Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Locken flatterten in den Lüften. Ein Meer von Caton -- stammelt' ich, und weiter nichts. Mit Staunen blieb ich steh'n vor meinem Bild. Wir saßen auf dem Rasen. Drunten lag ein Und lange schwiegen alle. Atalanta sah auf Locken flatterten in den Luͤften. Ein Meer von Caton — ſtammelt’ ich, und weiter nichts. Mit Staunen blieb ich ſteh’n vor meinem Bild. Wir ſaßen auf dem Raſen. Drunten lag ein Und lange ſchwiegen alle. Atalanta ſah auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> Locken flatterten in den Luͤften. Ein Meer von<lb/> Wohlgeruͤchen ſtroͤhmt’ auf uns. Da erblickt’ ich<lb/> einen kleinen Tempel auf der Hoͤhe. Mein Aug’<lb/> erkannte zwey Geſtalten droben: da klopfte, da<lb/> ſchlug mein Buſen! Atalanta war’s, die Liebliche,<lb/> und die and’re war mein Amor.</p><lb/> <p>Caton — ſtammelt’ ich, und weiter nichts.<lb/> Er laͤchelte mich an. Drey Marmortreppen fuͤhr-<lb/> ten zu der Statue; das niedre Tempeldach war<lb/> nur getragen von 6 Saͤulen, und am Portale<lb/> ſtand geſchrieben: der Liebe!</p><lb/> <p>Mit Staunen blieb ich ſteh’n vor meinem Bild.<lb/> Ein Kranz von friſchen gruͤnen Akazien, Veilchen<lb/> und Roſen wand ſich um ſeine Schlaͤfe. Er ſah<lb/> gegen Morgen.</p><lb/> <p>Wir ſaßen auf dem Raſen. Drunten lag ein<lb/> ſpiegelklarer See, von duͤnkeln Trauerweiden, Tan-<lb/> nen und von kleinen weißen Bildern umgeben. An<lb/> ſeinen Ufern ſchaukelten die Winde einen angebun-<lb/> denen Kahn in den Silberwellen. Druͤber hinein<lb/> lag das Waldgebirge und die Burg.</p><lb/> <p>Und lange ſchwiegen alle. Atalanta ſah auf<lb/> die Blumen zu ihren Fuͤßen. Jhr weißer Hals<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
Locken flatterten in den Luͤften. Ein Meer von
Wohlgeruͤchen ſtroͤhmt’ auf uns. Da erblickt’ ich
einen kleinen Tempel auf der Hoͤhe. Mein Aug’
erkannte zwey Geſtalten droben: da klopfte, da
ſchlug mein Buſen! Atalanta war’s, die Liebliche,
und die and’re war mein Amor.
Caton — ſtammelt’ ich, und weiter nichts.
Er laͤchelte mich an. Drey Marmortreppen fuͤhr-
ten zu der Statue; das niedre Tempeldach war
nur getragen von 6 Saͤulen, und am Portale
ſtand geſchrieben: der Liebe!
Mit Staunen blieb ich ſteh’n vor meinem Bild.
Ein Kranz von friſchen gruͤnen Akazien, Veilchen
und Roſen wand ſich um ſeine Schlaͤfe. Er ſah
gegen Morgen.
Wir ſaßen auf dem Raſen. Drunten lag ein
ſpiegelklarer See, von duͤnkeln Trauerweiden, Tan-
nen und von kleinen weißen Bildern umgeben. An
ſeinen Ufern ſchaukelten die Winde einen angebun-
denen Kahn in den Silberwellen. Druͤber hinein
lag das Waldgebirge und die Burg.
Und lange ſchwiegen alle. Atalanta ſah auf
die Blumen zu ihren Fuͤßen. Jhr weißer Hals
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Zitationshilfe: | Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/84>, abgerufen am 16.02.2025. |