Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Ewiges Seyn ... Ewiges Nichts ... wie fürch- Denke dir das Nichts! Bruder! das Nichts! .. Was ist auf Erden der Mensch? was der Als ich mich noch so ewig fühlte, o! Auf das ewige Sehnen und Kämpfen, das Eine Thräne im Auge meines Mädchens .... Das Leben ist ein ungeheures Meer, in dem Es ist Gott wohl ein liebender Gott, aber ich Ewiges Seyn … Ewiges Nichts … wie fuͤrch- Denke dir das Nichts! Bruder! das Nichts! .. Was iſt auf Erden der Menſch? was der Als ich mich noch ſo ewig fuͤhlte, o! Auf das ewige Sehnen und Kaͤmpfen, das Eine Thraͤne im Auge meines Maͤdchens .... Das Leben iſt ein ungeheures Meer, in dem Es iſt Gott wohl ein liebender Gott, aber ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="126"/> <p>Ewiges Seyn … Ewiges Nichts … wie fuͤrch-<lb/> terliche Feinde ſich gegenuͤber liegend, einander zer-<lb/> ſioͤrend und aufreibend, beyde … mir gleich ver-<lb/> haßt .... Mir wirbelt’s!</p><lb/> <p>Denke dir das Nichts! Bruder! das Nichts! ..<lb/> Menſch!</p><lb/> <p>Was iſt auf Erden der Menſch? was der<lb/> Blumenſtaub auf dem Blatte. Sie verwehen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#g">Als ich mich noch ſo ewig fuͤhlte, o!<lb/> da war ich wie ein Gott!</hi> </p><lb/> <p>Auf das ewige Sehnen und Kaͤmpfen, das<lb/> Ringen und Treiben muß doch Ermattung folgen,<lb/> und auf Ermattung? … Tod?</p><lb/> <p>Eine Thraͤne im Auge meines Maͤdchens ....<lb/> Ein Blick in ihre Seele … ein Kuß in ihre reinen<lb/> Wangen — Ein ſtummer Druck ihrer Hand —<lb/> machte mich das nicht unſterblich?</p><lb/> <p>Das Leben iſt ein ungeheures Meer, in dem<lb/> wir ſchwimmen, bis ſeine Wogen uns verſchlingen.</p><lb/> <p>Es iſt Gott wohl ein liebender Gott, aber ich<lb/> fuͤhle doch, wenn er mich an ſeinen Buſen druͤckt,<lb/> daß ich ſo klein bin gegen ihn.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [126/0126]
Ewiges Seyn … Ewiges Nichts … wie fuͤrch-
terliche Feinde ſich gegenuͤber liegend, einander zer-
ſioͤrend und aufreibend, beyde … mir gleich ver-
haßt .... Mir wirbelt’s!
Denke dir das Nichts! Bruder! das Nichts! ..
Menſch!
Was iſt auf Erden der Menſch? was der
Blumenſtaub auf dem Blatte. Sie verwehen.
Als ich mich noch ſo ewig fuͤhlte, o!
da war ich wie ein Gott!
Auf das ewige Sehnen und Kaͤmpfen, das
Ringen und Treiben muß doch Ermattung folgen,
und auf Ermattung? … Tod?
Eine Thraͤne im Auge meines Maͤdchens ....
Ein Blick in ihre Seele … ein Kuß in ihre reinen
Wangen — Ein ſtummer Druck ihrer Hand —
machte mich das nicht unſterblich?
Das Leben iſt ein ungeheures Meer, in dem
wir ſchwimmen, bis ſeine Wogen uns verſchlingen.
Es iſt Gott wohl ein liebender Gott, aber ich
fuͤhle doch, wenn er mich an ſeinen Buſen druͤckt,
daß ich ſo klein bin gegen ihn.
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Zitationshilfe: | Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/126>, abgerufen am 16.07.2024. |