Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ihr seid rechtschaffen hart mit mir in die Schule gegangen, versetzte der Küster, durch die letzte Anspielung der Schwägerin zu einer Erwiderung gereizt, und ich hab' mir's gefallen lassen, weil ich weiß, daß Ihr aus gutem Herzen so bös redet. Aber mit nachträglichem Vorhalten macht Ihr keine Dummheit ungeschehen. Ich bin von Kindheit an nur für die Küsterei erzogen worden, hab' an die fünfundzwanzig Jahre unter dem altes Strohdach gesessen und mein Lebtag kein Haus gekauft, noch nach einem Mädchen zum Freien ausgeschaut. Jetzt soll ich mit Einem Mal Beides fertig bringen, und nur ich Lehrgeld zahlen muß, macht Ihr Euch noch einen Festtag, um mich mit meiner Unerfahrenheit ausspotten zu können. Geht, sagte die Meierin halb begütigend, Ihr wißt schon, wie ich's meine. Euer Mann hätte mir nicht den Heimtrunk annöthigen sollen, fuhr der Küster sich erwärmend fort, da ich ihn um Rath bat. Aber er redet auch lieber hinterdrein, als wenn's Zeit ist. Hernach ist's ein Leichtes, meistern, wenn man den Gesellen wirthschaften ließ, wie er's eben verstand. Schwager, sagte die Meierin, Ihr sprecht wie ein aufsäßig Kind. Gegen meinen Mann lass' ich nun schon nichts aufkommen, es sei denn, er hör's mit eigenen Ohren. Habt Ihr ihn um Rath gefragt, ob Ihr freien sollt? Das nicht, versetzte der Küster, ungewiß, wie er Ihr seid rechtschaffen hart mit mir in die Schule gegangen, versetzte der Küster, durch die letzte Anspielung der Schwägerin zu einer Erwiderung gereizt, und ich hab' mir's gefallen lassen, weil ich weiß, daß Ihr aus gutem Herzen so bös redet. Aber mit nachträglichem Vorhalten macht Ihr keine Dummheit ungeschehen. Ich bin von Kindheit an nur für die Küsterei erzogen worden, hab' an die fünfundzwanzig Jahre unter dem altes Strohdach gesessen und mein Lebtag kein Haus gekauft, noch nach einem Mädchen zum Freien ausgeschaut. Jetzt soll ich mit Einem Mal Beides fertig bringen, und nur ich Lehrgeld zahlen muß, macht Ihr Euch noch einen Festtag, um mich mit meiner Unerfahrenheit ausspotten zu können. Geht, sagte die Meierin halb begütigend, Ihr wißt schon, wie ich's meine. Euer Mann hätte mir nicht den Heimtrunk annöthigen sollen, fuhr der Küster sich erwärmend fort, da ich ihn um Rath bat. Aber er redet auch lieber hinterdrein, als wenn's Zeit ist. Hernach ist's ein Leichtes, meistern, wenn man den Gesellen wirthschaften ließ, wie er's eben verstand. Schwager, sagte die Meierin, Ihr sprecht wie ein aufsäßig Kind. Gegen meinen Mann lass' ich nun schon nichts aufkommen, es sei denn, er hör's mit eigenen Ohren. Habt Ihr ihn um Rath gefragt, ob Ihr freien sollt? Das nicht, versetzte der Küster, ungewiß, wie er <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="7"> <pb facs="#f0081"/> <p>Ihr seid rechtschaffen hart mit mir in die Schule gegangen, versetzte der Küster, durch die letzte Anspielung der Schwägerin zu einer Erwiderung gereizt, und ich hab' mir's gefallen lassen, weil ich weiß, daß Ihr aus gutem Herzen so bös redet. Aber mit nachträglichem Vorhalten macht Ihr keine Dummheit ungeschehen. Ich bin von Kindheit an nur für die Küsterei erzogen worden, hab' an die fünfundzwanzig Jahre unter dem altes Strohdach gesessen und mein Lebtag kein Haus gekauft, noch nach einem Mädchen zum Freien ausgeschaut. Jetzt soll ich mit Einem Mal Beides fertig bringen, und nur ich Lehrgeld zahlen muß, macht Ihr Euch noch einen Festtag, um mich mit meiner Unerfahrenheit ausspotten zu können.</p><lb/> <p>Geht, sagte die Meierin halb begütigend, Ihr wißt schon, wie ich's meine.</p><lb/> <p>Euer Mann hätte mir nicht den Heimtrunk annöthigen sollen, fuhr der Küster sich erwärmend fort, da ich ihn um Rath bat. Aber er redet auch lieber hinterdrein, als wenn's Zeit ist. Hernach ist's ein Leichtes, meistern, wenn man den Gesellen wirthschaften ließ, wie er's eben verstand.</p><lb/> <p>Schwager, sagte die Meierin, Ihr sprecht wie ein aufsäßig Kind. Gegen meinen Mann lass' ich nun schon nichts aufkommen, es sei denn, er hör's mit eigenen Ohren. Habt Ihr ihn um Rath gefragt, ob Ihr freien sollt?</p><lb/> <p>Das nicht, versetzte der Küster, ungewiß, wie er<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0081]
Ihr seid rechtschaffen hart mit mir in die Schule gegangen, versetzte der Küster, durch die letzte Anspielung der Schwägerin zu einer Erwiderung gereizt, und ich hab' mir's gefallen lassen, weil ich weiß, daß Ihr aus gutem Herzen so bös redet. Aber mit nachträglichem Vorhalten macht Ihr keine Dummheit ungeschehen. Ich bin von Kindheit an nur für die Küsterei erzogen worden, hab' an die fünfundzwanzig Jahre unter dem altes Strohdach gesessen und mein Lebtag kein Haus gekauft, noch nach einem Mädchen zum Freien ausgeschaut. Jetzt soll ich mit Einem Mal Beides fertig bringen, und nur ich Lehrgeld zahlen muß, macht Ihr Euch noch einen Festtag, um mich mit meiner Unerfahrenheit ausspotten zu können.
Geht, sagte die Meierin halb begütigend, Ihr wißt schon, wie ich's meine.
Euer Mann hätte mir nicht den Heimtrunk annöthigen sollen, fuhr der Küster sich erwärmend fort, da ich ihn um Rath bat. Aber er redet auch lieber hinterdrein, als wenn's Zeit ist. Hernach ist's ein Leichtes, meistern, wenn man den Gesellen wirthschaften ließ, wie er's eben verstand.
Schwager, sagte die Meierin, Ihr sprecht wie ein aufsäßig Kind. Gegen meinen Mann lass' ich nun schon nichts aufkommen, es sei denn, er hör's mit eigenen Ohren. Habt Ihr ihn um Rath gefragt, ob Ihr freien sollt?
Das nicht, versetzte der Küster, ungewiß, wie er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T12:58:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T12:58:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |