Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896.Jargon französischer, österreichischer u. s. w. Preußenfeinde erklären, 1870, 1866 und früher habe die "Gewalt" über das "Recht" gesiegt, Deutschland habe Elsaß-Lothringen und Nordschleswig abzu- treten, Polen sei wieder herzustellen u. s. w. Die Deutschenfeinde des Tribunals würden denken: "Die Jndustriellen, Lehrerinnen, Gou- vernanten u. s. w. des Deutschen Reiches haben uns lange genug eine überlegene, unbequeme Konkurrenz gemacht; jetzt wollen wir ein- mal das deutsche Volk recht gehörig schädigen, damit es ein für alle Mal unschädlich, konkurrenzunfähig gemacht wird." Frederic Passy ist ein tüchtiger Nationalökonom, ein Freihändler, eine Art Friedens- freund, membre de l'Institut. Trotzdem hielt er 1895 in der So- ciete francaise pour l'arbitrage entre nations einen Vortrag über die Zukunft Europas, der als Broschüre und im Februarheft des Journal des Economistes erschien, in wenig verblümter Weise un- glaubliche Umgestaltungen der Karte Europas (auf Kosten Deutsch- lands, Österreich-Ungarns, Rußlands, Englands) fordert. (Vgl. beson- ders S. 178 des Joum. des Econ.) Wenn ein Gemäßigter so spricht, so kann man denken, was für Zumutungen uns erst von Extremen gemacht werden würden! Jm Pferdehandel und in der Politik muß man die Augen offen halten, sonst wird man übervorteilt. F. Die Baronin B. v. Suttner sprach sich 1894 in der schweizerischen Zeitschrift "Der Friede", wenigstens anscheinend, für den deutschen Besitz Elsaß-Lothringens aus.16) Die in Deutschland vorherrschende Ansicht, diese Autorin bringe dem Reiche nur Schaden, ist übertrieben. Als ich 1894 Materialien zu meiner oben S. 22 erwähnten Broschüre sammelte, schrieb ich, rein geschäftlich, an das Bureau der Österreichischen Friedensgesellschaft in Wien, und bat um ihre Statuten. Das Bureau sandte meinen Brief an die Baronin, die mir schrieb, sich erbot, mir Materialien zu verschaffen und zu leihen. Jch habe diese Offerte natürlich mit Dank angenommen. Jn der Lieferung dieser Drucksachen lag eine gewisse Förderung der deutschen Jnteressen, da meine Schrift natürlich mit Entschiedenheit für Preußen-Deutschland und den Protestantismus, überhaupt für die moderne Kultur, eintritt. Die Suttner'sche Zeitschrift enthält auch verschiedene Notizen, die von nationalliberalen und konservativen Pu- blizisten, ja, von Diplomaten und Kriegsministern des Deutschen Reiches sehr gut verwandt werden können. Beispielsweise seien aus dem Jahrgange 1896 angeführt: S. 47, 92 (G. Moch's Plaidoyer Jargon französischer, österreichischer u. s. w. Preußenfeinde erklären, 1870, 1866 und früher habe die „Gewalt“ über das „Recht“ gesiegt, Deutschland habe Elsaß-Lothringen und Nordschleswig abzu- treten, Polen sei wieder herzustellen u. s. w. Die Deutschenfeinde des Tribunals würden denken: „Die Jndustriellen, Lehrerinnen, Gou- vernanten u. s. w. des Deutschen Reiches haben uns lange genug eine überlegene, unbequeme Konkurrenz gemacht; jetzt wollen wir ein- mal das deutsche Volk recht gehörig schädigen, damit es ein für alle Mal unschädlich, konkurrenzunfähig gemacht wird.“ Frédéric Passy ist ein tüchtiger Nationalökonom, ein Freihändler, eine Art Friedens- freund, membre de l’Institut. Trotzdem hielt er 1895 in der So- ciété française pour l’arbitrage entre nations einen Vortrag über die Zukunft Europas, der als Broschüre und im Februarheft des Journal des Économistes erschien, in wenig verblümter Weise un- glaubliche Umgestaltungen der Karte Europas (auf Kosten Deutsch- lands, Österreich-Ungarns, Rußlands, Englands) fordert. (Vgl. beson- ders S. 178 des Joum. des Écon.) Wenn ein Gemäßigter so spricht, so kann man denken, was