen die durch kein Gesetz vorgeschriebene und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/89>, abgerufen am 27.11.2024.