Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Das mich drängt hinüber, Die Blume der Wahrheit, Und seliger, trunkener Liebe, Wo sie blühen um den Quell, Die aus der Gottheit Fülle quillt, Wie Milch aus der Brust der Mutter? Oder sind es Thränen deines Auges, Die Thautropfen auf den Blättern, Die du geweint, Weil dein Kind du nicht bey dir hast? Trockne sie, liebender Vater! Ach! trockne sie! Dein Kind wird zu dir kommen, Weil rein es ist, wie das Licht; Jn dessen Fülle du wohnest; Dein Kind wird dich sehen! Das mich draͤngt hinuͤber, Die Blume der Wahrheit, Und ſeliger, trunkener Liebe, Wo ſie bluͤhen um den Quell, Die aus der Gottheit Fuͤlle quillt, Wie Milch aus der Bruſt der Mutter? Oder ſind es Thraͤnen deines Auges, Die Thautropfen auf den Blaͤttern, Die du geweint, Weil dein Kind du nicht bey dir haſt? Trockne ſie, liebender Vater! Ach! trockne ſie! Dein Kind wird zu dir kommen, Weil rein es iſt, wie das Licht; Jn deſſen Fuͤlle du wohneſt; Dein Kind wird dich ſehen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0007" n="7"/> <l>Das mich draͤngt hinuͤber,</l><lb/> <l>Hinuͤber zu dir?</l><lb/> <l>Und ich verlaße die Blumen,</l><lb/> <l>Meiner Jugend Geſpielen,</l><lb/> <l>Um zu pfluͤcken in Unſchuld</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Blume der Wahrheit,</l><lb/> <l>Und ſeliger, trunkener Liebe,</l><lb/> <l>Wo ſie bluͤhen um den Quell,</l><lb/> <l>Die aus der Gottheit Fuͤlle quillt,</l><lb/> <l>Wie Milch aus der Bruſt der Mutter?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Oder ſind es Thraͤnen deines Auges,</l><lb/> <l>Die Thautropfen auf den Blaͤttern,</l><lb/> <l>Die du geweint,</l><lb/> <l>Weil dein Kind du nicht bey dir haſt?</l><lb/> <l>Trockne ſie, liebender Vater!</l><lb/> <l>Ach! trockne ſie!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Dein Kind wird zu dir kommen,</l><lb/> <l>Weil rein es iſt, wie das Licht;</l><lb/> <l>Jn deſſen Fuͤlle du wohneſt;</l><lb/> <l>Dein Kind wird dich ſehen!</l> </lg> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [7/0007]
Das mich draͤngt hinuͤber,
Hinuͤber zu dir?
Und ich verlaße die Blumen,
Meiner Jugend Geſpielen,
Um zu pfluͤcken in Unſchuld
Die Blume der Wahrheit,
Und ſeliger, trunkener Liebe,
Wo ſie bluͤhen um den Quell,
Die aus der Gottheit Fuͤlle quillt,
Wie Milch aus der Bruſt der Mutter?
Oder ſind es Thraͤnen deines Auges,
Die Thautropfen auf den Blaͤttern,
Die du geweint,
Weil dein Kind du nicht bey dir haſt?
Trockne ſie, liebender Vater!
Ach! trockne ſie!
Dein Kind wird zu dir kommen,
Weil rein es iſt, wie das Licht;
Jn deſſen Fuͤlle du wohneſt;
Dein Kind wird dich ſehen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/7 |
Zitationshilfe: | Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/7>, abgerufen am 16.02.2025. |