Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.blühen. Wir fühlen nur halb des Lebens Kraft Der Geist des göttlichen Pindaros ruht, wie Meine seligsten Stunden bracht' ich im Anti- bluͤhen. Wir fuͤhlen nur halb des Lebens Kraft Der Geiſt des goͤttlichen Pindaros ruht, wie Meine ſeligſten Stunden bracht’ ich im Anti- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0034" n="24"/> bluͤhen. Wir fuͤhlen nur halb des Lebens Kraft<lb/> und Schoͤne: denn ſeine andere Haͤlfte, der Koͤrper, iſt<lb/> fuͤr uns verloren. Wir ſtaunen an die Werke des<lb/> Alterthums, wie unglaubliche Rieſenſchoͤpfungen,<lb/> aber die Quelle, woraus der Geiſt der Alten floß,<lb/> bemerken wir nicht.</p><lb/> <p>Der Geiſt des goͤttlichen Pindaros ruht, wie<lb/> eine unermeßliche Eiche, uͤber den griechiſchen Kaͤmpf-<lb/> ern, in deren Schatten ſie den Schweiß ſich trock-<lb/> nen von der freyen. Heldenſtirne. Jn ſeinen feuer-<lb/> trunk’nen Geſaͤngen liegt das Geheimniß griechiſcher<lb/> Erziehung. Kein Grieche ſpricht den Geiſt ſeines<lb/> Volkes mehr aus in ſeiner Kraft und Fuͤlle, wie er.<lb/> Alle Strahlen griechiſcher Vollkommenheiten ſind<lb/> in ihm geſammelt, und wie zu Einer großen Sonne<lb/> geworden.</p><lb/> <p>Meine ſeligſten Stunden bracht’ ich im Anti-<lb/> kenſaale zu. Schon als ein kleiner Knabe, wo mich<lb/> die Zukunft, wie ein zarter Geiſt umſaͤuſelt, wo<lb/> ich mit kindlich heiterm Sinn nur nach dem Naͤch-<lb/> ſten griff, ach! wo mich all’ das, was ich jetzt er-<lb/> kannt, wie eine dunkle Ahnung noch umſpielte,<lb/> vergaß ich laͤchelnd Gegenwart und Zukunft, und<lb/> kniete ſtaunend in dem heil’gen Raume. Da hieng<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0034]
bluͤhen. Wir fuͤhlen nur halb des Lebens Kraft
und Schoͤne: denn ſeine andere Haͤlfte, der Koͤrper, iſt
fuͤr uns verloren. Wir ſtaunen an die Werke des
Alterthums, wie unglaubliche Rieſenſchoͤpfungen,
aber die Quelle, woraus der Geiſt der Alten floß,
bemerken wir nicht.
Der Geiſt des goͤttlichen Pindaros ruht, wie
eine unermeßliche Eiche, uͤber den griechiſchen Kaͤmpf-
ern, in deren Schatten ſie den Schweiß ſich trock-
nen von der freyen. Heldenſtirne. Jn ſeinen feuer-
trunk’nen Geſaͤngen liegt das Geheimniß griechiſcher
Erziehung. Kein Grieche ſpricht den Geiſt ſeines
Volkes mehr aus in ſeiner Kraft und Fuͤlle, wie er.
Alle Strahlen griechiſcher Vollkommenheiten ſind
in ihm geſammelt, und wie zu Einer großen Sonne
geworden.
Meine ſeligſten Stunden bracht’ ich im Anti-
kenſaale zu. Schon als ein kleiner Knabe, wo mich
die Zukunft, wie ein zarter Geiſt umſaͤuſelt, wo
ich mit kindlich heiterm Sinn nur nach dem Naͤch-
ſten griff, ach! wo mich all’ das, was ich jetzt er-
kannt, wie eine dunkle Ahnung noch umſpielte,
vergaß ich laͤchelnd Gegenwart und Zukunft, und
kniete ſtaunend in dem heil’gen Raume. Da hieng
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