für Zumutungen uns erst von Extremen gemacht werden würden! Jm Pferdehandel und in der Politik muß man die Augen offen halten, sonst wird man übervorteilt. F. Die Baronin B. v. Suttner sprach sich 1894 in der schweizerischen Zeitschrift „Der Friede“, wenigstens anscheinend, für den deutschen Besitz Elsaß-Lothringens aus.16) Die in Deutschland vorherrschende Ansicht, diese Autorin bringe dem Reiche nur Schaden, ist übertrieben. Als ich 1894 Materialien zu meiner oben S. 22 erwähnten Broschüre sammelte, schrieb ich, rein geschäftlich, an das Bureau der Österreichischen Friedensgesellschaft in Wien, und bat um ihre Statuten. Das Bureau sandte meinen Brief an die Baronin, die mir schrieb, sich erbot, mir Materialien zu verschaffen und zu leihen. Jch habe diese Offerte natürlich mit Dank angenommen. Jn der Lieferung dieser Drucksachen lag eine gewisse Förderung der deutschen Jnteressen, da meine Schrift natürlich mit Entschiedenheit für Preußen-Deutschland und den Protestantismus, überhaupt für die moderne Kultur, eintritt. Die Suttner’sche Zeitschrift enthält auch verschiedene Notizen, die von nationalliberalen und konservativen Pu- blizisten, ja, von Diplomaten und Kriegsministern des Deutschen Reiches sehr gut verwandt werden können. Beispielsweise seien aus dem Jahrgange 1896 angeführt: S. 47, 92 (G. Moch’s Plaidoyer <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <list> <item><pb facs="#f0030" n="24"/> Jargon französischer, österreichischer u. s. w. Preußenfeinde erklären,<lb/> 1870, 1866 und früher habe die „<hi rendition="#g">Gewalt</hi>“ über das „<hi rendition="#g">Recht</hi>“<lb/> gesiegt, Deutschland habe Elsaß-Lothringen und Nordschleswig abzu-<lb/> treten, Polen sei wieder herzustellen u. s. w. Die Deutschenfeinde des<lb/> Tribunals würden denken: „Die Jndustriellen, <hi rendition="#g">Lehrerinnen</hi>, <hi rendition="#g">Gou-<lb/> vernanten</hi> u. s. w. des Deutschen Reiches haben uns lange genug<lb/> eine überlegene, unbequeme Konkurrenz gemacht; jetzt wollen wir ein-<lb/> mal das deutsche Volk recht gehörig schädigen, damit es ein für alle<lb/> Mal unschädlich, konkurrenzunfähig gemacht wird.“ <hi rendition="#g">Frédéric Passy</hi><lb/> ist ein tüchtiger Nationalökonom, ein Freihändler, eine Art Friedens-<lb/> freund, <hi rendition="#aq">membre de l’Institut</hi>. Trotzdem hielt er 1895 in der <hi rendition="#aq">So-<lb/> ciété française pour l’arbitrage entre nations</hi> einen Vortrag über<lb/> die Zukunft Europas, der als Broschüre und im Februarheft des<lb/><hi rendition="#aq">Journal des Économistes</hi> erschien, in wenig verblümter Weise un-<lb/> glaubliche Umgestaltungen der Karte Europas (auf Kosten Deutsch-<lb/> lands, Österreich-Ungarns, Rußlands, Englands) fordert. (Vgl. beson-<lb/> ders S. 178 des <hi rendition="#aq">Joum. des Écon</hi>.) Wenn ein Gemäßigter so spricht,<lb/> so kann man denken, was für Zumutungen uns erst von Extremen<lb/> gemacht werden würden! Jm Pferdehandel und in der Politik muß<lb/> man die Augen offen halten, sonst wird man übervorteilt.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">F</hi>. Die Baronin B. v. <hi rendition="#g">Suttner</hi> sprach sich 1894 in der<lb/> schweizerischen Zeitschrift „Der Friede“, wenigstens anscheinend, für<lb/> den deutschen Besitz <hi rendition="#g">Elsaß-Lothringens</hi> aus.