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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Man brachte den Sarg herein. Da riß er sich
wieder los. Kein Arm war nun stark genug, den
Rasenden zu halten. Seine Kraft war riesen-
mäßig.

Er kniete vor das Mädchen, weinte laut, küßte
sie auf Mund und Stirne, löste ihre Locken auf,
faßte sie dann um den Leib, legte ihr wankendes
Haupt an seinen Busen und trug sie zum Sarg.
Keine fremde Hand durfte sie anrühren. Er legte
sie selbst hinein. Bey all' dem sprach er nichts.

Caton führte Cäcilien herein. Sie war ent-
kräftet und lehnte sich an Catons Brust. Sie zer-
floß in Thränen, wie sie das junge geliebte Mäd-
chen im Sarge sah, und die vielen Blumen auf
ihr, und den wahnsinnigen Jüngling daneben knie-
end. Auch Catons männliches Auge war voll
Thränen.

Auf einmal schlug Phaethon den Sargdeckel
zu. Cäcilie sank mit einem lauten Schrey zu Bo-
den. Man brachte sie weg. Phaethon lächelte.

Der Sarg ward in ein Gewölbe des Mauso-
leums getragen. Phaethon folgte. Gegen Abend

Man brachte den Sarg herein. Da riß er ſich
wieder los. Kein Arm war nun ſtark genug, den
Raſenden zu halten. Seine Kraft war rieſen-
maͤßig.

Er kniete vor das Maͤdchen, weinte laut, kuͤßte
ſie auf Mund und Stirne, loͤste ihre Locken auf,
faßte ſie dann um den Leib, legte ihr wankendes
Haupt an ſeinen Buſen und trug ſie zum Sarg.
Keine fremde Hand durfte ſie anruͤhren. Er legte
ſie ſelbſt hinein. Bey all’ dem ſprach er nichts.

Caton fuͤhrte Caͤcilien herein. Sie war ent-
kraͤftet und lehnte ſich an Catons Bruſt. Sie zer-
floß in Thraͤnen, wie ſie das junge geliebte Maͤd-
chen im Sarge ſah, und die vielen Blumen auf
ihr, und den wahnſinnigen Juͤngling daneben knie-
end. Auch Catons maͤnnliches Auge war voll
Thraͤnen.

Auf einmal ſchlug Phaethon den Sargdeckel
zu. Caͤcilie ſank mit einem lauten Schrey zu Bo-
den. Man brachte ſie weg. Phaethon laͤchelte.

Der Sarg ward in ein Gewoͤlbe des Mauſo-
leums getragen. Phaethon folgte. Gegen Abend

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[149/0149] Man brachte den Sarg herein. Da riß er ſich wieder los. Kein Arm war nun ſtark genug, den Raſenden zu halten. Seine Kraft war rieſen- maͤßig. Er kniete vor das Maͤdchen, weinte laut, kuͤßte ſie auf Mund und Stirne, loͤste ihre Locken auf, faßte ſie dann um den Leib, legte ihr wankendes Haupt an ſeinen Buſen und trug ſie zum Sarg. Keine fremde Hand durfte ſie anruͤhren. Er legte ſie ſelbſt hinein. Bey all’ dem ſprach er nichts. Caton fuͤhrte Caͤcilien herein. Sie war ent- kraͤftet und lehnte ſich an Catons Bruſt. Sie zer- floß in Thraͤnen, wie ſie das junge geliebte Maͤd- chen im Sarge ſah, und die vielen Blumen auf ihr, und den wahnſinnigen Juͤngling daneben knie- end. Auch Catons maͤnnliches Auge war voll Thraͤnen. Auf einmal ſchlug Phaethon den Sargdeckel zu. Caͤcilie ſank mit einem lauten Schrey zu Bo- den. Man brachte ſie weg. Phaethon laͤchelte. Der Sarg ward in ein Gewoͤlbe des Mauſo- leums getragen. Phaethon folgte. Gegen Abend

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/149>, abgerufen am 22.11.2024.