frey zu sehen mein Vaterland. Aber wo nicht Einigkeit herrscht, wo alle sich nicht opfern für Eines, da wird nichts Großes werden. Die Acht verfolgt dich, mein Sohn. Fliehe aus Griechen- land. Lebe gar nicht darinn, wenn du nicht frey darinn leben kannst. Wand're nach Deutschland.
Cäcilie eilte aus dem Hause. Er ergriff ihre Hand. Auch sie sank weinend zu seinen Füßen. Caton, sprach der Greis, sey du meiner Tochter Schutz. Nimm sie mit dir nach Deutschland. Jn einem Gewölb' unter dem Hause findet ihr Reich- thümer genug, bis ans Ende des Lebens zu gelan- gen. Gebt euch die Hand.
Dann brach er noch Rosen und Akazien von dem Grabe, und sagte, zum blauen Himmel hin- aufblickend, mit einer Thräne: das Leben ist schön in Griechenland. Dank dir, Gott, daß ich in ihm ward, in ihm sterbe. Dann blickt' er uns noch einmal liebend an und verschied.
Wir begruben ihn den andern Tag. Jch öff- nete das Grab und den Sarg meiner Theone. Jch sah noch einmal ihren schönen Körper. Dann schloß ich ihn auf ewig. Des Nachts brachten wir unsere
frey zu ſehen mein Vaterland. Aber wo nicht Einigkeit herrſcht, wo alle ſich nicht opfern fuͤr Eines, da wird nichts Großes werden. Die Acht verfolgt dich, mein Sohn. Fliehe aus Griechen- land. Lebe gar nicht darinn, wenn du nicht frey darinn leben kannſt. Wand’re nach Deutſchland.
Caͤcilie eilte aus dem Hauſe. Er ergriff ihre Hand. Auch ſie ſank weinend zu ſeinen Fuͤßen. Caton, ſprach der Greis, ſey du meiner Tochter Schutz. Nimm ſie mit dir nach Deutſchland. Jn einem Gewoͤlb’ unter dem Hauſe findet ihr Reich- thuͤmer genug, bis ans Ende des Lebens zu gelan- gen. Gebt euch die Hand.
Dann brach er noch Roſen und Akazien von dem Grabe, und ſagte, zum blauen Himmel hin- aufblickend, mit einer Thraͤne: das Leben iſt ſchoͤn in Griechenland. Dank dir, Gott, daß ich in ihm ward, in ihm ſterbe. Dann blickt’ er uns noch einmal liebend an und verſchied.
Wir begruben ihn den andern Tag. Jch oͤff- nete das Grab und den Sarg meiner Theone. Jch ſah noch einmal ihren ſchoͤnen Koͤrper. Dann ſchloß ich ihn auf ewig. Des Nachts brachten wir unſere
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0048"n="48"/>
frey zu ſehen mein Vaterland. Aber wo nicht<lb/>
Einigkeit herrſcht, wo alle ſich nicht opfern fuͤr<lb/>
Eines, da wird nichts Großes werden. Die Acht<lb/>
verfolgt dich, mein Sohn. Fliehe aus Griechen-<lb/>
land. Lebe gar nicht darinn, wenn du nicht frey<lb/>
darinn leben kannſt. Wand’re nach Deutſchland.</p><lb/><p>Caͤcilie eilte aus dem Hauſe. Er ergriff ihre<lb/>
Hand. Auch ſie ſank weinend zu ſeinen Fuͤßen.<lb/>
Caton, ſprach der Greis, ſey du meiner Tochter<lb/>
Schutz. Nimm ſie mit dir nach Deutſchland. Jn<lb/>
einem Gewoͤlb’ unter dem Hauſe findet ihr Reich-<lb/>
thuͤmer genug, bis ans Ende des Lebens zu gelan-<lb/>
gen. Gebt euch die Hand.</p><lb/><p>Dann brach er noch Roſen und Akazien von<lb/>
dem Grabe, und ſagte, zum blauen Himmel hin-<lb/>
aufblickend, mit einer Thraͤne: das Leben iſt ſchoͤn<lb/>
in Griechenland. Dank dir, Gott, daß ich in ihm<lb/>
ward, in ihm ſterbe. Dann blickt’ er uns noch<lb/>
einmal liebend an und verſchied.</p><lb/><p>Wir begruben ihn den andern Tag. Jch oͤff-<lb/>
nete das Grab und den Sarg meiner Theone. Jch<lb/>ſah noch einmal ihren ſchoͤnen Koͤrper. Dann ſchloß<lb/>
ich ihn auf ewig. Des Nachts brachten wir unſere<lb/></p></div></body></text></TEI>
[48/0048]
frey zu ſehen mein Vaterland. Aber wo nicht
Einigkeit herrſcht, wo alle ſich nicht opfern fuͤr
Eines, da wird nichts Großes werden. Die Acht
verfolgt dich, mein Sohn. Fliehe aus Griechen-
land. Lebe gar nicht darinn, wenn du nicht frey
darinn leben kannſt. Wand’re nach Deutſchland.
Caͤcilie eilte aus dem Hauſe. Er ergriff ihre
Hand. Auch ſie ſank weinend zu ſeinen Fuͤßen.
Caton, ſprach der Greis, ſey du meiner Tochter
Schutz. Nimm ſie mit dir nach Deutſchland. Jn
einem Gewoͤlb’ unter dem Hauſe findet ihr Reich-
thuͤmer genug, bis ans Ende des Lebens zu gelan-
gen. Gebt euch die Hand.
Dann brach er noch Roſen und Akazien von
dem Grabe, und ſagte, zum blauen Himmel hin-
aufblickend, mit einer Thraͤne: das Leben iſt ſchoͤn
in Griechenland. Dank dir, Gott, daß ich in ihm
ward, in ihm ſterbe. Dann blickt’ er uns noch
einmal liebend an und verſchied.
Wir begruben ihn den andern Tag. Jch oͤff-
nete das Grab und den Sarg meiner Theone. Jch
ſah noch einmal ihren ſchoͤnen Koͤrper. Dann ſchloß
ich ihn auf ewig. Des Nachts brachten wir unſere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/48>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.