Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Er legte sie wieder auf das Kissen, so sanft, Jch trat der Abgeschiedenen nahe. Mich über- Caton schien gefaßt. Cäcilie war untröstlich. Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht Die ganze Nacht soll er im Zimmer auf und Am nächsten Morgen dankte mir Caton freund- Aber bald that sich die Thüre auf und Phae- 10 *
Er legte ſie wieder auf das Kiſſen, ſo ſanft, Jch trat der Abgeſchiedenen nahe. Mich uͤber- Caton ſchien gefaßt. Caͤcilie war untroͤſtlich. Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht Die ganze Nacht ſoll er im Zimmer auf und Am naͤchſten Morgen dankte mir Caton freund- Aber bald that ſich die Thuͤre auf und Phae- 10 *
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Er legte ſie wieder auf das Kiſſen, ſo ſanft,
ſo zaͤrtlich! und kniete neben ſie hin!
Jch trat der Abgeſchiedenen nahe. Mich uͤber-
wallte die unausſprechliche Schoͤne. Wie Milch
war ihr ganzes Angeſicht. Und dieſe Lippen! wie
noch warm von den Kuͤſſen, die Phaethon auf die
Weichen gedruͤckt hatte!
Caton ſchien gefaßt. Caͤcilie war untroͤſtlich.
Atalanta’s Tod, Phaethons Wahnſinn hatten zu
ſehr auf ſie gewirkt. Man mußte ſie ohnmaͤchtig
wegtragen.
Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht
verlaſſen. Er ſprach kein vernuͤnftiges Wort mehr.
Die ganze Nacht ſoll er im Zimmer auf und
abgegangen ſeyn, ohne ein Wort zu ſprechen.
Am naͤchſten Morgen dankte mir Caton freund-
lich fuͤr meine Begleitung. Wir giengen auf das
Zimmer, wo die Todte lag. Phaethon war nicht
da. Wir erſchracken.
Aber bald that ſich die Thuͤre auf und Phae-
thon trat herein mit allerley Blumen, Jaßminen,
Lavendel, Ringelblumen, Tulpen, Roſen, Lilien,
10 *
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Zitationshilfe: | Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/147>, abgerufen am 16.07.2024. |