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Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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denn nicht ein, daß Ihr eigentlich gar nicht lebet, wie Euch so ein Jahr nach dem andern hinschleicht? Wem könnt Ihr nützlich sein, wenn Ihr ein fröhlich Gesicht macht, wenn Ihr bei Tisch derb einhaut, wenn Ihr einen gescheidten Einfall habt? Da ist's doch ein ander Ding, wenn die eigene Frau am Herd steht und beim Sieden und Pretzeln denkt: Heut' wird's ihm aber schmecken! Von eigenen Kindern will ich noch gar nicht einmal reden -- da giebt's im Leben schon nichts, was dagegen Stich hält, und Ihr seid doch noch kein alter Abraham -- aber sitzt denn nicht manche brave Wittwe da, ohne Versorger und männlichen Rathgeber, und die armen Kinder sind ihre Noth und Angst, statt ihre Lust und Freude sein zu können, wenn sich ein rechtschaffenes Mannsbild ihrer annähme? Wozu ist denn der Mann in allen Dingen des Erwerbs und Verkehrs gegen das Weib im Vortheil? warum lernt er mehr und stößt sich im Leben herum, als weil die Weltordnung darauf Rechnung macht, er werde dem schwächern Theile mit durchhelfen?

Der Küster faltete die Hände und nickte unwillkürlich zustimmend.

Ein lediger Mann, fuhr die Meierin fort, ist ein elender Mann. Geht's ehrbar bei ihm zu, so schrumpft er allmählich ein, wird alt und kalt, und schaufeln sie ihn ein, da ist er vergessen. Geht's nicht ehrbar bei ihm zu, so wird er ein Taugenichts, der noch obendrein dem Teufel in die Hände arbeitet. Kein Baum im

denn nicht ein, daß Ihr eigentlich gar nicht lebet, wie Euch so ein Jahr nach dem andern hinschleicht? Wem könnt Ihr nützlich sein, wenn Ihr ein fröhlich Gesicht macht, wenn Ihr bei Tisch derb einhaut, wenn Ihr einen gescheidten Einfall habt? Da ist's doch ein ander Ding, wenn die eigene Frau am Herd steht und beim Sieden und Pretzeln denkt: Heut' wird's ihm aber schmecken! Von eigenen Kindern will ich noch gar nicht einmal reden — da giebt's im Leben schon nichts, was dagegen Stich hält, und Ihr seid doch noch kein alter Abraham — aber sitzt denn nicht manche brave Wittwe da, ohne Versorger und männlichen Rathgeber, und die armen Kinder sind ihre Noth und Angst, statt ihre Lust und Freude sein zu können, wenn sich ein rechtschaffenes Mannsbild ihrer annähme? Wozu ist denn der Mann in allen Dingen des Erwerbs und Verkehrs gegen das Weib im Vortheil? warum lernt er mehr und stößt sich im Leben herum, als weil die Weltordnung darauf Rechnung macht, er werde dem schwächern Theile mit durchhelfen?

Der Küster faltete die Hände und nickte unwillkürlich zustimmend.

Ein lediger Mann, fuhr die Meierin fort, ist ein elender Mann. Geht's ehrbar bei ihm zu, so schrumpft er allmählich ein, wird alt und kalt, und schaufeln sie ihn ein, da ist er vergessen. Geht's nicht ehrbar bei ihm zu, so wird er ein Taugenichts, der noch obendrein dem Teufel in die Hände arbeitet. Kein Baum im

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[0083] denn nicht ein, daß Ihr eigentlich gar nicht lebet, wie Euch so ein Jahr nach dem andern hinschleicht? Wem könnt Ihr nützlich sein, wenn Ihr ein fröhlich Gesicht macht, wenn Ihr bei Tisch derb einhaut, wenn Ihr einen gescheidten Einfall habt? Da ist's doch ein ander Ding, wenn die eigene Frau am Herd steht und beim Sieden und Pretzeln denkt: Heut' wird's ihm aber schmecken! Von eigenen Kindern will ich noch gar nicht einmal reden — da giebt's im Leben schon nichts, was dagegen Stich hält, und Ihr seid doch noch kein alter Abraham — aber sitzt denn nicht manche brave Wittwe da, ohne Versorger und männlichen Rathgeber, und die armen Kinder sind ihre Noth und Angst, statt ihre Lust und Freude sein zu können, wenn sich ein rechtschaffenes Mannsbild ihrer annähme? Wozu ist denn der Mann in allen Dingen des Erwerbs und Verkehrs gegen das Weib im Vortheil? warum lernt er mehr und stößt sich im Leben herum, als weil die Weltordnung darauf Rechnung macht, er werde dem schwächern Theile mit durchhelfen? Der Küster faltete die Hände und nickte unwillkürlich zustimmend. Ein lediger Mann, fuhr die Meierin fort, ist ein elender Mann. Geht's ehrbar bei ihm zu, so schrumpft er allmählich ein, wird alt und kalt, und schaufeln sie ihn ein, da ist er vergessen. Geht's nicht ehrbar bei ihm zu, so wird er ein Taugenichts, der noch obendrein dem Teufel in die Hände arbeitet. Kein Baum im

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:58:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:58:19Z)

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Zitationshilfe: Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/83>, abgerufen am 23.11.2024.