ter aus seinen Papieren, die zugleich einen tiefen Blick in den schrecklichen Zustand seines verwirrten Gemüthes geben. Jm Original sind sie abgetheilt, wie Verse, nach Pindarischer Weise.
Jn lieblicher Bläue blühet mit dem metall- enen Dache der Kirchthurm. Den umschwebet Geschrey der Schwalben, den umgiebt die rührend- ste Bläue. Die Sonne gehet hoch darüber und färbet das Blech, im Winde aber oben stille krähet die Fahne. Wenn einer unter der Glocke dann her- abgeht, jene Treppen, ein stilles Leben ist es, weil, wenn abgesondert so sehr die Gestalt ist, die Bild- samkeit herauskommt dann des Menschen. Die Fenster, daraus die Glocken tönen, sind wie Thore an Schönheit. Nämlich, weil noch der Natur nach sind die Thore, haben diese die Aehnlichkeit von Bäumen des Walds. Reinheit aber ist auch Schön- heit. Jnnen aus Verschiedenem entsteht ein ernster Geist. So sehr einfältig aber die Bilder, so sehr heilig sind die, daß man wirklich oft fürchtet, die zu beschreiben. Die Himmlischen aber, die immer gut sind, alles zumal, wie Reiche, haben diese, Tugend und Freude. Der Mensch darf das nach- ahmen. Darf, wenn lauter Mühe das Leben, ein
ter aus ſeinen Papieren, die zugleich einen tiefen Blick in den ſchrecklichen Zuſtand ſeines verwirrten Gemuͤthes geben. Jm Original ſind ſie abgetheilt, wie Verſe, nach Pindariſcher Weiſe.
Jn lieblicher Blaͤue bluͤhet mit dem metall- enen Dache der Kirchthurm. Den umſchwebet Geſchrey der Schwalben, den umgiebt die ruͤhrend- ſte Blaͤue. Die Sonne gehet hoch daruͤber und faͤrbet das Blech, im Winde aber oben ſtille kraͤhet die Fahne. Wenn einer unter der Glocke dann her- abgeht, jene Treppen, ein ſtilles Leben iſt es, weil, wenn abgeſondert ſo ſehr die Geſtalt iſt, die Bild- ſamkeit herauskommt dann des Menſchen. Die Fenſter, daraus die Glocken toͤnen, ſind wie Thore an Schoͤnheit. Naͤmlich, weil noch der Natur nach ſind die Thore, haben dieſe die Aehnlichkeit von Baͤumen des Walds. Reinheit aber iſt auch Schoͤn- heit. Jnnen aus Verſchiedenem entſteht ein ernſter Geiſt. So ſehr einfaͤltig aber die Bilder, ſo ſehr heilig ſind die, daß man wirklich oft fuͤrchtet, die zu beſchreiben. Die Himmliſchen aber, die immer gut ſind, alles zumal, wie Reiche, haben dieſe, Tugend und Freude. Der Menſch darf das nach- ahmen. Darf, wenn lauter Muͤhe das Leben, ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="153"/>
ter aus ſeinen Papieren, die zugleich einen tiefen<lb/>
Blick in den ſchrecklichen Zuſtand ſeines verwirrten<lb/>
Gemuͤthes geben. Jm Original ſind ſie abgetheilt,<lb/>
wie Verſe, nach Pindariſcher Weiſe.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jn lieblicher Blaͤue bluͤhet mit dem metall-<lb/>
enen Dache der Kirchthurm. Den umſchwebet<lb/>
Geſchrey der Schwalben, den umgiebt die ruͤhrend-<lb/>ſte Blaͤue. Die Sonne gehet hoch daruͤber und<lb/>
faͤrbet das Blech, im Winde aber oben ſtille kraͤhet<lb/>
die Fahne. Wenn einer unter der Glocke dann her-<lb/>
abgeht, jene Treppen, ein ſtilles Leben iſt es, weil,<lb/>
wenn abgeſondert ſo ſehr die Geſtalt iſt, die Bild-<lb/>ſamkeit herauskommt dann des Menſchen. Die<lb/>
Fenſter, daraus die Glocken toͤnen, ſind wie Thore<lb/>
an Schoͤnheit. Naͤmlich, weil noch der Natur nach<lb/>ſind die Thore, haben dieſe die Aehnlichkeit von<lb/>
Baͤumen des Walds. Reinheit aber iſt auch Schoͤn-<lb/>
heit. Jnnen aus Verſchiedenem entſteht ein ernſter<lb/>
Geiſt. So ſehr einfaͤltig aber die Bilder, ſo ſehr<lb/>
heilig ſind die, daß man wirklich oft fuͤrchtet, die<lb/>
zu beſchreiben. Die Himmliſchen aber, die immer<lb/>
gut ſind, alles zumal, wie Reiche, haben dieſe,<lb/>
Tugend und Freude. Der Menſch darf das nach-<lb/>
ahmen. Darf, wenn lauter Muͤhe das Leben, ein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[153/0153]
ter aus ſeinen Papieren, die zugleich einen tiefen
Blick in den ſchrecklichen Zuſtand ſeines verwirrten
Gemuͤthes geben. Jm Original ſind ſie abgetheilt,
wie Verſe, nach Pindariſcher Weiſe.
Jn lieblicher Blaͤue bluͤhet mit dem metall-
enen Dache der Kirchthurm. Den umſchwebet
Geſchrey der Schwalben, den umgiebt die ruͤhrend-
ſte Blaͤue. Die Sonne gehet hoch daruͤber und
faͤrbet das Blech, im Winde aber oben ſtille kraͤhet
die Fahne. Wenn einer unter der Glocke dann her-
abgeht, jene Treppen, ein ſtilles Leben iſt es, weil,
wenn abgeſondert ſo ſehr die Geſtalt iſt, die Bild-
ſamkeit herauskommt dann des Menſchen. Die
Fenſter, daraus die Glocken toͤnen, ſind wie Thore
an Schoͤnheit. Naͤmlich, weil noch der Natur nach
ſind die Thore, haben dieſe die Aehnlichkeit von
Baͤumen des Walds. Reinheit aber iſt auch Schoͤn-
heit. Jnnen aus Verſchiedenem entſteht ein ernſter
Geiſt. So ſehr einfaͤltig aber die Bilder, ſo ſehr
heilig ſind die, daß man wirklich oft fuͤrchtet, die
zu beſchreiben. Die Himmliſchen aber, die immer
gut ſind, alles zumal, wie Reiche, haben dieſe,
Tugend und Freude. Der Menſch darf das nach-
ahmen. Darf, wenn lauter Muͤhe das Leben, ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/153>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.