Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.schrieben hatte, von welcher Sendung in Hedeper jedoch Einiges ruchtbar wurde. Die Krugwirthin wenigstens sandte eine schöne Empfehlung, und ob der Herr Küster nichts in den hohlen Zähnen behalten habe? eine Anfrage, welche den Küster zu der nicht unerfreulichen Randbemerkung veranlaßt: er habe damals erst einen einzigen hohlen Zahn und im Uebrigen ein sehr stattliches Gebiß gehabt. Noch findet sich ein zusammengenähtes Längenmaß, dessen nicht ganz verständliche Inschriften hier der Vollständigkeit wegen zusammengestellt werden mögen: -- " ... zum Händedrucke . ." -- "derweil die Zeit noch nicht gekommen war, und somit ..." -- "doch versagte die Zunge..." -- "fünf vaterlose Waisen..." -- "es geschehe der Wille des Himmels..." Endlich lassen sich verschiedene Papierschnitzel in solcher Weise zusammenlegen, daß fünf Fasttage herauskommen, durch welche die alte Marga die im Herzen des Küsters entzündete Flamme zu löschen versuchte; daß ferner die kugelrunde Schwägerin ihm während dieser Hungerzeit alle Mittag einen Topf mit Suppe und Fleisch durch eines ihrer kleinen Mädchen zusandte; daß die Schwester Friederike den Pfeifenstand sammt darauf verwahrten Thonpfeifen "am letzten des Monats Augusti" zertrümmerte, den Marcus Paulus durch die regenbogenspielenden Scheiben der Küsterei ins Grüne hinausreisen ließ und das Kreidebild mit dem Steifkragen, als zu gut für die entweihte Stätte, in ihrem Strickbeutel schrieben hatte, von welcher Sendung in Hedeper jedoch Einiges ruchtbar wurde. Die Krugwirthin wenigstens sandte eine schöne Empfehlung, und ob der Herr Küster nichts in den hohlen Zähnen behalten habe? eine Anfrage, welche den Küster zu der nicht unerfreulichen Randbemerkung veranlaßt: er habe damals erst einen einzigen hohlen Zahn und im Uebrigen ein sehr stattliches Gebiß gehabt. Noch findet sich ein zusammengenähtes Längenmaß, dessen nicht ganz verständliche Inschriften hier der Vollständigkeit wegen zusammengestellt werden mögen: — „ ... zum Händedrucke . .“ — „derweil die Zeit noch nicht gekommen war, und somit ...“ — „doch versagte die Zunge...“ — „fünf vaterlose Waisen...“ — „es geschehe der Wille des Himmels...“ Endlich lassen sich verschiedene Papierschnitzel in solcher Weise zusammenlegen, daß fünf Fasttage herauskommen, durch welche die alte Marga die im Herzen des Küsters entzündete Flamme zu löschen versuchte; daß ferner die kugelrunde Schwägerin ihm während dieser Hungerzeit alle Mittag einen Topf mit Suppe und Fleisch durch eines ihrer kleinen Mädchen zusandte; daß die Schwester Friederike den Pfeifenstand sammt darauf verwahrten Thonpfeifen „am letzten des Monats Augusti“ zertrümmerte, den Marcus Paulus durch die regenbogenspielenden Scheiben der Küsterei ins Grüne hinausreisen ließ und das Kreidebild mit dem Steifkragen, als zu gut für die entweihte Stätte, in ihrem Strickbeutel <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0065"/> schrieben hatte, von welcher Sendung in Hedeper jedoch Einiges ruchtbar wurde. Die Krugwirthin wenigstens sandte eine schöne Empfehlung, und ob der Herr Küster nichts in den hohlen Zähnen behalten habe? eine Anfrage, welche den Küster zu der nicht unerfreulichen Randbemerkung veranlaßt: er habe damals erst einen einzigen hohlen Zahn und im Uebrigen ein sehr stattliches Gebiß gehabt.</p><lb/> <p>Noch findet sich ein zusammengenähtes Längenmaß, dessen nicht ganz verständliche Inschriften hier der Vollständigkeit wegen zusammengestellt werden mögen: — „ ... zum Händedrucke . .“ — „derweil die Zeit noch nicht gekommen war, und somit ...“ — „doch versagte die Zunge...“ — „fünf vaterlose Waisen...“ — „es geschehe der Wille des Himmels...“</p><lb/> <p>Endlich lassen sich verschiedene Papierschnitzel in solcher Weise zusammenlegen, daß fünf Fasttage herauskommen, durch welche die alte Marga die im Herzen des Küsters entzündete Flamme zu löschen versuchte; daß ferner die kugelrunde Schwägerin ihm während dieser Hungerzeit alle Mittag einen Topf mit Suppe und Fleisch durch eines ihrer kleinen Mädchen zusandte; daß die Schwester Friederike den Pfeifenstand sammt darauf verwahrten Thonpfeifen „am letzten des Monats Augusti“ zertrümmerte, den Marcus Paulus durch die regenbogenspielenden Scheiben der Küsterei ins Grüne hinausreisen ließ und das Kreidebild mit dem Steifkragen, als zu gut für die entweihte Stätte, in ihrem Strickbeutel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
schrieben hatte, von welcher Sendung in Hedeper jedoch Einiges ruchtbar wurde. Die Krugwirthin wenigstens sandte eine schöne Empfehlung, und ob der Herr Küster nichts in den hohlen Zähnen behalten habe? eine Anfrage, welche den Küster zu der nicht unerfreulichen Randbemerkung veranlaßt: er habe damals erst einen einzigen hohlen Zahn und im Uebrigen ein sehr stattliches Gebiß gehabt.
Noch findet sich ein zusammengenähtes Längenmaß, dessen nicht ganz verständliche Inschriften hier der Vollständigkeit wegen zusammengestellt werden mögen: — „ ... zum Händedrucke . .“ — „derweil die Zeit noch nicht gekommen war, und somit ...“ — „doch versagte die Zunge...“ — „fünf vaterlose Waisen...“ — „es geschehe der Wille des Himmels...“
Endlich lassen sich verschiedene Papierschnitzel in solcher Weise zusammenlegen, daß fünf Fasttage herauskommen, durch welche die alte Marga die im Herzen des Küsters entzündete Flamme zu löschen versuchte; daß ferner die kugelrunde Schwägerin ihm während dieser Hungerzeit alle Mittag einen Topf mit Suppe und Fleisch durch eines ihrer kleinen Mädchen zusandte; daß die Schwester Friederike den Pfeifenstand sammt darauf verwahrten Thonpfeifen „am letzten des Monats Augusti“ zertrümmerte, den Marcus Paulus durch die regenbogenspielenden Scheiben der Küsterei ins Grüne hinausreisen ließ und das Kreidebild mit dem Steifkragen, als zu gut für die entweihte Stätte, in ihrem Strickbeutel
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Zitationshilfe: | Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/65>, abgerufen am 17.02.2025. |