<note xml:id="end31" next="#end32" place="end" n="16)"/> Die in Deutschland<lb/> vorherrschende Ansicht, diese Autorin bringe dem Reiche nur Schaden,<lb/> ist übertrieben. Als ich 1894 Materialien zu meiner oben S. 22<lb/> erwähnten Broschüre sammelte, schrieb ich, rein geschäftlich, an das<lb/> Bureau der Österreichischen Friedensgesellschaft in Wien, und bat<lb/> um ihre Statuten. Das Bureau sandte meinen Brief an die Baronin,<lb/> die mir schrieb, sich erbot, mir Materialien zu verschaffen und zu<lb/> leihen. Jch habe diese Offerte natürlich mit Dank angenommen. Jn<lb/> der Lieferung dieser Drucksachen lag eine gewisse Förderung der<lb/> deutschen Jnteressen, da meine Schrift natürlich mit Entschiedenheit<lb/> für Preußen-Deutschland und den Protestantismus, überhaupt für<lb/> die moderne Kultur, eintritt. Die Suttner’sche Zeitschrift enthält auch<lb/> verschiedene Notizen, die von nationalliberalen und konservativen Pu-<lb/> blizisten, ja, von Diplomaten und Kriegsministern des Deutschen<lb/> Reiches sehr gut verwandt werden können. Beispielsweise seien aus<lb/> dem Jahrgange 1896 angeführt: S. 47, 92 (G. Moch’s Plaidoyer<lb/></item> </list> </div> </body> </text> </TEI> [24/0030]
Jargon französischer, österreichischer u. s. w. Preußenfeinde erklären,
1870, 1866 und früher habe die „Gewalt“ über das „Recht“
gesiegt, Deutschland habe Elsaß-Lothringen und Nordschleswig abzu-
treten, Polen sei wieder herzustellen u. s. w. Die Deutschenfeinde des
Tribunals würden denken: „Die Jndustriellen, Lehrerinnen, Gou-
vernanten u. s. w. des Deutschen Reiches haben uns lange genug
eine überlegene, unbequeme Konkurrenz gemacht; jetzt wollen wir ein-
mal das deutsche Volk recht gehörig schädigen, damit es ein für alle
Mal unschädlich, konkurrenzunfähig gemacht wird.“ Frédéric Passy
ist ein tüchtiger Nationalökonom, ein Freihändler, eine Art Friedens-
freund, membre de l’Institut. Trotzdem hielt er 1895 in der So-
ciété française pour l’arbitrage entre nations einen Vortrag über
die Zukunft Europas, der als Broschüre und im Februarheft des
Journal des Économistes erschien, in wenig verblümter Weise un-
glaubliche Umgestaltungen der Karte Europas (auf Kosten Deutsch-
lands, Österreich-Ungarns, Rußlands, Englands) fordert. (Vgl. beson-
ders S. 178 des Joum. des Écon.) Wenn ein Gemäßigter so spricht,
so kann man denken, was für Zumutungen uns erst von Extremen
gemacht werden würden! Jm Pferdehandel und in der Politik muß
man die Augen offen halten, sonst wird man übervorteilt.
F. Die Baronin B. v. Suttner sprach sich 1894 in der
schweizerischen Zeitschrift „Der Friede“, wenigstens anscheinend, für
den deutschen Besitz Elsaß-Lothringens aus.
¹⁶⁾
Die in Deutschland
vorherrschende Ansicht, diese Autorin bringe dem Reiche nur Schaden,
ist übertrieben. Als ich 1894 Materialien zu meiner oben S. 22
erwähnten Broschüre sammelte, schrieb ich, rein geschäftlich, an das
Bureau der Österreichischen Friedensgesellschaft in Wien, und bat
um ihre Statuten. Das Bureau sandte meinen Brief an die Baronin,
die mir schrieb, sich erbot, mir Materialien zu verschaffen und zu
leihen. Jch habe diese Offerte natürlich mit Dank angenommen. Jn
der Lieferung dieser Drucksachen lag eine gewisse Förderung der
deutschen Jnteressen, da meine Schrift natürlich mit Entschiedenheit
für Preußen-Deutschland und den Protestantismus, überhaupt für
die moderne Kultur, eintritt. Die Suttner’sche Zeitschrift enthält auch
verschiedene Notizen, die von nationalliberalen und konservativen Pu-
blizisten, ja, von Diplomaten und Kriegsministern des Deutschen
Reiches sehr gut verwandt werden können. Beispielsweise seien aus
dem Jahrgange 1896 angeführt: S. 47, 92 (G. Moch’s Plaidoyer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/walcker_frauenbewegung_1896 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/walcker_frauenbewegung_1896/30 |
Zitationshilfe: | Walcker, Karl: Die Frauenbewegung. Straßburg, 1896, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walcker_frauenbewegung_1896/30>, abgerufen am 16.02.2025. |